Duisburg. .

Über die Loveparade-Katastrophe und die Folgen wollte WDR 5 am Montagabend mit Duisburgern und Experten sprechen. Politik und Stadtspitze glänzten durch Abwesenheit. Stadtdirektor Greulich sagte ab, weil er an der Objektivität der Sendung zweifelte.

„Erstmals seit dem Unglück (während der Loveparade) diskutieren beim Stadtgespräch (eine Sendung auf WDR 5) aus Duisburg öffentlich Bürger, Politiker und Experten über die Tragödie und ihre Folgen“. Soweit der Plan, denn so lautete zwar die Kurzfassung einer Presse-Mitteilung des WDR zur Sendung, die am Montagabend im Steinhof aufgezeichnet wurde, doch Politik und Stadtspitze glänzten durch Abwesenheit. Und dafür gibt es einen Fachbegriff in der Wissenschaft, wie die Hörer der Sendung am Donnerstag ab 20.05 Uhr auf WDR 5 landesweit erfahren werden: „Skandal- und Krisenmanagement“. Oder einfacher „Vogel-Strauß-Politik“: Kopf in den Sand stecken, geht schon alles vorbei. Irgendwie.

Skandal- und Krisenmanagement

Eingeladen waren auch die Vertreter der Parteien, so Moderatorin Judith Schulte-Loh. Doch die haben mit dem Hinweis auf die Verantwortlichkeit der Verwaltung abgesagt, erläuterte WDR-Redakteurin Katja Stehmann.

Auf dem Podium sollte und wollte eigentlich auch Stadtdirektor Dr. Peter Greulich sitzen. Der sagte Ende Mai jedoch schon ab. Begründung: In der Langfassung der Pressemitteilung, von der er jetzt erst Kenntnis erhalten hätte, sei dem OB der Vorwurf gemacht worden, an seinem Stuhl zu kleben. Deshalb hätte er - Greulich - Zweifel an der Objektivität der WDR-Sendung. Katja Stehmann, Redakteurin der Sendung, fand die Absage des Stadtdirektors „bedauerlich“.

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Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, beim Stadtgespräch zur Loveparade.. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, beim Stadtgespräch zur Loveparade.. Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

So ging die Sendung ohne Greulich, dafür mit Lilli Vujnic (Loveparade-Opfer und Vorstandsmitglied des Vereins Massenpanik-Selbsthilfe), Rainer Wendt (Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft), Lothar Evers (Journalist) und Dr. Timo Grunden von der Universität Duisburg-Essen über die Bühne, der das Verhalten von Politik und Verwaltung als „Skandal- und Krisenmanagement“ analysierte.

Fassungslosigkeit, Fremdschämen

Neu war der Hinweis von Rainer Wendt, der aus seinen Zeiten als Duisburger Polizist noch gut in Erinnerung hatte, dass der Funkempfang im Tunnelbereich immer schon schlecht war (Kommunikationsprobleme werden als eine der Ursachen der Katastrophe angesehen).

Ansonsten spiegelte die Sendung vor allem in den Beiträgen der Zuhörer wider, was sich seit der Katastrophe quer durch die Bevölkerung zieht: Fassungslosigkeit, Fremdschämen von Bürgern wegen des Verhaltens der Stadtspitze, Frust über die mangelnde Aufarbeitung der Katastrophe durch den Rat.