Duisburg. . In den Sommerferien wandert der Sauerländische Gebirgsverein in sechs Etappen 90 Kilometer rund um Duisburg. Die dritte Etappe auf dem DU-Weg führt von Uerdingen nach Homberg. Wir sind mitgewandert.
„Duisburg mal von der anderen Seite“, verspricht Wanderführer Peter Cerutti an diesem Tag. Das gilt auch buchstäblich, denn heute geht es linksrheinisch von Uerdingen aus am westlichen Stadtrand gen Homberg. Es ist der dritte Tag, an dem die Wanderer des Sauerländischen Gebirgsvereins und einige Gäste auf dem DU-Weg unterwegs sind, der auf 90 Kilometern einmal rund um das Stadtgebiet führt.
Die „andere Seite“ heißt aber auch, das auf sehr viel Grün auf den ersten beiden Etappen nun erst einmal viel Grau folgt. „Es gibt ja Leute, die denken beim Stichwort Wandern nur an Wald und Feld. Ich bevorzuge aber eine Art Gemischtwarenhandlung auch bei den Wanderstrecken.“
Tipps zum Nachwandern
Die Anreise: Krefeld Uerdingen ist in kurzer Zeit mit dem Regionalverkehr zu erreichen. RE2 und RB33 fahren mehrmals in der Stunde den Hauptbahnhof Duisburg an. Die nächstgelegene Haltestelle am Etappenziel in Homberg ist die Bushaltestelle Südstraße. Bus 926 und 929 fahren viermal in der Stunde zurück zum Hauptbahnhof.
Die Route: Die dritte Etappe ist sehr vielfältig: Vom Naturschutzgebiet bis hin zur Industriekultur zeigt die Strecke einen kleinen Ausschnitt dessen, was Duisburg zu bieten hat. Mit 17,5 Kilometern ist es dabei die längste Etappe, an der Strecke liegen aber gleichsam zahlreiche lohnenswerte Pausenorte, wie das Friemersheimer Dorf oder der Krupp- und Toeppersee.
Höhen und Tiefen: Grau, grün, grau – so in etwa ist die Abfolge der dritten DU-Weg-Etappe. Das Grau in Form der Bayerwerke und später in Form einer längeren Strecke die immer wieder durchs Wohngebiet und entlang von Straßen führt, muss man nicht mögen. Wer aber gern auf den industriellen Spuren der Heimat wandert, ist hier genau richtig. Die Etappe durch den Westen Duisburgs ist ein gutes Zeugnis des Wandels, der sich in Duisburg vollzogen hat
Abstecher: Wer wandernd sportlich noch nicht genug ausgelastet ist, kann sich am Toeppersee auf Wasserskiern versuchen: Die Wasserskianlage ist im Sommer nachmittags jeden Tag geöffnet, 15 Euro kostet die Karte für eine Stunde. Aber auch für Nichtwasserratten hält die Freizeitanlage am Toeppersee einige Aktivitäten bereit: Minigolfbahnen und Trampolins sind nur einige davon. Kurios und überraschend ist die Bergheimer Mühle, Bonacker 64. Im dicht bebauten Wohngebiet steht diese über 200 Jahre alte waschechte Windmühle, die heute ein italienisches Restaurant beherbergt. Es öffnet allerdings erst ab 18 Uhr.
Einkehren: Am Toeppersee, unweit des Weges kann am von Frühjahr bis Herbst in der Cafeteria der Freizeitanlage einkehren. Am Zielort, unweit der Haltestelle Südstraße, kommt im Hochheider Hof deftige Balkanküche in großen Wandererportionen auf den Tisch.
Industriekultur pur
Im Sortiment ist auf den ersten Kilometern zunächst Industriekultur pur: Auf der Krefelder Seite des Rheins thront das Chemiewerk Bayer, rechtsrheinisch qualmen die Hüttenwerke von Thyssen/Krupp Mannesmann. Zwischen Pharma- und Stahlriese hindurch trabt munter die Wandergruppe. Das gehört dazu, zum Ruhrpott, zur Heimat.
Schon bald zeigt sich der DU-Weg wieder von seiner naturgeschützten Seite: Ungerührt ob der industriellen Nachbarschaft grasen in der Friemersheimer Rheinaue die Schafe, Klatschmohn und Klee blühen, zahlreiche Wasservögel sind hier heimisch. Die Auen gehören zum natürlichen Überschwemmungsgebiet des Rheins, steigt der Pegel des Flusses, kann das Wasser etwa in den Altrheinarm „Roos“ ausweichen. Genau dort macht der DU-Weg einen Schlenker, weg vom Rhein und Richtung Eisenbahnsiedlung. „Bei niedrigem Wasserstand könnte man hier auch geradeaus gehen und die Roos dort hinten überqueren“, erklärt Cerutti.
Heimatmuseum und historische Dorfkirche
Sein angekündigter Gemischtwarenladen bietet dem Wanderer in Friemersheim eine weitere Überraschung: Zeugnisse einer ländlichen Vergangenheit sind das Lehrerhaus, heute ein Heimatmuseum, und die historische Dorfkirche. Manch einer staunt nicht schlecht darüber, was der Weg bereithält: „Wir laufen zwar viel und regelmäßig, aber meistens dann doch die Wege, die wir kennen.“ Gerhard und Luise Kruse sind erstmals in dieser Wanderwoche erstmals mit dem Verein unterwegs: „Es ist für uns sehr interessant mit dem SGV mal neue Wege zu gehen.“
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So ist für so manchen der siebzehn Wanderer auch der Kruppsee eine Neuentdeckung. Der Name des Sees erinnert an eine Zeit, als hier noch die Kruppschen Hüttenwerke das pulsierende Herz Rheinhausens waren. Noch heute ragen vereinzelt Kamine und Schlote in den Himmel, aber klare Luft, das Grün der Bäume und malerische Seen lassen diese Vergangenheit beinahe unglaubwürdig erscheinen. Aber, die, die sich noch allzu gut erinnern können, berichten denjenigen, die damals Duisburg noch nicht ihre Heimat nannten: Von rotglühendem Himmel; davon, dass sich am helllichten Tag der Himmel verdunkelte, wenn man gen Westen fuhr; davon, dass der Staub beim Mofa-Fahren in den Augen schmerzte und man Wäsche nicht auf der Leine trocknen konnte, wenn sie weiß bleiben sollte.
Pause mit Seepanorama
Zeichen dieser vergangenen Zeit kreuzt der Weg allerorten, nur haben sie sich mittlerweile getarnt, als artenreiches Biotop oder als grünes Naherholungsgebiet: Die dritte Etappe bringt die Wandergruppe auch zum Toeppersee, ein riesiger Baggersee, der vom Hunger nach dem Rohstoff Sand zeugt. Dass er einst künstlich geschaffen wurde, verschweigt der See: Er ist eingebettet in eine weite Parklandschaft, am Ufer wohnen Enten, die der rastenden Wandergruppe vergeblich etwas Brot abluchsen möchten. Nach einer ausgiebigen Pause mit Seepanorama bricht die Gruppe zum letzten Teilstück der Gemischtwarenwanderung auf: Noch ein Stück am See entlang und dann im Zickzackkurs durch Bergheim und Winkelhausen immer weiter nordwärts Richtung Homberg. Der Zickzack-Kurs wird erneut vorgegeben von Spuren der industriellen Vergangenheit des Duisburger Westens: Immer wieder kreuzt der Weg alte Gleise und unbelebte Bahntrassen.
Belebt wie eh und je ist die A40, die etwas später überbrückt wird. Die Duisburger Wanderfreunde lässt das unberührt. Wer Duisburg umwandern will, muss das in Kauf nehmen. Und entlohnt wird man wenig später, als nach fünf Stunden und stolzen 17,5 Kilometern das Ziel Homberg erreicht ist. Einen letzten Hingucker mit bewegter Geschichte hält die Strecke bereit: Schlusspunkt ist die Rheinpreußensiedlung. Wieder Neuland für einige: „Ich wusste nicht, dass eine halbe Stunde vom Hauptbahnhof so eine tolle Siedlung ist,“ staunt Gerhard Kruse. Und Peter Cerutti freut sich, dass seine Gemischt-Warenwanderung so großen Anklang findet.