Die Spendenbereitschaft der Deutschen ist groß, es sei denn, es geht um die eigenen Organe. Zum morgigen Tag der Organspende informiert Heinz Mathes über sein Leben mit einer fremden Niere aus Leipzig

Mit der neuen Niere bekam Heinz Mathes auch ein neues Leben. Foto:Tanja Pickartz, far
Mit der neuen Niere bekam Heinz Mathes auch ein neues Leben. Foto:Tanja Pickartz, far © Tanja Pickartz / far

TABUTHEMA ORGANSPENDEEs ist knapp ein Jahr her, als das Telefon mitten in der Nacht den Schlaf von Heinz Mathes störte. Verärgert über den späten Weckruf war der damals 67-Jährige nicht, denn auf diesen Anruf hatte er knapp drei Jahre gewartet. "Herr Mathes, packen sie ihre Sachen. Ihre Spenderniere ist schon auf dem Weg", so klang es aus dem Hörer.

"Die frohe Botschaft über das lebenswichtige Organ, ließ zwei Herzen in meiner Brust schlagen", so der lebensfrohe Rentner. "Ich hatte Angst vor der Operation und zugleich war ich überglücklich, wieder ein ganz normales Leben führen zu dürfen." Drei Jahre lang unterzog sich der Nierenpatient den Qualen der Dialyse. Alle zwei Tage ließ er im katholischen Klinikum sein Blut für volle sechs Stunden reinigen. "Das Schlimmste war, dass man nicht essen durfte, was man will, und anfänglich nur weniger als ein Liter Wasser am Tag trinken darf. Vor allem kaliumhaltige Nahrungsmittel waren nahezu tabu. Obst und Gemüse konnte ich nur noch mit Vorsicht genießen."

Dass er nierenkrank ist, erfuhr Heinz Mathes bei einer Routineuntersuchung. Er war entsetzt, als sich die Vermutung seines Hausarztes bestätigte. Schnell wurde klar, dass er eine Spenderniere braucht. Sein Leben änderte sich von dem Tag an radikal. Statt seiner Leidenschaft, dem Hockey spielen, weiter nachgehen zu können, konzentrierte er sich auf seine Ernährung, die Therapien und machte es sich zur Aufgabe, die Menschen in seinem Umfeld über das Thema Organspende aufzuklären.

"Viele Leute haben Vorurteile, die keineswegs begründet sind. Wenn man einen Spenderausweis hat, wird man als Patient, entgegen der weit verbreiteten Meinung, nicht schlechter oder weniger intensiv behandelt als andere", versichert er.

Bundesweit warten 12 000 Menschen auf eine Organtransplantation, davon sterben jeden Tag drei. Die Spendenbereitschaft ist also viel zu niedrig. Auch der Nierenempfänger Heinz Mathes hat vor seiner Krankheit keinen Organspenderausweis gehabt. Das hat sich aber, nicht nur wegen seines Schicksals, geändert. "Jeder sollte zumindest mal darüber nachdenken und sich informieren. Kein Mensch ist als Held geboren, aber jeder ist zu Heldentaten fähig", weiß der 68-Jährige.

Knapp ein Jahr nach der Operation erfreut sich der Duisburger bester Gesundheit und macht den Menschen Mut, die noch auf eine Organspende warten.