Frankfurt. .

Laut einer Studie wird es in 20 Jahren einen dramatischen Fachkräftemangel im Gesundheitswesen geben. Die Wartezeiten beim Hausarzt würden sich verdoppeln - zusätzliche Fachkräfte müssten aus dem Ausland kommen.

Das Gesundheitssystem steuert wegen der Alterung der Gesellschaft auf einen dramatischen Fachkräftemangel zu. Einer aktuellen Studie zufolge werden bereits 2020 in Deutschland fast 56.000 Ärzte sowie 140.000 Pflege- und andere nicht-ärztliche Fachkräfte fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Beratungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PwC) und des Darmstädter Wirtschaftsforschungsinstituts (WifOR), die am Mittwoch in Frankfurt am Main vorgestellt wurde. Bis 2030 drohe die Personallücke in der Gesundheitsversorgung sogar auf über 950.000 Fachkräfte anzuwachsen. Hinzu komme der Personalbedarf in der Altenpflege. Ohne Reformen stehe das System vor dem Kollaps, warnten die Studienautoren. Im Jahr 2008 waren laut Statistischem Bundesamt rund 4,6 Millionen Menschen im Gesundheitswesen beschäftigt.

Der Fachkräftemangel sei bei weitem größer als befürchtet, sagte der PwC-Gesundheitsexperte Harald Schmidt. „Tun wir nichts, werden sich die Wartezeiten beim Hausarzt bis 2030 verdoppeln“, mahnte er, „in den Krankenhäusern werden die Schwestern dann durchschnittlich 60 Stunden in der Woche arbeiten müssen, wenn die Versorgungsqualität nicht absinken soll.“ Ohne Änderungen im System bliebe 2030 etwa jede dritte Arztstelle in Kliniken unbesetzt, in Praxen sogar jede zweite.

Flexiblere Arbeitszeitmodelle

Um einen Pflegenotstand abzuwenden, sei das deutsche Gesundheitssystem auf zusätzliche Pflegekräfte aus dem Ausland angewiesen, mahnten die Studienautoren. Außerdem müssten Bezahlung und Arbeitsbedingungen in der Branche besser werden - dazu gehörten auch flexiblere Arbeitszeitmodelle, um das Fachkräftepotenzial bei Frauen besser auszuschöpfen. Wichtig sei ebenso, die Versorgung effizienter zu machen, um den Personalbedarf zu verringern. Die engere Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung etwa könne Wartezeiten verkürzen und Doppeluntersuchungen vermeiden.

Für die Studie „Fachkräftemangel im Gesundheitswesen“ analysierte das WifOR-Institut im Auftrag von PwC mehr als 20 Millionen Datensätze zu Arbeitsmarkt, Altersstruktur und Ausbildungsentwicklung der ärztlichen und nicht-ärztlichen Fachkräfte im Gesundheitswesen. (dapd)