Duisburg. .

Vier Monate war der gebürtige Duisburger Dennis Kipphardt mit dem Rad in Afrika unterwegs. Über 11.000 Kilometer saß der 39-Jährige zwischen Kairo und Kapstadt auf dem Sattel. Er kam als Zweiter von 63 Teilnehmern ins Ziel. Nach der Rückkehr besuchte er die Redaktion.

Wie kommt man auf die Idee, Afrika von Nord nach Süd mit dem Rad zu durchqueren?

Dennis Kipphardt: Ich habe lange Betriebswirtschaft studiert, Freunde hatten längst Familien gegründet. Da habe ich das Radfahren entdeckt und mir vorgenommen, irgend etwas Großes zu machen. Im Internet wurden 2010 die deutschen Teilnehmer der Tour d’Afrique vorgestellt. Da machte es klick bei mir.

Gab es Augenblicke, in denen sie das Rad abstellen und aufgeben wollten?

Kipphardt: Nein, auch wenn mein Körper oft die Grenzen zu spüren bekam. Es waren Höllenqualen, als ich bei 53 Grad in Äthiopien unterwegs war. Da habe ich nach Luft gerungen. Im Sudan habe ich 15 Liter Wasser am Tag getrunken. Sechsmal bin ich gestürzt, musste an der Hüfte genäht werden. Sechsmal war der Reifen platt. Aufgeben kam nie in Frage.

Sind Sie von Krankheiten verschont geblieben?

Kipphardt: Mich hat es nur einmal und dann gleich vier Wochen erwischt, als ich auch bei Durchfall weitergefahren bin. Das macht einen mürbe. Außer einigen Wunden nach den Stürzen hatte ich keine weiteren Blessuren.

Mussten Sie sich selbst um die Versorgung kümmern?

Kipphardt: Nein, das wurde vom Veranstalter gut gelöst. Wir wurden dreimal täglich verpflegt, konnten ausreichend Kalorien aufnehmen. Allerdings war es mitunter schon ein Problem, wenn wir mit 80 Leuten einfielen und alle versorgt werden wollten. Und wenn dann die Toiletten nicht funktionierten, blieb nur der Busch.

Wie reagierten die Bewohner, wenn eine Horde Radfahrer in ihr Dorf einfiel?

Als Zweiter im Ziel

Die Tour d’Afrique führt vier Monate lang über fast 12 000 Kilometer von Kairo nach Kapstadt. Am 14. Mai hatte der 39-jährige Duisburger sein Ziel erreicht. Durchschnittlich 130 Kilometer lang war die tägliche Etappe. Ein Begleitfahrzeug versorgte die Fahrer und nahm die „Gestrandeten“ auf. Neben einer Teilnehmermedaille wurde Dennis Kipphardt auch mit der „every fabulous inch-Medaille“ (efi) ausgezeichnet. Die bekommen nur die Athleten verliehen, die jeden Meter auf afrikanischen Pisten mit dem Rad zurückgelegt haben. 8900 Euro musste der Duisburger für die Teilnahme bezahlen. Hinzu kamen Anreise- und Rückflugkosten. Im Wettbewerb der 23 Racer unter den 63 Fahrern hat Dennis Kipphardt den zweiten Platz belegt. Info: tourdafrique2011.wordpress.com.

Kipphardt: Vor allem die Kinder waren begeistert, wollten sich die Fahrräder ansehen. Wir erlebten richtige Jubelstürme. Die Offenheit der Menschen hat mich beeindruckt. Bei uns sieht man viele mit Tristesse in den Gesichtern, in Afrika spürte ich die Lebensfreude der Menschen.

Sie kamen durch reiche und arme Regionen. Kehrt man nachdenklicher wieder nach Hause?

Kipphardt: Die Unterschiede -- hier einfache Behausungen, dort europäischer Standard -- wirken schon beklemmend. Auch spürt man die ungerechte Weltwirtschaftsordnung, die vielen Afrikanern keine Chancen lässt, ihre Produkte marktgerecht zu verkaufen. Was aber auffällt, ist die Zufriedenheit der meisten Afrikaner, obwohl sie viel einfacher leben als wir.

Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Kipphardt: Die freundliche Aufnahme durch die Afrikaner und deren Herzlichkeit. Dann die faszinierende Wüstenlandschaft in Namibia, die grandiosen Victoriafälle an der Grenze zu Zambia und die Natur in Tansania.

Können Sie die Tour anderen Weltenbummlern empfehlen?

Kipphardt: Nein. Man sollte sicher versuchen, Träume zu erfüllen. Aber bei der Tour d’Afrique muss man besonders leidensfähig sein.

Haben sie nach den vier Monaten ihr Rad erst mal in die Ecke gestellt?

Das ging nicht. Mein Körper schreit nach Radfahren. Zwei Tage nach dem Rückflug bin ich wieder aufs Rad gestiegen und 70 Kilometer durchs Ruhrtal gefahren. Ernst wird es bereits Ende Juni. In sieben Tagen muss ich dann von Sonthofen zum Gardasee 14.000 Höhenmeter bewältigen.