Duisburg. .

Die Kinder der Kindergärten in Wohngebieten machen zu viel Krach, wogegen immer mehr Anwohner klagen. In der Kita Am Burgacker kann man all die Kritik der Senioren-Union nicht verstehen. Hier leben die Generationen gut miteinander.

Was für paradiesische Zustände: In der Evangelischen Kindertageseinrichtung (Kita) am Burgacker dürfen Jungen und Mädchen toben, kreischen und nach Herzenslust spielen. „Kinderlärm ist Zukunftslärm“, findet Bettina von Gelien. Die 36-Jährige arbeitet Tür an Tür mit der Kita. Das Nachbarschaftsverhältnis ist gut – also ganz anders als es die Senioren-Union sieht, die sich gegen die generelle Erlaubnis von Kindertageseinrichtungen in Wohngebieten zur Wehr setzt. Stein des Anstoßes: Bundesumweltminister Röttgen will die gezielte Kita-Ansiedlung genau dort nämlich erlauben.

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Von DerWesten

Zu Gast Am Burgacker. „Beschwerden von Anwohnern gab es in den vergangenen Jahren kaum. Die umliegenden Firmen unterstützen uns. Wenn sie Papier übrig haben, spenden sie das beispielsweise an uns“, berichtet Kita-Leiterin Heidi Staats. „Mich stört der Kinderlärm überhaupt nicht. Kinder müssen einfach spielen“, zeigt sich auch Holger Koch von der anliegenden KD-Bank einsichtig. Dabei kann es auf dem Außenspielplatz durchaus lautstark zugehen.

Bei gutem Wetter tummeln sich 49 Jungen und Mädchen im Innenhof. „Im Sommer kann es schon sehr laut werden. Wir haben uns jedoch an den Geräuschpegel gewöhnt“, sagt Arlett Sauer. „Manchmal ist es so, als wäre man auf einem Flughafen“, räumt Staats ein. Deshalb halten sich die Kinder zur besten Mittagsschläfchenzeit von 13 bis 15 Uhr nur drinnen auf.

Passanten reagieren, angesprochen auf die harsche Kritik der Senioren-Union, fassungslos. „Ein Unding. Ich finde das ignorant“, ärgert sich Sandra Heldt, selbst Mutter. „Wer zahlt denn dann die Renten?“, entfährt es Goldreiterin Nicole Uphoff-Selke spontan, die mit Sohn unterwegs ist. „Mich wird der Krach auch später nicht stören. Jeder war mal ein Kind. Ältere Menschen vergessen das oft.“

Pastor stellte gleich klar, dass die Kita zuerst da war

Selbst der Vorsitzende der Duisburger Senioren-Union schüttelt den Kopf. „Das ist eine Einzelmeinung“, sagt Heinz Krampe. Er wohnt mit seinen Enkeln unter einem Dach und freut sich, dass in seiner Nachbarschaft wieder verstärkt junge Familien eingezogen sind. Peter Ibe (CDU), Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, springt ihm bei: „Dass Kinderlärm künftig in Wohngebieten erlaubt ist, ist eine gute Nachricht für junge Familien.“

Am Burgacker verstehen sich übrigens die Generationen: Neben der Kita befindet sich ein Komplex mit seniorengerechten Wohnungen. Erst einmal habe sich jemand beschwert. „Der Pastor hat beim Bau klargestellt, dass der Kindergarten zuerst da war. Die Senioren, die in die Wohnungen einziehen, mieten den Kinderlärm also wissentlich mit“, erläutert Heidi Staats. „Kinder können einfach nicht leise spielen“, ergänzt sie mit einem Lächeln.