Duisburg. .
Der Rat hat den Kinder- und Jugendförderplan für die Jahre 2010 bis 2014 verabschiedet. Auf über 100 Seiten hält er fest, was in einer der „jüngsten Großstädte“ Deutschlands – 22 Prozent aller Einwohner sind unter 21 Jahre alt – in dieser Zeit geschehen soll, um die Grundlagen für die Sicherung der kinder- und jugendpolitischen Infrastruktur zu sichern und zu verbessern.
Warum gibt es einen solchen Plan?
Wenn 110 000 Einwohner unter 21 Jahre alt sind, kommt der Kinder-, Jugend- und Familienpolitik eine große Bedeutung zu. Doch die steht nicht im Rampenlicht politischer Diskussionen. Der erste Plan wurde für die Jahre 2007 bis 2009 aufgelegt und zeigte Wirkung: Die Angebote wurden vernetzt, Konzepte und Zielvereinbarungen vor allem im Bereich der offenen Jugendarbeit getroffen, ein ständiger Dialog eingeführt. In dieser Zeit entstanden zwei neue Einrichtung: „Einstein“ (Neumühl) und die „Hafenkids“ (Ruhrort).
Weshalb ein Zeitraum von fünf Jahren?
Die Verwaltung ist der Auffassung, dass die Kinder- und Jugendarbeit für den kompletten Zeitraum einer Legislaturperiode abgesichert werden muss. Die Träger der Einrichtungen haben so die Planungssicherheit, die sie für eine kontinuierliche Arbeit brauchen. An dieser Linie soll festgehalten werden. Der Plan soll auch die Bemühungen unterstützen, Duisburg für Familien von außerhalb attraktiver zu machen.
Wie sieht die Struktur unter den Einwohnern zwischen 6 und 20 aus?
Alle Angaben basieren auf den Zahlen am Stichtag 31.12. 2009: Danach gab es 75 128 Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 20 (Zielgruppe der offenen Jugendarbeit), davon mehr Jungen (51,2 Prozent) als Mädchen. Die Zahl der ausländischen Jugendlichen lag bei 17,9 Prozent, davon hatten 63,6 Prozent die türkischen Staatsangehörigkeit. Der Anteil mit Zuwanderungsgeschichte liegt jedoch weit höher und wird mit rund 50 Prozent bei Einwohnern unter 18 angegeben. Die meisten jungen Menschen leben im Bezirk Mitte, die wenigsten im Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl (siehe Tabelle).
Woher weiß das Jugendamt, wo die Schwerpunkte der Jugendarbeit liegen müssen?
Um die Situation in den Stadtteilen einschätzen zu können, arbeitet das Jugendamt mit Belastungsindikatoren: Bildung, Gesundheit, Arbeitslosigkeit, sozial-pädagogische Hilfen und Kriminalität werden bewertet soweit sie Kinder und Jugendliche unmittelbar betreffen. Der Bezirk mit der höchsten Belastung ist Meiderich/Beeck gefolgt von Hamborn, Mitte, Rheinhausen, Walsum, Homberg/Ruhrort/Baerl und Süd.
Welche Bedeutung hat die offenen Jugendarbeit?
Sie genießt nach Auffassung der Verwaltung in der Öffentlichkeit nicht die Aufmerksamkeit, „die sie im Kern braucht. Ihre Leistungen, die sie für ein gelingendes Aufwachsen junger Menschen erbringt, können nicht hoch genug eingeschätzt werden“, heißt es im Vorwort von Dezernent Karl Janssen und Jugendamtsleiter Thomas Krützberg. Die offene Jugendarbeit sei als „außerschulischer Lernort unverzichtbar, da sie als eigenständiges Lern- und Erfahrungsfeld die notwendige Ergänzung und Erweiterung zu schulischen Inhalten bildet“.
Was kostet die Kinder- und Jugendarbeit?
Eigentlich ist sie unbezahlbar, aber ohne Geld geht’s nicht: Die Ausgaben für städtische Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit (ohne Personalkosten) betragen rund 2,3 Mio Euro, freie Träger erhalten Zuschüsse von etwa 1,2 Mio Euro. Hinzu kommen Zuschüsse u.a. an Jugendverbände, Streetwork, Projektarbeit, Stadtranderholung in Höhe von rund 1,9 Mio Euro.
Das sind Ziele der nächsten Jahre:
„Trotz der Finanzknappheit gilt es die bestehende Infrastruktur an Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Duisburg zu erhalten und zu verbessern.“ Mit diesem Satz beginnen die Handlungsempfehlungen des neuen Kinder- und Jugendförderplans. Zentral ist darin die Forderung, dass der Prozess des Qualitätsverbundes weiter entwickelt werden müsse. Soll heißen: Informationsaustausch und Kommunikation der Einrichtungen sollen ausgebaut und die Politik auf dem Laufenden gehalten werden.
Konkreter wird es bei der spielmobilen Arbeit, denn hier soll ein neues Konzept entwickelt werden. Der Verein Jungs e.V. soll – neben Mabilda für Mädchen – in die Regelförderung aufgenommen, die Planfachstelle um eineinhalb Stellen aufgestockt werden. Auch das Jugendparlament steht weiter auf der Agenda: Alle sieben Bezirke sollen jeweils eines erhalten, ein weiteres die Gesamtstadt. Thomas Krützberg: „Wir verhandeln darüber mit der Bezirksregierung.“ Im Bereich der Jugendkulturarbeit sollen weitere Flächen für legale Graffitis bereitgestellt werden, die Stadtranderholung soll auch in den nächsten Jahren stattfinden. Die Zahl der Streetworker soll dem Plan zufolge um weitere acht Stellen aufgestockt und das Angebot auf das gesamte Stadtgebiet ausgedehnt werden. Verbessert werden sollen Kooperation und Abstimmung zwischen Jugendhilfe und Träger der Grundsicherung.