Duisburg. . Siedlung an der Pollerbruchstraße in wurde als Mehrgenerationssiedlung geplant: Jung und Alt sollten zusammenleben und sich gemeinsam unterstützen. Allerdings zogen vermehr Ältere ein, da sich junge Familien den Wohnraum oft nicht leisten können.
In die Mehrgenerationensiedlung an der Pollerbruchstraße in Duisburg-Röttgersbach zogen weniger junge Menschen ein als geplant. Jüngere, kinderreiche Familien im Stadtnorden können sich oft den Wohnraum nicht leisten.
In der Siedlung an der Pollerbruchstraße wurde wirklich an alles gedacht: In den Erdgeschoss-Wohnungen sind die Türen extrabreit, damit Rollatoren hindurch passen. Die Dusche ist ebenerdig angebracht. Im Gemeinschaftsraum, den alle Mieter beispielsweise für Feten nutzen dürfen, gibt es sogar einen kippbaren Spiegel, damit (älteren) Damen im Rollstuhl zwischendurch ihr Make-Up auffrischen können. „Wir bleiben ja Frauen in jedem Alter“, sagt Orla-Maria Wunderlich und lächelt. Wenn’s was zu feiern gibt, kommen nämlich alt und jung zusammen. Die Anlage der Wohnungsgenossenschaft Hamborn ist für Großeltern gleichermaßen wie für Enkel konzipiert worden.
Sozialmanagerin kümmert sich um Gemeinschafts-Leben
„Die Zeiten sind vorbei, in denen die Eigentümer ihren Mietern einen Schlüssel in die Hand drückten und hofften, dass er die Wohnung sauber hält. Die Vermieter müssen mehr tun“, weiß Wunderlich. Die 53-Jährige ist Sozialmanagerin und kümmert sich darum, dass sich die Mehr-Generationen-Nachbarn bestens verstehen. Dabei mussten sie und die anderen Organisatoren schnell lernen: Es sind die Älteren, die sich von Gemeinschaftsangeboten angezogen fühlen. „Jüngere, kinderreiche Familien aus dem Norden können sich oft nicht den Wohnraum leisten, den sie eigentlich bräuchten.“ Es zogen also mehr Ältere ein als geplant. Und in die 48 Quadratmeter großen Appartements, die für zwei jüngere Singles konzipiert waren, wohnen nun ebenso Senioren. Die genießen es, über dem Gemeinschaftstreff zu leben. „Dann sind wir mittendrin“, schwärmen sie.
Ottilie und Adolf Sinnen gefällt’s richtig gut in ihren neuen vier Wänden. Dabei war die Umstellung, das verhehlt das Paar nicht, ziemlich groß. Ein neues Schlafzimmer musste her, weil das alte nicht in den neuen Grundriss passte. Die Küche wurde halbiert. Und dann das Porzellan und die Andenken – die 70-Jährige stellte es vorerst bei der Tochter unter. „Es ist ungewohnt. Aber die Wohnung ist besser, ich konnte meinem Mann nicht mehr helfen.“ Adolf, das erzählen die beiden freimütig, hat nur noch ein Bein. Vor mehr als 50 Jahren hat er es bei einem Arbeitsunfall verloren. Das stört ihn inzwischen nicht mehr – mit der Prothese kann er spazieren gehen, einkaufen und sogar walken. „Die Frauen treffen sich immer im Driesenbusch. Ich lauf’ als einziger Mann hinter denen her.“
Gemeinschaftsraum ist beliebter Treffpunkt
Und wenn seine Frau Wassergymnastik macht, zieht er seine Bahnen. Aber die Pflege, die wurde langsam schwierig. Da ist die ebenerdige Dusche eine große Erleichterung. „Wissen Sie, das ist ganz schön hier: Man kann sich mit den anderen im Gemeinschaftsraum treffen, wenn man Gesellschaft will, ohne sich gleich auf die Pelle zu rücken“, erzählt der 71-Jährige.
Bei Nachbar Thaddeusz Halama ist das Konzept aufgegangen. Der 79-Jährige wohnt im Erdgeschoss, darüber sein Enkel Adam (34). „Der hilft, wenn mal eine Glühbirne getauscht werden muss. Das klappt“, freut sich der Rentner. Trotzdem habe jeder seinen eigenen Bereich. Denn die Jugend, das wissen die meisten Älteren, gehe am liebsten ihre eigenen Wege. Aber wenn es dann etwas zu feiern gibt, sind sie alle da. „Wir machen auch Kochkurse“, erzählt Wunderlich und sagt lachend. „Und alle wissen: Hier muss mehr gekocht werden, denn es kommt immer jemand spontan zum Probieren vorbei.