Essen.
Bei der ersten Show-Debatte des „DUEbattierclubs“ der Uni Duisburg-Essen lieferten sich Studenten einen reglementierten Schlagabtausch mit ihren Professoren. Bei der Rhetorikübung durfte das Publikum abstimmen, wer überzeugte.
Müssen Professoren künftig zum Tüv? Dieses Thema suchte sich der DUEbattierclub für seine erste Show-Debatte im Glaspavillon aus. Dabei zeigte das Professorentrio seinen drei studentischen Kontrahenten, dass es in Sachen freier Rede jedenfalls keines Grundchecks mehr bedarf. Etwas nervös wirkte der eine oder andere Professor zu Beginn des verbalen Schlagabtauschs dann doch – besonders mit Hinblick auf die anwesende Presse. „Uns wurde zugesichert, dass uns die Presse nicht wörtlich zitiert“, sagte etwa der Professor für Lehrpsychologie Detlev Leutner. „Schließlich ist das, was wir hier sagen, nicht unbedingt wirklich unsere Meinung. Es geht hier ja letzten Endes um eine Rhetorikübung – wir müssen Opposition sein.“
Denn aufgebaut ist das Show-Duell ähnlich wie eine Parlamentsdebatte: Links sitzt die „Regierung“, rechts die „Opposition“. Jeder Redner hat bis zu sechs Minuten Zeit für seinen Beitrag, ein „Präsident“ weist per Klopfzeichen auf das drohende Ende hin. Wenn jeder geredet hat, stimmt das Publikum ab, wer am überzeugendsten war.
Wolfgang Hartung, Professor für Geschichte, hat keine Angst vor falschen Zitaten: „Ich meine alles so, wie ich es sagen werde.“ Und der Kommunikationswissenschaftler Professor Jo Reichertz kündigt an: „Ich werde zutiefst ironisieren.“
„Wir brauchen den Professoren-Tüv“
Den drei als lehrenden Dozenten geübten Rednern stehen drei, nun ja, Frischlinge im Metier gegenüber. Sebastian Gröning etwa, dem die undankbare Aufgabe zufällt, das erste Show-Duell zu eröffnen. „Mercedes-Autos sind wie unsere Professoren: Sie sehen wunderbar aus und haben ein großes Ansehen. Doch leider haben unsere Professoren das Innenleben einer Ente.“ Gröning fordert in seinem Beitrag zwei Klausuren für Dozenten: eine, in der Wissen abgefragt wird, und eine, die die didaktischen Fähigkeiten erfasst.
Jo Reichertz kontert mit der zuvor angekündigten Ironie: „Wir brauchen den Professoren-Tüv“, sagt er und erntet damit Zustimmung der Gegenseite. Diese ebbt ab, als er dann fortführt: „Aber keine halben Sachen! Wir brauchen auch den Studierenden-Tüv.“ Student Jörn Hahn kontert: „Den Studierenden-Tüv gibt es schon längst. Durch die Bologna-Reform sind die Studierenden einer Vielzahl von Leistungsprüfungen in Form von Klausuren ausgesetzt.“ Mit dem Professoren-Tüv würde mehr Wettbewerb unter den Professoren entstehen - und damit „wie bei der Formel 1“ mehr Qualität.
„Sehen Sie mal, wie lang die Lichter in vielen Büros noch brennen“
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Zeit für Wolfgang Hartungs ehrlichen Konter: „Wer einen Professoren-Tüv fordert, hat keine Ahnung von dem Qualifikationsmarathon, den man bei einer Berufung durchlaufen muss.“ Viele Kollegen arbeiteten hart: „Sehen Sie mal, wie lang die Lichter in vielen Büros noch brennen.“ Es wird deutlich: Die Professoren sind lässig in ihrer Argumentation, locker in der Körperhaltung, ihnen fällt das Spiel leicht. Die Studenten wirken noch recht unsicher, verheddern sich schneller. So verwechselt Paul Wypych beim Versuch, die arg strapazierte Auto-Metapher aufrecht zu erhalten, Gas mit Bremse und erntet dafür Spott vom Reichertz. Und als Wypych darauf hinweist, dass nachts kaum Lichter brennen, ruft Reichertz: „Dann schicken Sie doch einen Elektriker!“
So hat es Kollege Leutner leicht, die Abschlussrunde für sich zu entscheiden. Auch wenn er es vielleicht nicht ernst meint, scheint er doch viele Zuschauer zu überzeugen, wenn er die Gegenpartei fragt: „Welche Rolle spielen die Studenten denn bei der Einberufungsphase von neuen Professoren? Sie glänzen durch Abwesenheit“. Am Ende stimmt das überwiegend studentische Publikum fair ab und erkennt mit großer Mehrheit die Überlegenheit der Professoren an. Aber die Studenten haben im DUEbattierclub ja noch genug Gelegenheit zum Üben.