Duisburg. . Der Spätherbst verwöhnt uns mit Sonne, aber das nächste Glatteis kommt bestimmt. Mit Trockenübungen bereiten sich die Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe Duisburg auf den Winterdienst vor. Auch wenn das Thermometer noch 18 Grad zeigt.

Die Sonnenstrahlen tauchen das Gelände der Wirtschaftsbetriebe Duisburg in eine angenehme Wärme, das Thermometer zeigt 18 Grad. Alles deutet auf einen idyllischen Herbstmorgen hin, wäre da nicht dieses eine Detail, das so gar nicht ins Bild passen will: Das große, orangefarbene Fahrzeug, auf dem in breiten Lettern „Winterdienst“ steht.

Ein Räumfahrzeug bei Sonnenschein – die Szenerie entbehrt nicht einer gewissen Komik. Aber das städtische Streukommando muss jederzeit einsatzbereit sein: „Innerhalb von ein paar Tagen können wir Minusgrade haben“, sagt Norbert Lorenz. „Das geht blitzschnell.“ Als Geschäftsbereichsleiter ist Lorenz unter anderem zuständig für den Winterdienst. Er weiß: Die Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit ist unverzichtbar. Für die Fahrer gibt es deshalb regelmäßig Schulungen.

„Geräumt wird nur wenige Monate im Jahr“

„Schalte mal auf Montage-Stellung“, ruft Andreas Rattay seinem Kollegen zu, der gerade die Hydraulikkabel des Schneepflugs einstellt. „Dann ist kein Druck auf den Leitungen, so lässt sich leichter am Schild arbeiten“, erklärt Rattay. „Schild“ – so nennen die Fahrer den Schneepflug.

Andreas Rattay ist verantwortlich für die Fuhrparkschulungen, bereitet in diesem Jahr 80 Fahrer und Einsatzleiter auf den Winterdienst vor. Fahrsicherheit, wirtschaftliches Fahren und Ladungssicherung sind Teile der Ausbildung, die gesetzlich vorgeschrieben ist. „Geräumt wird nur wenige Monate im Jahr“, erzählt Rattay. „Man muss die Abläufe immer wieder auffrischen, sonst hat man bis zum nächsten Winter wieder alles vergessen.“

Feuchtsalz-Technik sorgt für bessere Haftung

Das Räumfahrzeug DU-WB-2228 gehört zu den großen Abrollfahrzeugen; drei davon stehen im Fuhrpark der Wirtschaftsbetriebe. Sie sind variabel einsetzbar, dank eines Hakenlifts, an dem Müllcontainer wie Streutanks aufgehängt werden können. In den Tanks befindet sich Sole, ein Wasser-Salz-Gemisch, mit dem die Streukörner befeuchtet werden. „Diese Feuchtsalz-Technik sorgt für bessere Haftung“, erklärt Bereichsleiter Norbert Lorenz.

Wirtschaftsbetriebe sehen sich vorbereitet

Mehr als 10 000 Tonnen Streusalz haben die Wirtschaftsbetriebe Duisburg für den kommenden Winter gelagert. „Das reicht, um 20 Tage bei Dauereinsatz klarzukommen“, sagt Norbert Lorenz, zuständig für den Winterdienst. Bei extremen Schneefällen wie im vergangenen Dezember können die Räumfahrzeuge bis zu dreimal täglich alle Straßen abfahren. Aber die letzten beiden Winter hätten gezeigt, dass die Wettereinflüsse zunähmen. Und: „Man kann sich auf die Zusagen der Salzindustrie nicht verlassen“, sagt Lorenz.

Wenn der erste Schnee fällt, wird Michael Jansen einen dieser großen Wagen lenken. Die Fahrer sind alleine unterwegs, an die Steuerung habe er sich schnell gewöhnt. „Der hier fährt sich komfortabel“, erzählt Jansen, während er auf dem Betriebsgelände eine Runde dreht. Die zahlreichen Schalter rund um seinen Fahrersitz erinnern an eine Kommandozentrale, allein auf einer Seite hat das Räumfahrzeug vier Außenspiegel.

Der breiteste „Schild“ misst 3,15 Meter. Vor einem solch großen Fahrzeug hätten die meisten Verkehrsteilnehmer Respekt, sagt Jansen. „Aber viele sehen die Streufahrzeuge als Hindernis an. Das ist Unsinn, wir machen doch die Straßen befahrbar.“ Wegen eines Schneetreibens habe er einmal kaum etwas sehen können, sei mit 40 Stundenkilometern gefahren. „Einer hinter mir war genervt, hat mich überholt“, erinnert sich Jansen. „Dann hat er gemerkt, dass er selbst nichts sieht, und ist die ganze Zeit mit 20 vor mir hergefahren.“

„Unsere Lager sind komplett voll mit Streusalz“

Insgesamt muss der Winterdienst in Duisburg auf 1104 Kilometern Straßenlänge räumen und streuen – bei extremem Schneefall bis zu dreimal täglich. Die Strecken sind geordnet in Kategorien, höchste Priorität haben etwa Hauptverkehrsstraßen und das Gefahrgutnetz. „Unsere Lager sind komplett voll mit Streusalz“, stellt Norbert Lorenz klar.

Noch sind die Schulungen Trockenübungen. Doch der Winter kann mitunter plötzlich einsetzen und das nächste Glatteis kommt bestimmt. Die Räumtruppe der Wirtschaftsbetriebe ist vorbereitet.