Die massive Zuwanderung von Rumänen und Bulgaren, brennt den Hochfeldern auf den Nägeln. Das wurde auch am Donnerstag Abend bei einer Diskussion in der Pauluskirche deutlich. Der Klüngelklub, eine Hochfelder Hauseigentümergemeinschaft, hatte geladen und viele Hochfelder waren gekommen. So viele, dass die Sitzplätze in der Kirche nicht mehr reichten. Fazit des Abends: Die Hochfelder haben den Papp auf. Es hat sich eine Menge Wut angesammelt in den letzten zwei Jahren im Stadtteil, gemischt mit Hilflosigkeit.

Denn den Hochfeldern ist klar, dass die Menschen, die aus Südosteuropa gekommen sind, nicht wieder Richtung Heimat verschwinden werden. Auch wenn einige genau das gerne sehen würden. Zu schlecht sind die Lebensbedingungen dort. Oder wie es Thomas Rensing vom Klüngelklub formulierte: „Da würde ich auch abhauen.“

Auch Kinder angeboten?

Andererseits wollen sie weder vermüllte Straßen noch den „Arbeiterstrich“ am Siechenhausdreieck noch die Prostitution im Stadtteil. Zu letzterer äußerte sich in Pauluskirche Helga Tauch, die Vorsitzende von „Solwodi“, einer Organisation, die sich um in Not geratene Prostituierte kümmert. Auch sie, so Helga Tauch, höre immer wieder, dass in Hochfeld sogar Kinder angeboten würden. Aus reiner Not, vermutet sie. Denn die Zuwanderer bekommen von Rechts wegen durch die Bank keine Arbeitserlaubnis, dürfen sich keine regulären Jobs suchen: „Die Mädchen versuchen Geld zu verdienen und mit ihnen wird Geld verdient.“ Sie fordert die Heraufsetzung des Mindestalters für Prostitution auf 21 Jahre, um wenigstens der schlimmsten Auswüchse Herr zu werden.

Ute Hoppe, stellvertretende Leiterin der Globus-Gesamtschule, berichtete von den Seiteneinsteigerklassen, in denen die Kinder, ebenso wie 40 anderen Nationalitäten beschult werden. Ihre Forderung: „Wir brauchen dafür mehr Räume und Sachausstattung.“

Genau hier beginnt das Dilemma der Stadt, wie Jugendamtsleiter Thomas Krützberg unumwunden zugab: „Da sind wir sehr schwach aufgestellt.“ Erst in der Dezemberratssitzung werde die Verwaltung ein Handlungskonzept vorlegen, das diverse Maßnahmen in den Bereichen „Jugend und Bildung“, „Wohnen und Arbeiten“ sowie „Sicherheit und Ordnung“ vorschlage und dafür auch finanzielle Mittel festschreibe. Aber allein werde die klamme Kommune nicht alles stemmen können, was nötig wäre, um die Roma und Sinti tatsächlich zu integrieren. „Verdammt geärgert“ habe ihn, dass es immer noch Lösung gefunden worden sei, um zumindest eine Krankenversicherung für die Betroffenen zu organisieren: „Das geht so weit, dass wir als Jugendamt kranke Kinder für einen Tag aus der Familie nehmen, damit das Kind über uns versichert ist und behandelt werden kann.“

Heftige Kritik gab es an skrupellosen Vermietern, die den Roma und Sinti schrottreife Wohnungen und Häuser zu vollkommen überzogenen Mieten überlassen, und an lustlos agierenden Behörden. Vor allem der Zoll und das Ordnungsamt bekamen mit Blick auf Schwarzarbeit und überbelegte Häuser ihr Fett weg. Thomas Rensing vom Klüngelklub: „Ich habe den Eindruck, das ist organisierte Untätigkeit.“ Mit dieser Einschätzung steht er in Hochfeld nicht allein.