Duisburg. . Neue Formen von Gewalt und Klientinnen aus Osteuropa stellen das Duisburger Frauenhaus des Christophoruswerks vor neue Probleme: Nicht mehr nur der Partner ist gewalttätig, sondern vermehrt auch der eigene Sohn. 2010 wurden 79 Frauen aufgenommen.

„Platzverweis für prügelnde Männer“ steht auf einem Plakat im Frauenhaus, die Schauspielerinnen Nina und Hannelore Hoger zeigen die rote Karte. Bis Opfer häuslicher Gewalt die rote Karte zeigen und ins Frauenhaus flüchten, das dauert, weiß Einrichtungsleiterin Christine Trenz.

Die Anlässe wachsen: Zur Gewalt des Partners sind Aggressionen der Söhne gekommen sowie bei muslimischen Frauen die Flucht vor den eigenen Eltern, um einer Zwangsheirat zu entgehen. Im letzten Jahr wurden 79 Frauen aufgenommen mit ebenso vielen Kindern. Darunter waren 44 Migrantinnen aus 22 Nationen von Bosnien bis Zentralafrika. Zahlen müssen sie pro Tag ein Nutzungsentgelt von 8,60 Euro, das je nach sozialem Status die Behörden übernehmen.

Selbstsicherheitstraining für Kinder

Verändert hat sich auch die Verweildauer. Blieben Frauen früher durchschnittlich 30 Tage, sind es jetzt 55. „Das liegt an unseren neuen Angeboten, die mehr binden“, erklärt Trenz. Es geht nicht mehr nur darum, die Frauen auf den Weg in ein neues Leben zu bringen. Erklärtes Ziel sei es, die Spirale von Gewalt zu durchbrechen. Viele Frauen seien schon als Kind mit ihrer Mutter im Frauenhaus gelandet und kämen als Erwachsene mit den eigenen Kindern wieder her. In Gruppengesprächen wird also geklärt: Wie entwickelt sich Gewalt? Wie kann ich deeskalieren? Und vor allem: Wieso passiert das immer mir? Um den Drehtüreffekt bei den Kindern zu verringern, gibt es ab September auch ein Selbstsicherheitstraining für die Kleinen - zum Nein sagen lernen.

Man könnte jetzt auf die Idee kommen, dass häusliche Gewalt ein Problem der sozial Schwachen ist. Die Beratungsstelle gleich nebenan unterstützt aber Frauen aller Schichten. Ins Frauenhaus gehen dann jedoch nur jene, die sich keine eigene Wohnung leisten können, kein eigenes Einkommen haben.

Platz für 12 Frauen und 13 Kinder

Im Haus ist Platz für 12 Frauen und 13 Kinder inklusive großem Spielplatz im Hof und Kindergarten im Keller. Lebensmittel kommen u.a. von der Duisburger Tafel. „In Kochkursen erklären wir, wie man Kohlrabi zubereitet“, sagt Trenz. Denn zur psychischen Instabilität kämen begrenzte Fähigkeiten der Frauen.

Seit der Öffnung in Richtung Osteuropa kommt eine neue Herausforderung auf die Frauenhäuser zu: Bulgarische oder rumänische Frauen, die misshandelt wurden und von der Polizei ins Frauenhaus gebracht werden - ohne Ausweis, ohne Sprachkenntnisse, ohne Geld. „Es dauert rund zehn Tage, bis alle Formalitäten erledigt sind“, beschreibt Trenz. In der Zeit leben die Frauen und ihre Kinder auf Kosten des Frauenhauses. Und oft auch darüber hinaus, wenn die Frauen keinerlei Versorgungsansprüche von der öffentlichen Hand haben. Manche Einrichtungen verweigern deshalb bereits die Aufnahme, „denn das Problem ist bundesweit das gleiche“, berichtet Trenz.

Und noch ein Problem gibt es: Söhne dürfen nur bis zum 13. Lebensjahr mitgebracht werden, ältere Jungen sind in einem Frauenhaus „ungünstig“, wie Trenz umschreibt. Für diese Fälle Zufluchtswohnungen vorzuhalten, sei zu teuer.