Müssen Patienten bald weite Wege zurücklegen, um den nächsten Hausarzt zu finden?
Für Bodo Kißmer, Vorsitzender der Kreisstelle Duisburg des Hausarztverbandes, ein durchaus realistisches Zukunftsbild, wenn die Politik nicht gegensteuert.
Um auf „miserable Arbeitsbedingungen und ungerechte Vergütung“ aufmerksam zu machen, bleiben am 25. Oktober viele Hausarztpraxen in Duisburg. geschlossen. Die Mediziner nutzen die Stunden für einen Fortbildungstag. „Unsere Aktion“, so der 53-jährige Allgemeinmediziner, „ist nicht gegen die Patienten gerichtet. Denn die sind von der Entwicklung genauso betroffen wie Kollegen und das Personal.“ Nach Abzug von Steuern, Renten- und Krankenversicherung verblieben Allgemeinmedizinern 3500 netto monatlich. Seit dem Sommer seien es nur noch 2800 Euro. Ohne Weihnachts- oder Urlaubsgeld bei einer 60-Stunden-Woche mit Nacht-, Wochenend- und Feiertagsbereitschaften.
Dabei verdienten Mediziner in Deutschland durchschnittlich genug, räumt Kißmer ein. Doch bei der unterschiedlichen Honorierung in den Bundesländern bildeten NRW-Hausärzte das Schlusslicht. „Wer will sich hier noch niederlassen“, fragt Kißmer, „wenn er weiß, dass er überall mehr verdienen kann?“ Der Duisburger sieht die Versorgung gefährdet, wenn die Politik die „Hausärzte weiter finanziell aushungert.“ In Duisburg haben bereits Hausärzte Insolvenz angemeldet. 60 Kollegen haben zugesagt, ihre Praxis am Fortbildungstag zu schließen und auf die Existenzbedrohung aufmerksam zu machen. Kißmer: „Wir wollen wenigstens nicht schweigend aussterben.“