Duisburg. .

Die Gebag ist Bauherr des "Schuhkartons" - des umstrittenen Erweiterungsbaus des Museums Küppersmühle. Mit der Zeit stiegen die kalkulierten Kosten. Verhebt sich das Duisburger Wohnungsunternehmen? Alfons Winterseel und Jörn Esser fassen die Fakten zusammen.

Anfang 2009 sollte ursprünglich mit dem Bau des „Schuhkartons“, dem ebenso spektakulären wie umstrittenen Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle begonnen werden. Geplante Fertigstellung: 2010. Entworfen von den Architekten des Olympia-Stadions in Peking, Herzog & de Meuron (Schweiz), wurde das ehrgeizige Projekt vom mehrheitlich CDU-dominierten Aufsichtsrat der Gebag beschlossen. Der Rat wurde nicht gefragt.

Im Juli 2008 wurden die Kosten mit 24 Mio Euro angegeben. Zehn Millionen sollte Sponsor Evonik geben, zehn Millionen das Land, die restlichen vier Millionen sollten über die Stiftung Kunst&Kultur akquiriert werden. Bauherr: die Gebag.

Am 20. November erfolgte die Projektvorstellung im Beisein des Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Zu diesem Zeitpunkt waren die veranschlagten Baukosten bereits auf 30 Mio Euro geklettert. Nun war auch das Sammlerehepaar Ströher als Sponsor dabei, dessen Sammlung der Erweiterungsbau beherbergen soll.

Zwei Tage später äußerten der damalige OB-Kandidat Jürgen C. Brandt und Alt-Oberbürgermeister Josef Krings Zweifel an der Seriosität der Finanzierung: Sie berge ein Risiko für die Gebag. Zudem habe Brandt in Erfahrung gebracht, dass in Kreisen der Landesregierung schon von einer Summe von 40 Mio Euro gesprochen wurde. Brandt forderte „eine schützende Zusage der Kommune oder des Landes“, damit die Gebag das Risiko von Kostensteigerungen nicht tragen müsse. Die WAZ titelt: Leuchtturm oder Millionengrab?

Im Dezember 2008 erklärt Gebag-Chef Dietmar Cremer: „Es wird nichts zu Lasten des Unternehmens gehen!“ Sollte dies doch geschehen, würde man aus dem Projekt aussteigen. Bis Mitte Februar 2009 gab es ein Rücktrittsrecht. Ende Februar gibt der Gebag-Aufsichtsrat grünes Licht. Die Kosten von 33 Mio Euro würden nicht überschritten.

Im März kursierten erstmals Gerüchte, Evonik wolle sich als Sponsor zurückziehen. Die SPD hakt im Kulturausschuss nach, Dezernent Karl Janssen dementiert. Im Mai 2009 wird bekannt, dass der Bauherr entgegen ersten Erwartungen mehrwertsteuerpflichtig ist. Der Gebag-Chef ist optimistisch, dass Sponsoren gefunden werden, um weitere 6,5 Mio Euro aufzubringen.

Am 27. Mai erfolgt der erste Spatenstich. Die Finanzierung gilt als gesichert. Am 6. Juli entsteht vermutlich durch Schweißarbeiten ein Brand - Bauverzögerung. Nach heftigen Diskussionen beschließt der Gebag-Aufsichtsrat in einer Sondersitzung: Die Gebag soll 1,4 Mio Euro der Bausumme tragen. Das Ehepaar Ströher erhält die Option, das Gebäude für 11,5 Mio Euro zu kaufen - abzüglich eigener Sponsorengelder.

Im Dezember 2009 verzichtet die Gebag auf den 10-Mio-Euro-Zuschuss der EU, weil dieser an eine zeitliche Frist gebunden ist, die die Gebag nicht einhalten kann.

Noch im Frühjahr dieses Jahres hatten die Verantwortlichen gehofft, dass die Querelen um die Finanzierung in Vergessenheit geraten, je mehr sich das Mammutprojekt der Fertigstellung nähert. Doch wie auf den Schreibtischen der Gebag, liefen auch die Arbeiten rund um das alte Kornsilo anders als erwünscht. Der ursprünglich für November, später auf Dezember 2010 verschobene Hubtermin konnte nicht eingehalten werden. Die Erklärung der Gebag-Spitze ist dubios. Für die am Boden geplante Fertigstellung des „Schuhkartons“ soll schlichtweg der nötige Platz fehlen. „Das zuständige Stahlbauunternehmen hat sich Größe und Ausmaß der Örtlichkeit anders vorgestellt“, erklärte Geschäftsführerin Marianne Wolf-Kröger. Die Vredener Firma dementierte umgehend.

Wann der 55 x 29 x 17 Meter große Quader tatsächlich mit Hilfe eines Spezialkrans auf das Dach der Mühle gehoben wird, ist zurzeit noch unklar. Wolf-Kröger ist zuversichtlich, den Erweiterungsbau bald an seinem endgültigen Bestimmungsort vorzufinden: „Je nach Wetterlage wird er Ende Januar oder Anfang Februar auf das Dach gehoben. Es läuft langsam, aber es läuft.“ Die widrigen Witterungsbedingungen sorgten zudem dafür, dass auf der Baustelle Mitte Dezember für rund zehn Tage nur noch eingeschränkt gearbeitet werden konnte.