Allein im erstenm Halbjahr 2009 musste die Polizei 482 Mal wegen hauslicher Gewalt anrücken. In Meiderich sorgt ein besonders brutales Verbrechen für Aufsehen. Dabei gibt es für die Opfer viele Anlaufstellen.
Ein besonders grausamer Fall von häuslicher Gewalt ereignete sich am Donnerstagabend in Meiderich. Mit einem Hammer schlug ein 40-Jähriger auf seine 36-jährige Ehefrau ein. Sie kam schwerverletzt in ein Krankenhaus und nach Angaben der Polizei „ist Lebensgefahr zurzeit nicht ausgeschlossen”.
Der Täter war zunächst davon ausgegangen, dass seine Frau tot sei, und war zu seiner Mutter geflüchtet. Die verständigte dann die Polizei, die den Täter festnahm. Die Staatsanwaltschaft hat Haftbefehl wegen versuchten Totschlags beantragt. Streitursache war wahrscheinlich eine neue Beziehung der Frau.
Gefahr der Eskalation
Flyer erstellt
Der Arbeitskreis gegen häusliche Gewalt wurde im Jahr 2000 gegründet.
Der Flyer „Gewalt macht krank” des Arbeitskreises nennt Anlaufstellen für Betroffene. Er ist erhältlich u. a. beim Diakonischen Werk, beim Weißen Ring oder bei der Awo.
Dass in solchen Fällen die Gefahr für Frauen besonders groß ist, weiß Anne Eichhorn sehr genau. Sie ist Leiterin eines Frauenhauses und Sprecherin des Arbeitskreises gegen häusliche Gewalt in Duisburg. „Wenn ein Partner fest entschlossen ist, sich zu trennen, kommt es immer wieder vor, dass die Situation eskaliert. Die Gefahr, dass die Frau zum Opfer und der Mann zum Täter wird, ist in dieser Situation besonders groß.”
Überhaupt sei häusliche Gewalt wesentlich weiter verbreitet als vermutet. „Seit vor sieben Jahren das Gewaltschutzgesetz in Kraft getreten ist, werden solche Fälle in der Statistik separat aufgeführt. „482 Mal musste die Polizei im ersten Halbjahr wegen häuslicher Gewalt anrücken”, sagt Polizeisprecher Ramon van der Maat. Er geht, genau wie Anne Eichhorn, von einer gewissen Dunkelziffer aus, „da bestimmt nicht jedes Mal die Polizei zu Hilfe gerufen wird”.
Alle Schichten sind betroffen
Das Problem betreffe im übrigen alle sozialen Schichten, weiß die Expertin. Allein die Gründe würden sich unterscheiden. „Spielen in dem einen Fall möglicherweise Armut oder Sucht eine Rolle, geht es im anderen Fall eher um Immobilienbesitz oder generell Geld”, zählt Anne Eichhorn nur drei der vielschichtigen Gründe für häusliche Gewalt auf. Dabei sei die körperlich Gewalt nur ein Aspekt des Problems. „Wir sprechen immer von einem Rad der Gewalt. Es beginnt mit psychischer Gewalt, damit, dass versucht wird, Macht über den Partner auszuüben. Irgendwann kann das dann eskalieren.”
Das wichtigste, was Betroffene lernen müssten, sei „Nein” zu sagen und einen Schlussstrich zu ziehen. Leider seien viele Frauen leidensfähig, zumal die Konfliktpartner eine gemeinsame Geschichte hätten. „Oft reagieren Frauen erst, wenn auch die Kinder betroffen sind”, hat Anne Eichhorn beobachtet.