An der Leber lässt man sich nicht operieren, wenn eine Laus darüber gelaufen ist, sondern wenn es wirklich ernst ist: Zum Beispiel, wenn ein Tumor im Mast- oder Dickdarm bereits gestreut hat und sich Metastasen in der Leber gebildet haben.

Professor Dr. Frank A. Wenger, neuer Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im St. Johannes- und St. Barbara-Hospital, hat jetzt eine neue Operationstechnik für Krebspatienten an seinen Häusern eingeführt. Vorteil: Sie ist minimal-invasiv und schont damit den Patienten und seinen Körper.

Es ist ein mehr als notweniger Eingriff: „Denn das Kolonrektalkarzinom streut besonders stark in die Leber und die Lymphbahnen“, betont ­Prof. Wenger. Immerhin: Dieser Eingriff ist schonender und verträglicher geworden. Früher musste der Patient im Schnitt 14 Tage, heute nur noch 4/5 Tage im Krankenhaus verbleiben. Früher musste bei einer Leberoperation der Oberbauch des Patienten L-förmig etwa dreißig Zentimeter lang aufgeschnitten werden.

Dagegen setzen Wenger und sein erfahrenes OP-Team heute nur noch vier kleine, jeweils einen Zentimeter lange Hautschnitte. Durch diese Öffnungen in den Oberbauch werden anschließend die OP-Geräte eingeführt. Dabei wird der Oberbauch mit einem bestimmten Quantum Kohlendioxid aufgebläht. Die Bauchdecke wird so einige Zentimeter angehoben, damit die Operateure sowohl eine bessere Sicht auf die Leber und alle umliegenden Organe als auch Bewegungsspielraum bei der OP haben.

Prof. Wenger demonstrierte das neue Verfahren bei einer simulierten Operation mit einer Schweineleber, die der menschlichen Leber sehr ähnlich ist, im OP am St.-Johannes-Hospital. Mit einer speziellen Lötzange trennte, schnitt der Mediziner die Metastasen aus dem Gewebe heraus, entfernte die Kleinsttumoren mit einem Sicherheitsabstand von neun Millimetern. Zeitgleich verschweißte und verödete er mit dieser Schweißzange das blutende, umliegende Gewebe. „Damit werden nicht nur die Blutungen, sondern es wird auch austretende Gallenblasen-Flüssigkeit gestoppt.“ Denn die Leber durchziehen auch feine Gallengänge. Gut zu wissen ist es da auch, dass die betroffenen Leberlappen in zwei bis drei Monaten wieder nachwachsen.

„Mit der neuen Technik sind die Risiken im Rahmen einer Wundheilungsstörung wesentlich geringer, die Operation ist schonender und der Krankenhausaufenthalt kürzer“, erläutert Wenger. An mehreren Monitoren mit HDTV-Technik, einer davon mit einem bildgebenden Verfahren in 3-D, können der Professor und seine Kollegen, die einzelnen Arbeitsschritte hautnah, präzise und anschaulich mit verfolgen. „Damit können wir auch kleinste Strukturen und Nerven erkennen.“

Vor und nach der OP wird der Patient in einem CT und/oder MRT gründlich untersucht. Das „Resektat“, also das entnommene Gewebe, kommt in einen kleinen Bergebeutel aus Plastik. „Das ist wichtig, damit das Resektat nicht mit anderem Gewebe in Kontakt kommt. „Der Beutel wird aus dem Bauch herausgezogen und anschließend entfernt: „Der Inhalt wird dann im Labor der Pathologie feingeweblich untersucht. Dort werden die Schnittproben auch archiviert.“ Das ist auch für die Entwicklung neuer Tumormarker aus Aminosäuren, Proteinketten mit hoher Sensibilität und Sensivitivität, wichtig.