Duisburg. In Duisburg debütiert jetzt die türkische Mezzosopranistin Ezgi Kutlu in der Titelrolle von Georges Bizets „Carmen“.
Eine richtige Operntradition gibt es in der Türkei noch nicht, doch als Staatsgründer Atatürk sein Land zum Westen öffnete, versuchte er seinem Volk auch die klassische mitteleuropäische Musik nahe zu bringen. Da es zurzeit aber nur sechs Opernhäuser in der Türkei gibt, kommen die jungen Talente natürlich gerne nach Deutschland mit seinen über 80 Musikbühnen. In Duisburg debütiert jetzt die türkische Mezzosopranistin Ezgi Kutlu in der Titelrolle von Georges Bizets „Carmen“.
Bereits mit 13 Jahren gewann die aus Ankara stammende Ezgi Kutlu einen Talentwettbewerb und erhielt ein Stipendium für ein Gesangsstudium: „Als ich zum ersten Mal auf der Bühne stand und mich über den Gesang ausdrücken konnte, hatte ich meinen Traumberuf gefunden. Wahrscheinlich wäre ich sonst Anwältin oder Ingenieurin geworden.“
Mit 21 Jahren ging die Sängerin für sechs Jahre zum Studium in die USA, besuchte die Juilliard School in New York und das Curtis Institute in Philadelphia. Für die Sängerin, die 2008 als Annio in Mozarts „Titus“ ihr Deutschland-Debüt an der Staatsoper Stuttgart gab, ist Heimat kein geographischer Ort: „Ich fühle mich dort zu Hause, wo ich mit Leuten, die ich mag, zusammen bin, und wenn ich im Theater meinen Beruf ausüben kann.“
Cherubino und Ariadne
Ihre bisherigen Lieblingsrollen sind der Cherubino in Mozarts „Hochzeit des Figaro“ und der Komponist in „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss, die sie beide in Nürnberg gesungen hat.
Als wichtige Auftritte in kleineren Rollen wertet sie die Clotilde in „Norma“ von Vincenzo Bellini, die sie bei den Salzburger Festspielen an der Seite von Edita Gruberova sang und die Fenena in Verdis „Nabucco“, mit der sie im Frühjahr an der Opera Roma unter der Leitung von Ricardo Muti ihr Italiendebüt gab. Mit der Carmen erweitert sie nun ihr Repertoire um eine der wichtigsten Rollen des Mezzofachs.
Zwar sei es ein besonderer Luxus des Sängerlebens, Rollen zu verkörpern, die einen ganz anderen Charakter hätten als der Darsteller, doch bei der Carmen sieht Ezgi Kutlu einige Parallelen: „Ich bin auch eine starke und direkte Frau, die ,Nein!´ sagt, wenn es nötig ist. Außerdem liebe ich meine Freiheit und tanze gerne. Carmen und ich haben halt beide einen mediterranen Charakter.“
Gute Atmosphäre am Rhein
An der Inszenierung von Carlos Wagner schätzt sie besonders, dass die Carmen am Ende genauso eine starke Persönlichkeit geworden ist wie der Stierkämpfer Escamillo: „Außerdem ist es ein großes Vergnügen, mit Generalmusikdirektor Axel Kober zu arbeiten. So eine gute Atmosphäre wie an der Deutschen Oper am Rhein findet man nicht an jedem Haus.“