Duisburg. “Heroes“, ein Projekt nach Berliner Vorbild, startet nun auch in Duisburg. Junge Migranten sollen für Themen wie Gleichberechtigung, Demokratie, Zwangsheirat und Ehrenmord sensibilisiert werden. Das Projekt wird bundesweit zum ersten Mal kopiert.
Duisburg braucht Helden und soll sie auch bekommen: „Heroes“ (Helden) nennt sich ein erfolgreiches Projekt, das seit vier Jahren in Berlin läuft und nun – bundesweit zum ersten Mal – in Duisburg kopiert wird. Ziel ist es, mit jungen Migranten über die „Frage(n) der Ehre“ zu diskutieren, sie durch Rollenspiele dazu zu bewegen, über Themen wie Gleichberechtigung, Demokratie, Zwangsheirat und Ehrenmord nachzudenken.
Ehrenkultur in Frage stellen
Getragen und begleitet wird das Projekt vom Verein „Jungs e.V.“ mit Unterstützung des Jugendamtes der Stadt. In erster Linie geht es darum, junge männliche Migranten und junge Erwachsene dazu zu bewegen, die Ehrenkultur in Frage zu stellen und sie zum Umdenken zu veranlassen. Das alles soll aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger geschehen.
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Mit Burak Yilmaz (23) und Fuat Hendek (65) hat der Verein zwei Gruppenleiter gefunden, die auch stellvertretend für zwei Generationen stehen. Sie sollen auf Augenhöhe mit zunächst fünf an dem Thema interessierten jungen Leuten im Alter von 16 bis 20 Jahren arbeiten und sie in den nächsten sechs bis neun Monaten für die Aufgabe der „Heroes“ sensibilisieren und sie in die Lage versetzen, sich auch kritischen Fragen und dem Gegenwind zu stellen, der sie bei dieser nicht leichten Aufgabe auch erwarten kann. Deshalb, so erklärt Fuat Hendek, würden sie auch Helden genannt. Er selbst ist erfahren in der Theaterpädagogik „und seit 46 Jahren mit einer voll emanzipierten Frau verheiratet“.
"Man ist hin- und hergerissen"
Burak Yilmaz, seit drei Jahren in der Jugendsozialarbeit tätig, kennt die Problematik, die sich zwischen der deutschen säkularisierten und der islamisch geprägten Gesellschaftsschicht ergibt: „Man ist immer hin- und hergerissen.“
Die „Heroes“ wollen Anstöße geben, über patriarchalische Strukturen in der Familie und Fragen der Ehre nachzudenken, die am Ende (selbst-) zerstörerisch sein können wie etwa beim Ehrenmord oder anderen Gewalttaten.
"Heroes" bekommen Zertifikat
Wenn die erste „Heroes-Gruppe“ bereit ist, werden ihre Mitglieder in Schulen oder Jugendeinrichtungen Workshops anbieten. „Wichtig für ein funktionierendes Konzept“, so betont Projektleiterin Susanne Lohaus, „ist, dass keine Sozialarbeiter oder Lehrer vor den Jugendlichen stehen, sondern ihresgleichen.“
Die „Heroes“ erhalten ein Abschlusszertifikat, das sie im Rahmen des Projekts zur Durchführung von Workshops auf Honorarbasis berechtigt. Diese richten sich an Teilnehmer beiderlei Geschlechts. Die „Heroes“ können in einigen Monaten auch als Referenten auf Honorarbasis gebucht werden. Angesiedelt ist das Projekt im Jugendzentrum „Zitrone“.