Duisburg. .

Duisburgs Alt-Oberbürgermeister Josef Krings (83) fordert im NRZ-Gastkommentar OB Sauerland auf, als Konsequenz des Loveparade-Dramas zurückzutreten. Krings war von 1975 bis 1997 ehrenamtlicher Oberbürgermeister der Stadt Duisburg.

„Es ist sicher ungewöhnlich, einem Nachfolger öffentlich Ratschläge zu erteilen. Ratschläge sind auch Schläge, sagte Johannes Rau zutreffend. Und trotzdem: Das Ausharren im Amt des Oberbürgermeisters zerschlägt politische Kultur. Darum ein klares Wort von mir.

Ich persönlich bekenne gerne, dass Adolf Sauerland mit mir stets freundschaftlich umging. Ich bewerte seine Integrationspolitik sehr positiv. Sauerland war mutig und erfolgreich. Seine Arbeit durchbrach die Phase einer autistischen Kommunalpolitik.

Doch seit dem 24. Juli ist die Stadt aus ihrem Gleichgewicht geraten. Die persönlichen Verunglimpfungen und Bedrohungen des Oberbürgermeisters zeigen den Verfall der politischen Kultur. In diesen Prozess werden schon jetzt die städtischen Mitarbeiter einbezogen. Das muss ein Ende finden.

Duisburg ist kopflos

Es geht gar nicht mehr um Kommunikationsfehler. Um das Versagen von Polizei oder Feuerwehr. Um Planungsfehler zur Loveparade. Es geht auch nicht um Schuld und Sühne. Es geht allein um politische Verantwortung. Diese Verantwortung kann von einem Politiker nicht „übernommen werden“. Wer ein politisches Amt übernimmt, der hat die Verantwortung. Er trägt auch die Verantwortung für die Fehler seiner Organisation.

Ein Oberbürgermeister prägt das Gesicht der Stadt. Er kann politisch gestalten. In der Regel stützt der Rat seinen Oberbürgermeister, und der hat zur Umsetzung seiner politischen Ideen eine hochqualifizierte Verwaltung. Das macht den Charme des Amtes aus.

Jetzt ist Duisburg kopflos. Bürgern, Vereinen, Organisationen fehlt der unumstrittene Ansprechpartner. Sowohl national als auch international ist das Ansehen der Stadt beschädigt. Ein kompliziertes Abwahlverfahren, begleitet von Untersuchungsausschüssen und Experten, verlängert diese Kopflosigkeit drastisch. Wird die Stadt in einen Bürgerentscheid hineingetrieben, wächst der Schaden erheblich. Parteipolitische Abwägungen gehören dann zu den Spielregeln. Die politische Kultur wird dann endgültig zerschlagen.

Wer es gut mit der Stadt meint, wer für politische Kultur streitet, wer Adolf Sauerland mag, der sollte ihm sagen, erspare der Stadt und dir das Abwahlverfahren. Margot Käßmann zeigte, ein Rücktritt kann auch ehrenvoll sein.“