Duisburg. .

Acht Auszubildende von Thyssen-Krupp helfen derzeit bei der Fertigstellung des Mahnmals für die 21 Loveparade-Opfer mit, das der Duisburger Künstler Gerhard Losemann entworfen hat und das am 26. Juni der Öffentlichkeit übergeben wird.

Wichtig wie einst der Monolith im Science-Fiction-Klassiker „2001 – Odyssee im Weltraum“ erhebt es sich da mitten in der riesigen Halle. Bereits das halb vollendete Mahnmal für die 21 Opfer der Loveparade-Katastrophe, das derzeit in der Schweißreparatur-Werkstatt von Thyssen-Krupp in Bruckhausen entsteht, flößt jedem Betrachter Respekt ein.

Das mag an seinen üppigen Ausmaßen liegen. Vielleicht ist aber auch die Gestaltung des Kunstwerks dafür verantwortlich. Denn ein Blick auf die angeschweißten Vierkant-Röhren genügt – und schon erscheinen vor dem inneren Auge die Bilder vom 24. Juli 2010. Denn nie zuvor ähnelte ein Stahlkonstrukt so sehr einer außer Kontrolle geratenen, tödlichen Menschenmasse.

Insgesamt acht Azubis

Das gleißende Weiß und Blau der Flamme erhellt die Halle bis unter das hohe Dach. Danijel Aracic beendet erst die Arbeit an einer der Schweißnähte, ehe er seine Maske beiseite legt. Der 17-jährige Moerser absolviert bei Thyssen-Krupp im zweiten Lehrjahr eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker. Und er ist einer von insgesamt acht Azubis, die sich unter Anleitung von Teamleiter Andre Mühl und Bruno Scholz, dem Meister der Lehrwerkstatt, um die Realisierung des von Gerhard Losemann entworfenen Kunstwerks kümmern.

„Ich war nicht auf der Loveparade, aber wir haben damals alle viel über die Katastrophe geredet“, erzählt Aracic. Auch Dieter Kroll weiß genau, wie tief dieser Schock bei fast allen der 13 000 Mitarbeiter umfassenden Belegschaft saß – oder noch immer sitzt. „Wir definieren uns als Unternehmen sehr über unsere Mitarbeiter. Und weil wir gespürt haben, wie betroffen, ja fast ohnmächtig wir alle waren, haben wir einen Weg gesucht, um unsere Anteilnahme zu zeigen“, erklärt der 55-jährige Kroll, der als Arbeitsdirektor nicht nur Vorstandsmitglied, sondern auch für das Personal bei Thyssen-Krupp verantwortlich ist.

Ein symbolischer Akt der Anteilnahme

Als dann die Pläne der „Initiative Spendentrauermarsch“ für ein Mahnmal konkret wurden, sagte das Duisburger Unternehmen spontan seine Hilfe zu. „Das ist kein Akt des Sponsorings, es ist für uns vielmehr ein symbolischer Akt der Anteilnahme, um auch ein Stück weit selbst mit dieser Tragödie fertig werden zu können“, stellt Kroll klar. Die Auszubildenden wurden mit ins Boot geholt, damit „die Jugend etwas für die Jugend tut“. Und als Werkstoff für das Kunstwerk wäre in der Stahlstadt Duisburg etwas Anderes als Stahl kaum vorstellbar gewesen. „Bis das hier verrostet ist“, sagt Kroll und zeigt lächelnd auf das Mahnmal, „sind wir hier alle längst verrostet“.

Für das Kunstwerk mussten im Werk in Hüttenheim spezielle Grobbleche angefertigt werden – quasi Maßanfertigungen. „Seit rund sechs Wochen sind wir nun dran. Und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir alles pünktlich fertig bekommen“, sagt Manfred Gerrits, seines Zeichens Projektleiter, der schon unzählige Jahrgänge an Auszubildenden im Hause mit betreut hat. Bis Ende Mai soll auch die letzte Schweißnaht gezogen sein. Am Sonntag, 26. Juni, soll das am Ende zehn Tonnen schwere Mahnmal der Öffentlichkeit übergeben werden.

Die Menschen werden ein Werk zu Gesicht bekommen, das auf einer Glasplatte alle 21 Opfer der Katastrophe beim Namen nennen wird. Und sie werden einen Stahlgiganten sehen, der sie in seinen Bann ziehen wird. Denn das schafft er bereits jetzt in halbfertigem Zustand.