Duisburg.

Eine Aktion auf dem Averdunkplatz in der City macht aufmerksam auf die Probleme Wohnungsloser und zeigt Hilfsmöglichkeiten auf.

Ohne eigene Wohnung. 600 Menschen leben so in Duisburg. Meist finden sie vorübergehend Unterschlupf bei Bekannten, Freunden oder Verwandten.

„Nur etwa 20 übernachten tatsächlich auf der Straße“, erklärt Roland Meier vom Diakoniewerk, das sich gemeinsam mit der Stadt Duisburg um Obdachlose kümmert. „Manche Jungen hausen zusammen in leerstehenden Häusern, ohne Mietvertrag. Natürlich besteht auch für sie ständig die Gefahr, ihre Bleibe zu verlieren.“

Und es gibt noch weitere 600 - Alleinstehende oder aus Familien - die Probleme mit ihrer Wohnung haben, denen die Kündigung oder sogar die Zwangsräumung bevorsteht. Alle zusammen nennen die zuständigen Beratungsstellen „Wohnungsnotfälle“.

„Betroffen sind ganz unterschiedliche Leute zwischen 20 und 60“, weiß Meier. „Fast immer ist der Verlust des Arbeitsplatzes das Grundproblem“, schildert Sieghard Schilling, Geschäftsführer des Diakoniewerks, Auslöser für die Spirale nach unten. „Die ganze Palette aus dem Leben kann nach und nach zum Verlust der Wohnung führen. Scheidung, Drogensucht oder psychische Erkrankungen und Antriebsarmut, die nicht selten dem Verlust des Arbeitsplatzes folgen, weil das Selbstwertgefühl angeschlagen ist.“ Mit anderen Worten: Eigentlich kann es jeden treffen.

Seit gestern läuft in der Innenstadt - auf dem Averdunkplatz - eine Aktion, die das Schicksal Wohnungsloser in den Mittelpunkt stellt. Meier: „In Kooperation mit dem Duisburger Verein ,Gemeinsam gegen Kälte‘ beteiligen wir uns an einer bundesweiten Kampagne, die in diesen Tagen läuft.“

Viele Gespräche mit Passanten haben die engagierten Ehrenamtler des Vereins und die Profis vom Diakoniewerk am Mittwoch schon geführt. Von 10 bis 16 Uhr luden sie an ihrem Stand neben dem Averdunkcenter auf der Königstraße alle Interessierten ein, sich über die Situation der Betroffenen in Duisburg zu informieren - und über das vorhandene Versorgungs- und Hilfesystem.

„Wir konnten hier sogar Betroffenen weiterhelfen“, freut sich Ute ­Schiemann, die zum Beispiel das Zentrum für „Gruppenorientiertes Soziales Lebenstraining“ (GSL) an der Beekstraße 45 in der Altstadt leitet, wo mehrere Einrichtungen zusammengefasst sind. So auch die „Zentrale Anlauf- und Vermittlungsstelle“ (ZABV). „Wir können im Notfall innerhalb von zwei Stunden Unterkunft und finanzielle Unterstützung organisieren“, betont Roland Meier, der davon überzeugt ist, „dass das soziale Netzwerk für die Betreuung Wohnungsloser in Duisburg vorbildlich ist“.

„Darum leben bei uns nur so wenige auf der Straße und darum haben wir in den vergangenen Jahren keine Kälteopfer zu beklagen.“ Dass alle, die nicht betroffen sind, „ein Hilfeverständnis entwickeln und Menschen ohne Obdach als Mitglieder unserer Gesellschaft ansehen und nicht ausgrenzen“, ist Ziel der Aktion mit dem Motto „Der Sozialstaat gehört allen.“