Duisburg. . Hauptsache, es ist aus Metall. Unter diesem Motto schlagen Diebe immer häufiger zu, montieren Brückengeländer und Kunstwerke ab. Vor allem aber greifen sie nach Kabeln. Groß-Konzerne wie Thyssen-Krupp versuchen sich dagegen zu schützen.

Sie stehlen Brückengeländer, Kabel und sogar Kunstwerke – Hauptsache, es ist aus Metall. Solche Diebstahldelikte treten immer häufiger auf. Die WAZ schaute hinter die Kulissen, wie sich ein Groß-Konzern gegen diese Taten schützt.

Von Januar bis Juni verzeichnete die Polizei laut Landeskriminalamt 2400 Fälle von Metalldiebstahl in NRW. Das sind so viele wie im gesamten Jahr 2010. Dieser Negativ-Trend zeichnet sich auch in Duisburg ab: Woche für Woche schlagen Täter vermehrt zu – im öffentlichen Raum als auch auf geschlossenen Werksgeländen. Ein Industrie-Riese wie Thyssen-Krupp Steel weiß ein Lied davon zu singen.

Rund neun Quadratkilometer misst das Firmenareal des Stahlerzeugers im Duisburger Norden. Es reicht von Beeckerwerth über Bruckhausen und Marxloh bis nach Fahrn, eine Komplett-Einzäunung soll unerwünschten Zutritt verhindern. Diebe dringen dennoch regelmäßig ein. Bevorzugte Beute: Kabelstücke, Werkzeuge oder Zusatzmittel für die Stahlherstellung. Ihre Motivation liegt auf der Hand: Die gestiegenen Preise für Rohstoffe, Schrott oder Legierungen bescheren den Tätern beim Verkauf des Diebesguts lukrativere Erträge als üblich.

Gefährdung der Mitarbeiter

Die Taten können aber dramatischste Folgen für die Belegschaft haben. Arbeitsdirektor und Vorstandsmitglied Dieter Kroll: „Diese Diebstähle verursachen nicht nur einen hohen wirtschaftlichen Schaden für unser Unternehmen, sie gefährden zudem das Leben der Mitarbeiter.“ Er bezieht sich dabei auf Fälle, wo Erdungskabel gestohlen wurden, die für die Sicherheit an elektrischen Anlagen sorgen. Fehlen diese Kabel, erleidet jeder, der damit in Berührung kommt, tödliche Stromschläge. Das Brisante: Nicht immer fällt ein Kabeldiebstahl sofort auf. Aus Sicherheitsgründen bedarf es deshalb der täglichen Kontrolle. Das ist ebenso aufwändig wie personalintensiv.

Die Frau packt aus

Ein Mitarbeiter von Thyssen-Krupp Steel schmuggelte über einen längeren Zeitraum Titanlegierungen vom Werksgelände – und zwar in seiner Thermoskanne. Auf die Schliche kamen die Ermittler dem Täter erst nach Aussagen von dessen Ehefrau – kurz nachdem sie sich von ihrem Mann hatte scheiden lassen.

Ein solch großes Gelände mit rund 12 000 eigenen Mitarbeitern (plus täglich rund 2000 Beschäftigte anderer Firmen) lässt sich aber nicht permanent perfekt bewachen. Der Werksschutz spielt eine entscheidende Rolle. „Unsere wichtigsten Augen und Ohren sind aber unsere Mitarbeiter“, sagt Kroll. Sie alle sollen im Arbeitsalltag stets ihren jeweiligen Bereich im Blick behalten. Keiner wisse besser, welcher Mitarbeiter wo hingehört, als das engste Umfeld. Und keiner wisse besser, wenn plötzlich ein Fremder auftaucht. „Die meisten Diebstähle werden aber von Unternehmensfremden verübt“, erklärt Friedrich Lahrmann, zuständiger Direktor für den Bereich Sicherheit. Dieben aus den eigenen Reihen drohe die fristlose Kündigung.

Bevorzugter Diebesort sind die Kabelkanäle

Im Geschäftsjahr 2009/10 hat es sieben Fälle von Kabeldiebstahl mit hohem wirtschaftlichen Schaden gegeben, vier davon wurden aufgeklärt. Im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr 2010/11 gab es bereits elf vergleichbare Fälle, hier gingen zehnmal die Täter ins Netz.

Bevorzugter Diebesort sind die Kabelkanäle. Die ziehen sich auf einer Gesamtlänge von 35 Kilometern wie ein unterirdisches Netz über das gesamte Firmengelände. „Die Zahl der Zugangstüren liegt im dreistelligen Bereich“, sagt Klaus Andrzejak. Doch der Leiter des Werkschutzes vergisst nicht im Nachsatz zu erwähnen, dass diese Türen mit sichtbaren, aber auch mit unsichtbaren Sicherungstechniken ausgestattet sind. Geht ein Alarm los, wird sofort auch die Polizei alarmiert. Die Zusammenarbeit mit den Beamten sei bestens, versichern alle.

Nicht nur den Mitarbeitern, die mit einer Kampagne via Poster und Faltblättern für dieses wichtige Thema sensibilisiert wurden, kommt bei der Aufklärung eine zentrale Rolle zu. Sondern auch dem Ermittlungsteam des Werkschutzes. Ermittler wie Rüdiger Ruhnke, der seit 1986 seiner jetzigen Aufgabe nachgeht, können anhand von Fußspuren am Tatort erkennen, welchen Typ Sicherheitsschuh ein Täter trug. Das Schnittmuster am Kabel zeigt ihm, welches Werkzeug benutzt wurde. So kommt er werksinternen Täter auf die Schliche. Trotz aller Maßnahmen werden er und seine Kollegen auch künftig gefordert sein, so Ruhnke. „Geklaut wird leider immer.“

Metalldieben auf der Spur

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