Duisburg. . Seit Januar radelt ein Fahrradnarr aus Duisburg quer durch Afrika. Er nimmt an der knapp 12.000 Kilometer langen “Tour d'Afrique“ teil. Trotz gefährlicher Erfahrungen bleiben vor allem positive Erinnerungen.

Die Tour de France ist die größte Herausforderung für Radprofis. Doch als ultimative Meisterprüfung für Hobbyradfahrer gilt eine Tortur außerhalb Europas Grenzen. Vier Monate lang radeln durchtrainierte Pedaleros bei der „Tour d’Afrique“ quer durch den Kontinent. Der Duisburger Dennis Kipphardt ist einer der harten Hunde, die seit dem 15. Januar auf holprigen Pisten, aufgeweichten Wegen und schlechten Asphaltstraßen zwischen Kairo und Kapstadt unterwegs sind.

5000 Kilometer jährlich

Man muss schon fahrradverrückt sein, wenn man auf 11.953 Kilometern seine Grenzen erfahren möchte. Der 39-Jährige, der am Landfermann sein Abi baute, im schweizerischen Fribourg BWL und in Konstanz Jura studierte, sieht in seinem schweißtreibenden Trip den zivilisiertesten Weg, Menschen und Landschaften in Afrika kennenzulernen. „Ich liebe das Radfahren, es gibt mir Kraft und Ideen, lässt mich rechts und links gucken und Natur und Kultur erfahren.“ Sportlichen Ehrgeiz hatte der Duisburger schon immer, ob als Hockeyspieler beim Club Raffelberg oder als Marathoni auf New Yorker Straßen.

5000 Kilometer spult Dennis Kipphardt durchschnittlich jährlich auf dem Rad herunter. Auf die ungewöhnlichste und längste Etappe hat er sich in Trainingslagern auf Mallorca und am Bodensee vorbereitet, Kraft getankt und sein Idealgewicht auf knapp unter 90 kg heruntergeschwitzt. Die Strapazen unter Afrikas Sonne haben weitere zehn Kilos gekostet. Durchschnittlich 120 Kilometer täglich sitzt er seit etwa drei Monaten auf dem Sattel. Mit ihm quälen sich weitere 62 Radfahrer aus aller Welt über kräftezehrende Wüstenstrecken, zermürbende Wellentäler und mörderische Wellblechpisten. Geradezu erholsam wirken mitunter die gut präparierten Streckenabschnitte, die die Chinesen gebaut haben. Der 39-Jährige gehört zu den sogenannten Racern, die kräftiger in die Pedale treten und ambitioniert um vordere Plätze kämpfen. Nur 25 Ruhetage räumt der kanadische Veranstalter ein, der die Tour zum 9. Mal organisiert.

Abschied von der Zivilisation

Dem leidenschaftlichen Radfahrer war bewusst, dass er sich zumindest teilweise von vertrauter Zivilisation verabschieden muss. Toiletten sind häufig Luxus, sein ohnehin oft durchnässtes Zelt muss er auch bei Dauerregen selbst aufbauen. Dabei hätte er sich bei der fast unerträglichen Hitze in Ägypten und im Sudan sehnlichst eine Abkühlung gewünscht. Gut, dass die Langstreckenradler außer ihrem Rucksack weiter nichts über die Pisten schleppen müssen. Ein Truck transportiert Zelte, Ersatzteile und andere Gepäckstücke.

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Neben der sportlichen Grenzerfahrung erlebt Dennis Kipphardt auch, wie groß die Freude nach langen Entbehrungen sein kann. „In Äthiopien konnte ich die ersten beiden Biere in diesem Jahr besonders genießen.“ Als er sich nach einem Monat mal wieder rasierte, verbrauchte er bei seinem anschließenden einstündigen Wannenbad gleich ein komplettes Stück Seife.

Mit Speeren bedroht, aber vor allem freundlich begrüßt

Von Durchfall, Erkältung und totaler Erschöpfung blieb der Duisburger nicht verschont. Sein Crossrad erwies sich, abgesehen von einigen Plattfüßen, als pistentauglich. Auch einen Ausflug in den Graben verzieh ihm sein Gefährt. Mit einigen Schnittwunden an den Unterschenkeln setzte Dennis Kipphardt seine Fahrt fort. Angst verspürte er nur einmal , als Räuber in Kenia einige Radfahrer überfielen und sie mit Steinen, Speeren und Feuerwaffen bedrohten. Militärfahrzeuge begleiteten anschließend die Tourfahrer. Doch viel stärker in Erinnerung bleiben dem Duisburger die vielen freundlichen Begrüßungen und Anfeuerungen durch Einheimische, aber auch häufig deren unvorstellbare Armut.

Unzählige Eindrücke nimmt der Globetrotter mit nach Hause, wenn er am 15. Mai das letzte Etappenziel am Tafelberg in Kapstadt erreicht haben wird: ob seine Gastrolle als Erdkundelehrer in einer kenianischen Schule oder die Begegnung mit einem König in Tansania. In Gedanken lässt er dann wohl dutzendmal den Film ablaufen über die imposanten Tempel im ägyptischen Abu Simbel, die in gelb und ocker leuchtende Wüste, sein Bad im Nil, die tosenden Wasser der Victoriafälle in Zambia und vor allem über die liebenswürdigen Gastgeber.