Duisburg. . Hat die Polizei Fehler bei der Loveparade-Katastrophe gemacht? Die neue Ausgabe des Spiegels trägt den Titel “Geheimakte Loveparade - Die verhängnisvollen Fehler der Polizei“ - und erneut wird über Wachwechsel und Hundertschaften diskutiert.
Ab Montag gibt’s die neue Spiegel-Ausgabe am Kiosk. Das Titel-Thema: „Geheimakte Loveparade - Die verhängnisvollen Fehler der Polizei“. Auf zwölf Seiten werden da Fehler in den Abläufen rekonstruiert, die in die Katastrophe führten. Dazu gehören die vielen Sitzungen im Vorfeld zur Genehmigung, in denen es viele verpasste Chancen gab, das Unglück zu verhindern, weil es immer wieder Hinweise auf Engstellen, Gefahrenzonen, Probleme gegeben habe.
Dazu gehört die Rolle von Sicherheitsdezernent Wolfgang Rabe, der „vom Warner zum Wegwischer mutiert“. Aber auch der Tag selbst wird noch einmal aufgerollt, es werden erneut fehlende Ordner an den Schleusen, zu wenige Pusher auf den Rampen, fehlende Lautsprecheranlagen kritisiert.
Maximale Dienstzeit zwölf Stunden
Bei der Polizei beginnt die Kritik schon mit der Art der Dienstplanung. Anfangs habe man einen durchgehenden Dienst für die gesamte Veranstaltung geplant, dies sei aber wenige Tage vor der Loveparade vom Innenministerium durch einen Erlass unterbunden worden: maximale Dienstzeit zwölf Stunden.
Der Wechsel fand um 15 Uhr statt, erklärt ein Duisburger Polizist. Laut Spiegel war er um 16 Uhr. Unabhängig von der korrekten Uhrzeit sind die Folgen je nach Perspektive sehr verschieden. Der Spiegel interpretiert es als „Irrsinn“, weil es in einer Phase geschah, in der wegen wechselnder Ansprechpartner schon in der Kommunikation vieles misslang, in der es für manche Einsatzhundertschaft kaum noch ein Durchkommen gab.
"Das ist doch Blödsinn"
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Aus Polizeikreisen hört man indes genervte Stoßseufzer: „Das ist doch Blödsinn, dass während eines Wachwechsels nichts funktioniert. Die einen gehen erst, wenn die anderen eingetroffen sind, das ist doch logisch“, schimpft ein Beamter. Wenn die Ablöse nicht kommt, werde eben weitergemacht.
Und er ergänzt, dass so ein Wechsel im besten Fall sogar dazu führt, doppelt so viele Kräfte zur Verfügung zu haben: „Wenn da was passiert, geht doch keiner nach Hause“, beschreibt er die Haltung der Kollegen. Davon waren immerhin 4000 im Tag- und Nachtdienst an diesem „Schwarzen Samstag“, wie der Spiegel seine Geschichte titelte, im Einsatz.
Keine Stellungnahme der Polizei
Zwei Hundertschaften von insgesamt 20 waren für den Tunnel an der Karl-Lehr-Straße geplant, offenbar hintereinander. „Wer kommt denn auf so etwas?“, fragt der Spiegel. Insider aus Polizeikreisen verweisen auf die sattsam bekannte Begründung, dass das Areal schon zum Veranstaltungsgelände gehörte, die Hundertschaft lediglich zur Unterstützung da war, und die Beamten drum herum in Duisburgs Straßen auch so genug zu tun hatten. Welche Sichtweise korrekt ist, werden die weiterhin laufenden Ermittlungen zeigen.
Offiziell geben die Duisburger Polizei sowie das NRW-Innenminister weiterhin keine Stellungnahme zum laufenden Ermittlungsverfahren ab.