Duisburg.

Handchirurgie war das Thema des WAZ-Medizinforums in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Buchholz. Über 200 Gäste informierten sich über Handerkrankungen und ihre operative Behandlung.

Hände stehen im Mittelpunkt menschlichen Wirkens. Wir arbeiten mit unseren Händen, fühlen und ertasten, wärmen, gestikulieren und schreiben. Mit unseren Händen können wir zärtlich, aber auch grob sein. Aber Hände können natürlich auch krank werden: Drei typische Erkrankungen der Hand stellten Fachärzte der BG Unfallklinik in Duisburg-Buchholz rund 230 Gästen beim WAZ- Medizinforum zur Handchirurgie vor: Die Dupuytren-Kontraktur, die ­Rhizarthrose und das Karpaltunnel-Syndrom. Wie groß das Interesse war, zeigte, dass nicht nur Bürger aus Duisburg, sondern auch aus benachbarten Städten nach Buchholz gekommen waren.

Bei dem von Oliver Schmeer, Chef der WAZ-Lokalredaktion, moderierten Medizinforum in der vollbesetzten Mehrzweckhalle der BGU, erläuterte Dr. Thomas Witte, Facharzt für klinische und Handchirurgie, zunächst die verbreitete Dupuytren-Kontraktur, eine gutartige Erkrankung der Handinnenfläche. Die Ursache der nach dem Entdecker, dem Pariser Chirurgen Baron Guillaume Dupuytren benannten Erkrankung, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Der Morbus Dupuytren tritt meist im mittleren Lebensalter auf. Männer sind mit 80 Prozent deutlich stärker und früher betroffen als Frauen. Typisch für den Morbus Dupuytren ist, dass an der Hand Knoten und Stränge, polsterartigen Verdickungen an der Innenfläche auftreten. Wann muss behandelt werden? Dr. Witte: „Man muss dann etwas machen, wenn es stört.“, - d.h. wenn es zu einer dauerhaften Krümmung, einer schmerzhaften Fehlstellung der/des Fingers kommt.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Fachleute wie Dr. Witte favorisieren in den meisten Fällen die stationäre, operative Entfernung des befallenen Gewebes, die offene Fasziotomie. Hierbei sollte nicht zu früh operiert werden, sondern erst, wenn es bereits zu Streckbehinderungen der Finger gekommen ist oder wenn Schmerzen bestehen. Eine weitere Option ist die Nadelfasziotomie, auch Fibrosenperforation genannt. Dagegen erweisen sich Salbenverbände u.a. mit Cortisol, Medikamente, Krankengymnastik oder Massagen, Röntgen-, Ultraschall- oder Stoßwellentherapie als weniger erfolgreich. Dr. Witte: „Dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg.“

Auch die Rhizarthrose ist weit verbreitet. „Ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung sind betroffen“, schätzt Dr. Rafael Engelke, Facharzt der Unfallklinik. Damit ist die Rhizarthrose eine der häufigsten Arthrosen überhaupt. Bei dieser Krankheit kommt es an der Hand zu einem Verschleiß des Daumensattelgelenks. Dr. Engelke: Die Knorpelschichten im Gelenk sind aufgebraucht. Knochen reibt sich an Knochen. Das bereitet dem Patienten heftige Schmerzen, vor allem bei Drehbewegungen.“ Mit der Zeit kommt es zu einer ausgeprägten Fehlstellung des Mittelhandknochens. Die Rhizarthrose tritt meist bei Frauen im Alter von mehr als 50 Jahren auf. Wie beim Morbus Dupuytren sind die Ursachen bisher noch unbekannt. Auch hier haben die Ärzte die beste Erfahrung, die besten Ergebnisse mit einer Operation gemacht: Dabei wird das störende große Vieleckbein operativ entfernt. Dr: Engelke: „Die operative Entfernung führt zur raschen Schmerzlinderung, Verbesserung der Kraft und Beweglichkeit und langfristig hohen Zufriedenheit der Patienten.“

Äußerst unangenehm ist auch das Karpaltunnel-Syndrom, dass einzelne oder mehrere Finger dauerhaft kribbeln lässt, dann aber oft auch zu heftigen Schmerzen und Gefühlsstörungen führt. Bei dieser Erkrankung, die meist ab dem 50 Lebensjahr, mehr bei Frauen als bei Männern auftritt, wird der Nerv im Karpalkanal des Fingers durch das umliegende Gewebe gequetscht und gedrückt. Auch hier ist die Entfernung des betroffenen Mittelnervs der Hand der Goldstandard der Mediziner, allerdings meist in einer ambulanten Operation, erläuterte Dr. Viola Haverkamp. Die Fachärztin machte zu Anfang ihres Vortrags mit allen Zuhörern Erkennungs- und Lockerungsübungen, ließ sie die Hände schütteln und dabei die Köpfe nach links und rechts drehen, um ihnen ein Gefühl für die Symptome der Erkrankung zu geben – eine Aktion die besonders gut ankam.

Leichtes Gruseln und allgemeine Erleichterung über die modernen OP-Techniken hatte zu Beginn Oberarzt Dr. Detlef Schreier verursacht: Er schilderte die Vorläufer heutiger Handchirurgie, als Patienten etwa noch mit Faustschlägen so genannte Oberbeine entfernt wurden.