Duisburg. . Es gibt mehr schulpflichtige zugewanderte Kinder in Duisburg als Plätze in Auffangklassen. In reinen Auffangklassen steht vor allem Deutsch auf dem Stundenplan. Keine leichte Sache - denn einige der Kinder kennen noch nicht einmal das Alphabet.

Sie sind zwischen zehn und zwölf Jahren alt, stammen vornehmlich aus Rumänien und Bulgarien, ein polnisches, ein chinesisches Kind. In der 5. oder 6. Klasse müssten sie sein, aber abgesehen davon, dass sie kein Wort Deutsch sprechen, sind viele von ihnen überhaupt nicht alphabetisiert worden, haben es nicht gelernt, vier Schulstunden lang auf dem Platz zu sitzen, einen Stift zu halten, mit einem Lineal umzugehen.

Die Klasse 5g ist ein aus der Not geborenes Konstrukt: In Duisburg gibt es mehr zugewanderte schulpflichtige Kinder als Plätze in Auffangklassen. Deshalb wurden in dem Schulzentrum am Burgplatz zwei weitere Klassen für je 14 Kinder gegründet. Zeitversetzt zu den Grundschülern gehen sie in die Pause. Integration in einer deutschsprachigen Umgebung sieht anders aus. Deshalb genießen es die Kinder, einmal wöchentlich am Regelunterricht in den Gesamtschulen Globus und Mitte teilnehmen zu dürfen. Zumindest in den nicht sprachintensiven Fächern wie Sport, Kunst oder Mathe.

Greifbare Armut

Die Lehrerinnen Julia Hippler und Svenja Rumpelt teilen sich die Klasse, pendeln in den Pausen zu ihren „normalen“ Klassen. Und freuen sich, wenn sie im Unterricht Unterstützung haben, etwa durch Förderlehrer der Stiftung Mercator oder durch bulgarisch sprechende Integrationshilfen. Nicht zuletzt wegen der Kommunikation mit den Eltern, die genauso wenig Deutsch können wie ihre Kinder. Keines hat einen Schultornister neben sich stehen. Ein Junge kommt schon den ganzen Winter mit immer dem gleichen Oberteil. Armut, die greifbar ist.

Nur zwei Schulschwänzer zählen die Lehrerinnen, alle anderen seien gern da: „Sie freuen sich über alles, schon wenn wir ein von ihnen gemaltes Bild aufhängen“, beschreibt Hippler. Disziplinschwierigkeiten? Keine. Konzentriert arbeiten die Kinder an ihren individuellen Arbeitsblättern. Die Abkehr vom Frontalunterricht zeigt auch in der „normalen“ Klasse Wirkung. „Da sitzen ja auch 28 Individuen.“ Zwei zugewanderte Mädchen werden voraussichtlich im Sommer auf eine Regelschule wechseln. Sie haben es gepackt. Die anderen werden weiter üben, auch das Schülerleben.