Duisburg. .

Plötzlich stand Klaus Wendorff beim Bundespräsidenten: Die Ehrung durch das Staatsoberhaupt habe ihm gut getan, berichtet der Pfarrer, der nach dem Duisburger Loveparade-Drama den Opfern half. Ihm - und allen der 200 Helfer.

Plötzlich stand Klaus Wendorff beim Bundespräsidenten: Christian und Bettina Wulff nahmen ihn in ihre Mitte – so wie sie es mit jedem der 200 Helfer taten, die für ihren Einsatz bei der Loveparade-Katastrophe ausgezeichnet wurden.

Erst bekam der Evangelische Pfarrer aus Duisburg eine Urkunde überreicht, dann ließen die Wulffs Händedruck und persönliche Worte des Dankes folgen. Klick – fertig war auch das Erinnerungsfoto dieser besonderen Begegnung. „Ich habe meine Arbeit in diesem Moment gewürdigt gesehen“, sagte der Notfallseelsorger. „Das hat sehr gut getan.“

Erschütternde Momente

Klaus Wendorff arbeitet als Krankenhaus-Pfarrer im Unfallklinikum Buchholz und gibt parallel an der Gesamtschule Süd Unterricht in Evangelischer Religion. Er hat beruflich schon viele bewegende und erschütternde Momente miterlebt. Doch die Ereignisse des 24. Juli 2010 haben für ihn einen ganz besonderen Stellenwert: „Nichts hat mich jemals zuvor so sehr belastet wie die Loveparade-Katastrophe“, gibt Wendorff zu. Recht schnell stellte sich heraus, dass er nach dem stundenlangen Einsatz als Notfallseelsorger vor Ort selbst traumatisiert war.

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Von WAZ Duisburg

Als er erstmals nach der Tragödie wieder durch den Tunnel an der Karl-Lehr-Straße fuhr und jene Rampe passierte, auf der die jungen Leute zu Tode gequetscht wurden, reagierte sein Körper. Mit Übelkeit, Zittern, Schweißausbrüchen. Wendorff zögerte nicht und begab sich alsbald selbst kurzzeitig in therapeutische Behandlung. Das half ihm, um das Erlebte einordnen und verarbeiten zu können. „Jetzt beeinträchtigt mich das nicht mehr. Es geht mir wieder gut“, sagt der Pfarrer.

Das gilt für etliche der Opfer und seelisch Traumatisierten indes noch nicht. Wobei Wendorff betont, dass er und die übrigen 100 Notfallseelsorger am Tag der Tragödie vielen Betroffenen zumindest etwas helfen konnten – in dem sie psychisch stabilisiert wurden. Deshalb sei die Notfallseelsorge auch so ein wichtiges Feld, sagte Wendorff. Und Bundespräsident Wulff hätte ihm in einem kurzen persönlichen Gespräch bestätigt, dass auch er einen erheblichen Verbesserungsbedarf bei der Organisation und Finanzierung der Notfallseelsorge sehe.

Deshalb hat die WAZ auch diese Aktion ins Leben gerufen. Duisburg ist eine der wenigen Großstädte, die keine hauptamtliche Stelle für die Betreuung und Koordinierung der Notfallseelsorger haben.