Duisburg. .
Wegen der immer schlechter werdenden Bedingungen für Hausärzte in NRW droht mittelfristig der Exodus dieser Medizinersparte. Am Montag streikten in Duisburg die Belegschaften von 60 Praxen.
Im Jahr 2020 werden 25 bis 30 Prozent aller Hausärzte in NRW altersbedingt in den Ruhestand gehen. Und weil die Bedingungen für sie in diesem Bundesland durch die „Gesundheitsreform“ der schwarz-gelben Bundesregierung nachhaltig verschlechtert werden, so die Meinung des Hausarztverbandes Nordrhein, begann am Montag die Zeit des Widerstandes. An dem Protesttag nahmen allein in Duisburg die Belegschaften aus rund 60 Praxen teil – viele davon kamen aus den nördlichen Stadtteilen.
Die Mediziner setzten aber weniger auf öffentlich sichtbare Aktionen, sondern rückten das Informieren von Bürgern und Mitarbeitern in den Vordergrund. Das geschah im Abteizentrum Hamborn, das sich bis auf den letzten Platz füllte. Doch bei aller Streiklust wurde die Sache nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen. „Wir haben Sprechstunden-Termine verschoben, aber auch Vertretungen eingerichtet. Wer eine Behandlung benötigte, der wurde auch versorgt“, erklärte Bodo Kißmer, der Vorsitzende der Kreisstelle Duisburg des Deutschen Hausärzteverbandes.
Kernkonflikt
Der Kernkonflikt, der Kißmer und seine Kollegen emotional so aufwühlt, ist die je nach Bundesland unterschiedliche Bezahlung der Hausärzte. In Bayern, Thüringen oder Baden-Württemberg erhielten sie, so Kißmer, für die Behandlung eines Patienten fast die doppelte Summe wie ein Kollege aus NRW. „Es wollen nur noch 13 Prozent aller Medizinstudenten Hausarzt werden. Früher waren es mal 40. Und diese Gruppe wird sich doch sicherlich dort niederlassen wollen, wo die wirtschaftlichen Bedingungen für sie am einträglichsten sind. Und das ist eben nicht hier in NRW“, so Kißmer. Durch die Reform der Bundesregierung werde dieser Missstand aber nicht etwa beseitigt, sondern zementiert.
Das bedeutet, dass die altersmäßig ausscheidenden Hausärzte in Duisburg große Probleme bekommen werden, um Kandidaten für eine Nachfolge zu finden. Die Konsequenz lautet: Praxisschließungen. Und die Patienten müssten mehrere Kilometer in andere Stadtteile fahren, um überhaupt noch einen Mediziner zu finden, so Kißmer. „Ein Hausarzt sollte nah an seinen Patienten und am besten für diese fußläufig erreichbar sein. Dort sollte man auch nicht wochenlang auf einen Termin warten müssen“, erklärte der ins Duissern praktizierende Dirk Mecking, der NRW-Landesvorsitzende des Hausärzteverbandes. Ändere sich nichts an der Verteilungs-Ungerechtigkeit, drohe Duisburg mittelfristig der Hausarzt-Exodus.
Bedeutender Einnahme-Posten
Kißmer, nach eigener Schilderung „der letzte verbliebene Arzt in ganz Bruckhausen“, sieht innerhalb Duisburgs große Unterschiede: „Im Norden leben nicht so viele Privatversicherte wie im Süden.“ Deren Behandlung sei mit Blick auf immer geringer werdende Verdienste der Hausärzte aber ein bedeutender Einnahme-Posten. „Es steckt eigentlich genug Geld im System“, fasst Kißmer zusammen. „Es muss nur gerechter verteilt werden.“