Duisburg.

Mit der Änderung der NRW-Gemeindeordnung ist die Direktwabwahl eines Stadtoberhauptes möglich. Duisburgs Oberbürgermeister wird wohl der erste OB im Land sein, der zur (Ab-)Wahl steht.

Duisburg wird wohl wieder von sich Reden machen: Mit dem ersten Abwahlverfahren gegen ein Stadtoberhaupt. Wild entschlossen sind die Sauerland-Gegner, das ab heute geltende Gesetz erstmals in einer NRW-Stadt in die Tat umzusetzen. Bürger haben nun das Recht – wenn auch mit hohen Hürden – ihr Stadtoberhaupt direkt abzuwählen. Solange OB Sauerland, der ausgerechnet heute auch noch Geburtstag feiert, und die CDU den Weg nicht frei machen für einen Neuanfang, den Duisburg so dringend braucht, muss es eben dieser Weg sein.

Oliver Schmeer, Leiter der WAZ-Lokalredaktion Duisburg
Oliver Schmeer, Leiter der WAZ-Lokalredaktion Duisburg © WAZ

Welche Schlagzeilen die Stadt in den nächsten Monaten schreiben wird, hängt vor allem davon ab, wie dieses Bürger(auf)begehren vonstatten geht. Duisburg hat die Wahl.

Zwei Varianten sind möglich

Variante 1: Das Sammeln der 55.000 Unterschriften wird eine Demonstration bürgerschaftlicher Demokratie, einer Bewegung von unten, die eine breite Basis sucht und die offene Diskussion nicht scheut. Und die Erfolg hat oder nicht.

Variante 2: Der Stadt droht eine aufgeheizte Kampfstimmung mit Schlammschlachten, mit der Konfrontation politischer Lager, mit der endgültigen Lähmung jeglicher Handlungsfähigkeit, mit der zementierten Zerrissenheit der Stadtgemeinschaft.

Hohes Maß an Verantwortung

Für alle Beteiligten gilt ein hohes Maß an Verantwortung: Denn das Abwahlbegehren wird in die Zeit des Jahrestages der Loveparade-Katastrophe reichen, in die Zeit der Gedenktage, in die Zeit der Erinnerung, der Trauer, in der zugleich weiterhin nach Verantwortung gesucht wird. Der Grat ist schmal zwischen einer Bürgerbewegung, die sich von ihrem Stadtoberhaupt nach dessen ganz persönlichen Loveparade-Desaster nicht mehr vertreten sehen will und einem in menschliche Abgründe versinkenden Showdown. Letzeres würden Opfer-Angehörige, aber auch Sauerland und seine Parteigänger, ja die ganze Stadt kaum ertragen können.

Wie wird Sauerland damit umgehen, sollte Woche für Woche die Zahl der Abwahlbefürworter zunehmen? Wie kann man dann agieren, gar regieren in einer sich auflösenden Rathausspitze, die zudem im Dauerkonflikt mit dem Rat steht?

Das Begehren wird Klarheit bringen, so oder so. Für Sauerland, aber auch für die gesamte Stadt, nach innen wie nach außen.