Duisburg. .

Die Loveparade-Katastrophe ereignete sich am 24. Juli 2010. Wer die Telefonnummer 0800/24 7 2010 wählt, ruft die Telefon-Beratung der Notfallseelsorge an. Zum Abschluss der WAZ-Aktion „Wir helfen den Helfern“ berichten wir über die Arbeit der Hotline.

Zum Abschluss der WAZ-Spendenaktion „Wir helfen den Helfern“ rücken wir die Telefon-Beratung der Notfallseelsorge in den Blickpunkt.

Die Loveparade-Katastrophe ereignete sich am 24. Juli 2010. Da lag es auf der Hand, dass dieses Datum in den Fokus rückte, als nach einer Nummer für eine Telefon-Hotline der Notfallseelsorge gesucht wurde. 0800/24 7 2010 – wer hier anruft, der benötigt Hilfe. Oder seelischen Beistand. Oder einfach nur ein offenes Ohr. Selbst fünfeinhalb Monate nach der Tragödie klingelt das Telefon noch 30 bis 40 Mal in der Woche. Denn die Folgen des erlittenen Traumas treten bei manchen Betroffenen ebenso spät wie überraschend und unvermittelt auf.

„Viele jungen Menschen, die bei uns anrufen, sind erstaunt über sich selbst und die Heftigkeit ihrer Reaktionen. Manche erkennen sich selbst kaum wieder“, sagt Jutta Unruh. Die Notfallseelsorgerin ist Leiterin dieses Hilfsprojektes, das von den beiden Trägern Kirche und NRW-Gesundheitsministerium finanziert wird.

Team aus neun Mitarbeitern

Das Team, das am anderen Ende der Leitung auf Anrufe wartet, besteht aus neun Mitarbeitern, darunter neben Notfallseelsorgern auch Pädagogen und Psychologen. „Wir klären zügig, was dem einzelnen fehlt. Den meisten können wir am Telefon helfen, bei besonders schwierigen Fällen finden wir andere Ansprechpartner“, schildet Unruh.

Bislang wurde die Hotline nur selten von Störenfrieden missbraucht. „Fast alle Anrufer sind ernsthaft und haben ein großes Redebedürfnis“, erklärt die Notfallseelsorgerin. Ein Gespräch dauere im Schnitt 30 Minuten. „Man spürt vielen die Erleichterung an, dass endlich jemand da ist, der ihnen zuhört.“

Freunde und Verwandten könnten die Geschichten von der Katastrophe irgendwann nicht mehr ertragen, wenn sie diese zuvor unzählige Male mit anhören mussten. „Dabei ist das wiederholte Herauslassen von traumatischen Erlebnissen für den Verarbeitungsprozess so enorm wichtig“, sagt Unruh. Viele Angehörige wüssten das aber nicht.

Täglich von 13 bis 18 Uhr und auch im Netz

Seit dem 20. September ist die Hotline freigeschaltet, derzeit täglich zwischen 13 und 18 Uhr. Seit dem Start sind mehrere Hundert Anrufe eingegangen. Vor allem in den Schulferien sei deutlich mehr los, so Unruh. Es gebe aber auch Hilfesuchende, die sich lieber in schriftlicher Form austauschen möchten. Sie finden im Internet unter der Adresse www.hilfe-loveparade.de ihre Ansprechpartner.

Auf Wunsch können sie bei jedem Gespräch anonym bleiben. „Wir haben sehr vielen Anrufern den Besuch unserer Gesprächskreise empfohlen. Und die haben sich nachher für diesen Rat bedankt, weil sie dort Menschen getroffen haben, die dasselbe erlebt haben“, so Unruh.

Das Projekt wird noch bis zum Jahrestag der Katastrophe fortgeführt: 24. Juli 2011.