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Die Krankenkassen be­standen auf einer Nullrunde, die Ärzte wollten zwei Milliarden Euro mehr. Nun soll das Honorarplus der rund 150 000 niedergelassenen Kassenärzte für 2011 bei gut einer Milliarde Euro liegen, also ziemlich genau in der Mitte. Doch was nach einem normalen Verhandlungsergebnis klingt, dient vor allem dazu, den Streit zwischen den Ärzten der verschiedenen Bundesländer zu schlichten.

So werden 500 Millionen Euro allein dafür verwendet, die ungleiche Verteilung bei der letzten Honorarreform 2009 gerade zu biegen. Vor allem Kassenärzte am Nordrhein dürfen daher auf ordentliche Aufschläge hoffen, in Westfalen-Lippe müssten die Honorare zumindest etwas stärker steigen als im bundesweiten Schnitt. Denn der Westen kam schlecht weg beim letzten Mal.

2009 gab es mehr als drei Milliarden Euro oder zehn Prozent mehr für die Ärzte. Dass dennoch einige von ih­nen gegen die Reform protestierten, verstanden seinerzeit viele Bürger nicht, zumal im Krisenjahr die Bruttolöhne der Gesamtbevölkerung zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte so­gar sanken. Der Grund für die Proteste lag in den extrem unterschiedlichen Auswirkungen der Reform: Während Ärzte in Niedersachsen 16 Prozent mehr erhielten, waren es am Nordrhein nur 6,5 Prozent. In den einzelnen Arztgruppen entstanden große Unterschiede: So erhält ein Hausarzt derzeit am Nordrhein 29,18 Euro je Patient und Quartal, in Westfalen-Lippe 31,28 Euro – in Thüringen dagegen 47,02 Euro. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein verklagte deshalb sogar die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) für diese Ungleichbehandlung.

200 Millionen Euro für NRW

Um die Wogen zu glätten, nahm Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) für 2011 von der einst geforderten Nullrunde Abstand, machte für die Verteilung aber strenge Vorgaben: So sollten nur 175 Millionen Euro an Honorarzuwachs an alle gleich verteilt werden, 500 Millionen Euro dagegen vor allem an jene KV-Bezirke, die 2009 zu kurz kamen. Von diesen 675 Millionen fließen 200 Millionen nach NRW. Weitere 350 Millionen Euro sind für andere Leistungen vorgesehen, etwa Vorsorge.

Bernd Brautmeier, Vorstand der KV Nordrhein, nennt dies einen „Schritt in die richtige Richtung“. Die gleiche Formulierung findet die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe. Sie rechnet mit 80 Millionen Euro aus dem Ausgleichstopf mit den 500 Millionen. Beide Kassenarzt-Vereinigungen aus NRW betonen, Ziel bleibe eine bundesweite Angleichung. „Ein Arzt soll das gleiche Honorar für die gleiche Behandlung erhalten – egal, wo er sich niederlässt“, sagt Brautmeier. Ein Ziel, das Bundesregierung, KBV und Bundesärztekammer teilen. Doch Ärzte und Landesgesundheitsminister der bisher bevorteilten Regionen wehren sich mit aller Macht dagegen, vor allem in Baden-Württemberg und Bayern.