Duisburg. . Nicht stillschweigend, sondern mit Musik und Videos soll zwei Tage vor dem Jahrestag der Loveparade-Katastrophe unter dem Motto “Remind the Love“ an die Ereignisse erinnert werden. Die Idee aus Kreisen Betroffener bekam nicht nur positives Feedback.
Zwei Tage vor dem Jahrestag der Loveparade-Katastrophe soll in Duisburger Gaststätten, Clubs und Diskotheken unter dem Motto „Remind the Love“ an die 21 jungen Leute, die am 24. Juli 2010 ums Leben kamen, und an die zahlreichen Verletzten erinnert werden. Käme die Idee nicht aus dem Kreis der Betroffenen, würde sie kaum ein Echo finden.
„Wir mussten Überzeugungsarbeit in den Gesprächen leisten“, erklärt Jürgen Hagemann vom Verein Massenpanik Selbsthilfe, dessen Tochter bei der Katastrophe schwer verletzt wurde. Gemeinsam mit Sabine Siebenlist, deren Tochter bei der Massenpanik ums Leben kam, wirbt er darum, dass sich weitere Gaststätten, Clubs und Diskotheken der Idee anschließen.
Nicht nur Trauer und Stillschweigen
„Das erfordert sicher Mut. Aber wir haben aus dem Kreis der Betroffenen viel positives Feedback bekommen.“ „Unsere Kinder gingen an diesem Morgen mit guter Laune und bunt gekleidet lebenslustig aus dem Haus“, erinnert sich Sabine Siebenlist. Niemand wolle eine unbeschwerte Leichtigkeit an den Tag legen, aber „man kann auch nicht nur in Trauer und Stillschweigen verfallen.“
Gut ein Dutzend Gaststätten und Clubs haben nach den Gesprächen mit den Initiatoren der Idee zugestimmt, dass – jeder Betreiber auf seine Weise – am 22. Juli an die Loveparade-Tragödie erinnert wird. Dazu stellen ihnen die Initiatoren den Techno-Song „Hope you can hear me“, einen Video-Spot, der zur Zeit vom Medien-Bunker Marxloh produziert wird, und Ansteck-Buttons zu Verfügung. „Wie die Betreiber der Clubs und Gaststätten dies am Abend einbauen, ob sie etwas dazu sagen oder nicht, ist ihnen überlassen.“ Die Ansteck-Buttons werden verkauft, der Erlös dient der Finanzierung künftiger Treffen der Angehörigen, da sich die Notfallseelsorge in absehbarer Zeit aus der Organisation schrittweise zurückziehen werde, wie Jürgen Hagemann erläutert.
„Auf unser erstes Anschreiben gab es gar kein Echo“
In der Anfangsphase sei es sehr schwer gewesen, Mitstreiter für ihre Idee zu gewinnen. „Auf unser erstes Anschreiben gab es gar kein Echo“, erinnert sich Hagemann. „Doch als wir die ersten Zusagen hatten, wurde es immer leichter. Zu den ersten, die die Idee unterstützen wollten, gehörte Rolf Staniezki vom Café Steinbruch.“ Weitere Zusagen machten bereits: Café Movies, Havanna, Golden-Grün, das Gräfen, Café Museum, DJäzz, BabaSu, der Finkenkrug, Bürgerhof, Fährmann, das Bolero am Innenhafen und das Ostende in Neudorf. „Der Delta-Musik-Park und das Pulp sind angefragt, weitere Clubs, Gaststätten und Diskotheken können sich gerne bei uns per E-Mail melden.“ (Adresse:
info@massenpanik-selbsthilfe.de).
Die Idee kam von Sabine Siebenlist. Und die Reaktion von ebenfalls betroffenen Angehörigen, sei bislang positiv: „Viele wollen das Gedenken nicht so schwermütig.“ Der Jahrestag selbst werde für sie alle noch schwer genug sein. Sinn der Initiative sei nicht, eine Party zu feiern, sondern sich gemeinsam zu erinnern. Jürgen Hagemann: „Für viele der Verletzten und Traumatisierten wird es das erste Mal sein, dass sie wieder ausgehen.“