Duisburg/Essen. .

Beim diesjährigen Hochschulranking der Wochenzeitung „Zeit“ schneidet die Uni Duisburg-Essen durchschnittlich ab: Von 23 Fächern der Hochschule erreichen zehn Fächer Bestwertungen, gehören in jeweils einzelnen Kategorien zur bundesweiten „Spitzengruppe“.

Das Ranking, das als aufwändigstes Uni-Vergleich-Verfahren in Deutschland gilt, hat das „Centrum für Hochschulentwicklung“ (CHE) entwickelt. Das Ranking wurde „seriös erstellt“, schreibt die „Zeit“; es zeige „Unterschiede auf, die in der Realität zu finden sind.“ Trotzdem kritisiert Franz Bosbach, Prorektor der Uni Duisburg-Essen (UDE) und zuständig für Studium und Lehre, das Verfahren. Warum, wollte WAZ-Redakteur Martin Spletter wissen.

Professor Bosbach, von 23 Fächern, die man an Ihrer Uni studieren kann, sind im CHE-Ranking gerade mal zehn in einzelnen Kategorien mit Spitzennoten bewertet worden. Halten Sie das für einen Erfolg?

Franz Bosbach: Wir sehen das gelassen. Frage: Warum? Es handelt sich um das am meisten beachtete Ranking Deutschlands. Antwort: Das Ranking vermittelt falsche Eindrücke. Frage: Warum? Antwort: Erstens ist die Zahl der Studenten, die um ihre Meinung gebeten wurden, relativ klein. Sie liegt meines Wissens bei rund 1000. Damit lassen sich aber doch schon repräsentative Aussagen erzielen. Zweitens gibt es nur eine dreistufige Bewertungsskala: Sie gehören entweder zur Spitzengruppe. . .

. . . dann bekommt die Uni einen grünen Punkt in der Tabelle . . .

. . . oder zur Mittelgruppe. . .

. . . die gelben Punkte . . .

. . . oder zur Schlussgruppe . . .

. . . die blauen Punkte.

Zwischen diesen Clustern liegen aber jeweils nur graduelle Unterschiede.

Die Publikation

Der „Zeit-Studienführer 2011/2012“ gilt als bundesweit renommierteste Publikation zur Studienorientierung. Das Sonderheft (7,95 Euro) enthält das Hochschul-Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), das alle drei Jahre Deutschlands Studienfächer untersucht. Das aktuelle Heft enthält also auch Daten aus den Jahren 2010 und 2009.

Was meinen Sie damit?

Bosbach: In Medienwissenschaft haben wir in der Gesamt-Bewertung einen Spitzenwert erzielt. Die Note beträgt 2,4. Die Politikwissenschaft dagegen ist in der Schlussgruppe gelandet. Die Note beträgt aber 2,7.

Sie meinen, die unterschiedlichen Farben in der Tabelle suggerieren Unterschiede, die es in dieser Deutlichkeit gar nicht gibt.

Bosbach: Richtig. Früher wurden in alten Veröffentlichungen auch noch Ampelfarben benutzt. Sie können sich vorstellen, welche verheerenden Assoziationen die Signalfarbe Rot als Farbe der Schlussgruppe beim Leser des „Zeit“-Studienführers auslöst.

„Finger weg!“ Oder: „Geh’ da bloß nicht hin!“

Bosbach: Genau. Dabei wissen wir, dass die Wahl der Studienfächer auch eine Frage des Standorts ist. Und zum Beispiel die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den Städten eine Rolle spielen bei der Wahl des Standorts.

Keine Gesamtnoten

Das Ranking des „Centrums für Hochschulentwicklung“ (CHE) fragt Studenten und Professoren nach ihren Eindrücken. Die Fächer werden nach einzelnen Faktoren bewertet – so ist zum Beispiel in der Medizin der Faktor „Bettenkapazität“ ein Bewertungskriterium. Eingeteilt werden die Unis je nach Faktor in die bundesweite Spitzen-, Mittel- oder Schlussgruppe. Faktoren, die in jedem Fach eine Rolle spielen, sind die Kriterien „Studierbarkeit“ und „Studiensituation insgesamt“.

Auf eine Gesamtnote für jede Hochschule wird verzichtet, „weil sonst Informationen verloren gingen“, heißt es in der Veröffentlichung. Der Vorsitzende des deutschen Historikerverbandes, Werner Plumpe, hat das jüngste Ranking scharf kritisiert: Die Urteile seien „sehr selektiv“ und „zu schematisch“.

Könnten Sie als Hochschule verhindern, dass Sie im Ranking auftauchen?

Bosbach: Ja. Die Unis Köln und Bonn machen zum Beispiel da gar nicht mit, sind ausgestiegen. Und der Deutsche Historikerverband rät den Fakultäten ebenfalls, nicht mitzumachen. Die Landesrektorenkonferenz hat mit den Leuten vom CHE schon vor Jahren über das Problem diskutiert, das mit den Rankings besteht. Doch eine Einigung haben wir nicht erzielt.

Warum machen Sie dann weiter mit?

Bosbach: Ich finde, der positive Nutzen für die Studienanfänger überwiegt. Die Informationsfülle der Publikation ist hervorragend. Und als Hochschule können Sie auf Besonderheiten hinweisen, die nur Sie bieten können.

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Bosbach: Wir ignorieren die Werte nicht und erkennen durchaus Handlungsbedarf. Ein grundsätzliches Problem bei Lehramts-Studiengängen schaffen wir ab dem kommenden Wintersemester ab.

Welches?

Bosbach: Dass sich Veranstaltungen, die für die Studenten wichtig sind, oft überschneiden. Das liegt an den individuellen Fächerkombinationen. Wir führen ein Modell ein, das bis zu 80 Prozent Überschneidungsfreiheit garantiert. Die Unis Mainz und Hamburg haben dieses Modell schon erfolgreich eingeführt.

Was raten Sie denn nun den Studienanfängern? Soll man sich nach dem Ranking richten oder nicht?

Bosbach: Das Ranking kann keinesfalls das einzige Kriterium sein. Im Übrigen sind zwei Drittel der jetzt veröffentlichten Werte mindestens ein Jahr alt. Und in den neuen Werten haben wir uns im Vergleich zu den Vorjahren oft erheblich verbessert. Das sieht der Leser des Ranking allerdings nicht.