Duisburg. .

Die Debatte um den Zustand des Stadtteils Hochfeld geht weiter. Jetzt hat sich Prof. Dr. Roland Günter eingeschaltet.

Der Kunsthistoriker, bekannt durch sein Engagement zur Industriekultur und zur IBA Emscherpark, entrüstet sich über die vielen „künstlich gepflegten Vorurteile“, wo Duisburg doch eine weitestgehend normale Stadt sei, die ebenso viele unterschiedliche Lebens- und Vermögensverhältnisse habe wie andere Städte. Nur seien viele so intolerant und kleinkariert, dass sie das nicht erkennen könnten.

"Verantwortung ist präzise ausmachbar"

Einen erheblichen Handlungsbedarf sieht Günter schon. Denn einem schlechten Image folgten „manche Leute mit dunklem Treiben“, und um Verhältnisse wie in Neapel und Sizilien zu verhindern, müsse man agieren: „Verantwortung ist nämlich präzise ausmachbar. Das ist die Stadt-Verwaltung.“ So müsse sie in Sachen Schmutz tätig werden, unabhängig davon, wer ihn verursacht hat, auch wenn in Hochfeld ein doppelter Aufwand nötig sei.

Blog zu Hochfeld

Die Initiative Zukunftsstadtteil hat angekündigt, über die Situation in Hochfeld zu bloggen und die unterschiedlichen Standpunkte öffentlich zu machen. Die Seite „notruf.zukunftsstadtteil.de“ soll am Freitag, 19. August in seiner neuen Gestaltung freigeschaltet werden. Per Email erreichbar für Kommentare und Beiträge ist die Initiative ab sofort unter der Adresse „notruf@zukunftsstadtteil.de“.

Von unkontrollierter Zuwanderung profitierende Vermieter, die Wohnungen überbelegen, nennt Günter als weitere Tatsache, der mit den Mitteln des Rechtsstaats Einhalt zu gebieten sei. Denn sonst - so eine weitere Erkenntnis - würden sich kriminelle Banden einnisten. Die Polizei müsste Sonderkommissionen einsetzen, bevor schlimme Straftaten oder gar Morde passieren. „Denn die Gesetzeslage zielt auf ein friedliches und vernünftiges Zusammenleben und nicht darauf, was sich die Bequemlichkeit von Verwaltungen, Stadtreinigung und Polizei als Durchschnitt vorstellen und mit einem falsch verstandenen Gleichheitsgrundsatz herunter bagatellisieren“, sagt Günter.

"Unser Dorf soll schöner werden"

Um eine positivere Wahrnehmung dieser „sowas von spannenden Stadt“ hinzukriegen, könne man viele kleine Rädchen drehen. Zur Verkehrsberuhigung schlägt er hier und da Sackgassen-Schilder vor. Zur Belebung des Stadtbildes nach dem Rezept von „Unser Dorf soll schöner werden“ wäre etwas mit Blumen denkbar, „Frauen sind doch verrückt danach, meine auch“, weiß er - und dass man nicht alles nach dem Versorgungsprinzip gestalten sollte: „Man muss die Leute in Bewegung setzen“.

Ende August soll Manifest erscheinen

Derweil sei das Gegenteil der Fall, denn es gebe in Hochfeld bereits Menschen, die beispielhaft den Stadtteil entwickeln: „Es ist ein Skandal, dass ausgerechnet aus den Instanzen, die für das Gemeinwohl institutionell zuständig sind und dafür persönlich anständig bezahlt werden, diese ausgezeichnete Arbeit durch Untätigkeit konterkariert wird.“

Günter kündigt an, dass Ende August ein Manifest erscheint, an dem unter anderem Alt-OB Josef Krings mitwirkte. Es soll „dem erbärmlichen Argument, kein Geld zu haben“, ein Ende setzen mit einem Ideen-Katalog, dessen Umsetzung nichts kostet. Und der nicht nur für Duisburg, sondern für das ganze Ruhrgebiet gelten könne.