Trutzig wie eine Burg ragt der Beton-Koloss am alten RWSG-Speicher am Innenhafen in den Himmel. Trotzig zeigt sich der Bauherr des neuen Landesarchivs NRW, der landeseigene Bau- und Liegenschaftsbetrieb BLB. Er zieht die Brücke hoch: Bloß keine Presse, bloß keine Baureportage. Nachwehen aus der skandalträchtigen Vorgeschichte sind das wohl, Pressescheu wegen der Ermittlungen gegen den Ex-BLB-Chef.
Duisburgs größte Baustelle. Auch die teuerste mit einen Volumen von nunmehr mindestens 160 Millionen Euro. Und eine Baustelle, die der Stadt eine spektakuläre neue Landmarke beschert. Doch alles Drängen der WAZ, ihren Lesern und den Bürgern „ihr“ neues Architektur-Highlight näher zu bringen, stößt bei der Düsseldorfer BLB-Zentrale auf Ablehnung. Nein, eine Baustellenbesichtigung sei aus „bautechnischen und Sicherheitsgründen“ leider nicht möglich. So, so.
Chance vertan: Archiv mauert sich ein
Keine Frage, mit dem NRW-Archiv bekommt Duisburg eine wichtige Institution des Landes in die Stadt. Und architektonisch ist der Koloss beeindruckend, fraglos eine Landmarke, die das Innenhafen- und City-Areal bereichert. Das Archiv ist zudem mehr als verstaubte Aktensammlung und Forscherstube. Es soll lebendiges Gedächtnis des Landes sein, mitteilsam, eine Einrichtung für die Bürger, mit offenen Türen.
Doch es geschieht das Gegenteil. Aus falscher Scheu scheut der BLB die Öffentlichkeit. Ganz klar, wegen der Vorgeschichte, wegen der Kostenexplosion, wegen der Ermittlungen gegen den geschassten Ex-Chef. Er blockt ab, hockt trotzig in der Beton-Burg. So wird die Chance vertan, bei den Duisburgern Neugier zu erzeugen und Nähe und Akzeptanz zu schaffen. Duisburg hat schon genug hausgemachte Negativ-Schlagzeilen. Da braucht es keine von außen. Oliver Schmeer
Also muss man sich begnügen mit dürren Pressemitteilungen über den Baufortschritt des künftigen „Gedächtnisses des Landes“. Muss mit dem Blick von außen vorlieb nehmen. Vom Hafenbecken etwa, den man sich mit zwei Obdachlosen teilt, die auf einer Uferbank sitzen. Oder von der anderen Seite, von der Schifferstraße, auf der man den Kopf in den Nacken legen muss, um die über 60 Meter aufragende Spitze des Betonklotzes sehen zu können.
134 Regalkilometer, 21 Stockwerke
Der „Turmbau zu Duisburg“ ist ein spektakulärer. Grau-Weiß ragt der gigantische, fensterlose Betonklotz aus den Giebeldächern des einstigen Speichers hervor, an dem der damalige CDU-Ministerpräsident Rüttgers im April 2010 den ersten Spatenstich tätigte und „Deutschlands schönstes Archiv“ versprach. Um drei Meter am Tag wuchs der Koloss dank besonderer Schalungstechnik im Sommer. Mit dem Spitzdach wird der Mittelteil 78 Meter hoch sein. Auf 160 Metern schlängelt sich daneben die wellenförmige Rohbaukulisse des Seitentraktes das Hafenbecken entlang.
Anfang 2012 soll der Rohbau fertig sein. Dann wird der Klotz rot verklinkert. Ein Jahr später soll das Landesarchiv öffnen, das auf 134 Regalkilometern und in 21 Stockwerken des Turms Nordrhein-Westfalens Geschichte und Millionen Akten und Dokumente archivieren wird. Unter anderem auch das Original der nordrhein-westfälischen Landesverfassung.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.