Duisburg. .

So ein Konzert werden die Duisburger Philharmoniker so schnell nicht mehr geben: In der Hochfelder Sankt-Johann-Straße spielten 19 Streicher in den Fenstern des Hauses Nummer 3 vor gut 500 Musikfreunden.

Die Stimmung hat etwas Unwirkliches und Skurriles: 15 Geiger und Bratscher in Konzertkleidung stehen in den Fenstern eines Wohnhauses und spielen klassische Musik, während die Cellistinnen und der Kontrabass vor dem Haus postiert sind und der Dirigent Norbert Killisch mitten auf der Straße den Takt schlägt. Drumherum haben sich im Halbkreis die zahlreichen Zuhörer aufgestellt.

Verkehr fließt an diesem Nachmittag natürlich keiner in der Sankt-Johann-Straße. Zwar klingt gelegentlich eine Autohupe von der Wanheimer Straße herüber, Hunde bellen und Kinder schreien. Die erste Geige spielt an diesem Samstag aber die Musik, die ohne jede Verstärkung oder aufgestellte Schallsegel klar und sehr präsent durch die kleine Hochfelder Straße tönt.

Erinnerungsfoto aus dem dritten Stock

Viele Kamera-Teams und Fotografen schwirren um die Musiker herum, wollen dieses ungewöhnliche Konzert festhalten. Auch die Besucher haben ihre Handykameras gezückt und filmen, wie die Musiker zur Eröffnung den berühmten Kanon von Johann Pachelbel spielen. Selbst einer der Geiger macht zwischen zwei Stücken noch ein Erinnerungsfoto aus dem dritten Stock.

Natürlich sind viele Klassik-Fans erschienen, die auch die Konzerte in der Mercatorhalle besuchen, sogar aus den Nachbarstädten sind Musikfreunde angereist. Andererseits genießen auch einige der Anwohner ihre erste Begegnung mit der Klassik.

Das spiegelt sich in der ungewöhnlichen Konzertatmosphäre wieder: Denn bei dieser Veranstaltung durften auch Hunde dabei sein und war das Rauchen erlaubt. Der eine oder andere Zuhörer trinkt sogar ein Bierchen.

Raritäten statt großer Hits

Das Hochfelder Publikum kommt in den Genuss gut zu hörender und angenehmer Klassik. Abgesehen vom Pachelbel-Kanon fehlen aber die großen Hits, stattdessen gibt es Raritäten wie eine Gavotte von Dmitri Schostakowitsch oder Werke von Georg Phillip Telemann und dem völlig unbekannten Hermann Müllnich. Hier hätten ruhig auch mal emotional mitreißende Stücke das Publikum zum Tanz auf der Straße verführen können.

Zum Abschluss des Konzertes verlassen die Geiger und Bratscher ihre Fensterplätze, versammeln sich auf der Straße hinter den Notenpulten und spielten drei Sätze aus der „Simple Symphony“ von Benjamin Britten. Als man dann die Musiker in normaler Anordnung und synchron über die Saiten streichend sieht, fühlt man sich fast in ein Philharmonisches Konzert versetzt – würde da nicht im Hintergrund ein Wohnhaus stehen. Das Publikum dankte den Musikern mit reichlich Beifall und Pfiffen. Intendant Dr. Alfred Wendel lobte den „Mut der Musiker zur Teilnahme an diesem verrückten Konzert“ – Spaß hat es gemacht!