Duisburg. . Bei einem Einsatz in Duisburg wurde ein Rettungssanitäter am Sonntag tätlich angegriffen. Kein Einzelfall, wie eine Studie der Ruhr-Uni Bochum belegt. Behinderungen und Beleidigungen sind für die Mehrheit der Retter an der Tagesordnung.
Der Einsatz hörte sich für die Retter der Feuerwehr harmlos an. Wegen leichter Atemnot waren sie am Sonntag um 2.20 Uhr alarmiert worden und fuhren nach Alt-Homberg. Am Ende musste einer der Rettungssanitäter Prügel einstecken und stellte eine Strafanzeige wegen Körperverletzung. Ein Einzelfall?
Keineswegs, behauptet eine Studie der Ruhr-Uni Bochum beim Malteser Rettungsdienst in NRW. Danach sind Behinderungen und Beleidigungen für 90 Prozent der Rettungskräfte Alltag. 63 Prozent wurden bereits tätlich angegriffen. Tendenz in den letzten drei Jahren: steigend. Zahlen, die Michael Haupt von der Duisburger Feuerwehr zwar nicht bestätigen, aber durchaus nachvollziehen kann: „Die Fälle kommen vor, und sie scheinen sich zu mehren. Es ist ein gefühlter Trend.“
Hilfe unerwünscht?
Wenn Passanten eine Schlägerei sehen und die Feuerwehr rufen, weil ein Kontrahent verletzt ist, dann, so Haupt, „ist es nicht immer so, dass unsere Hilfe erwünscht ist.“ Gleiches gelte für Fälle von häuslicher Gewalt. Haupt: „Wir sind keine angelernten Streitschlichter“. Auch Alkohol spiele gelegentlich eine Rolle bei Auseinandersetzungen mit den Rettungskräften. „Aber manchmal sind die Leute auch einfach wirr“, so Haupt. Fakt sei, dass es keine speziellen Problemgegenden in Duisburg gebe. Haupt: „Damit muss man immer und überall rechnen.“
Hemmschwelle gesunken
Das bestätigt auch Jens Bleckmann von den Johannitern, der sich um die Koordination der Rettungswagen im Rhein-Ruhr-Bezirk kümmert: „Es ist nicht so, dass man sagen kann, da fahren wir nicht mehr hin.“ Aber Fakt sei, dass das Aggressionspotenzial in den letzten Jahren gestiegen, die Hemmschwelle zur Gewalt gesunken sei. „Wir haben vereinzelt Übergriffe auf unser Personal registriert“, so Bleckmann.
Um das zu vermeiden, bieten die Johanniter mehrfach im Jahr Fortbildungen für ihre Rettungskräfte an. Dabei geht es dann um Deeskalation, Präventivschulung und Selbstverteidigung, Einführungen in die Körpersprache. Bleckmann: „Diese Fortbildungen sind bei uns sehr gut besucht.“