Duisburg. .
Neue Augenzeugenberichte zeigen, dass zur Zeit des Lovparade-Unglücks offenbar ein Rettungsweg existierte: Die Nebenrampe auf der Westseite des Geländes war wohl geöffnet.
Die Nebenrampe auf der Westseite des Loveparade-Geländes war wohl auch während jener Minuten geöffnet, in denen an der Hauptrampe zahlreiche Menschen den Tod fanden. Darauf lassen weitere Augenzeugenberichte schließen, die der WAZ vorliegen.
Claudia und Norbert Schneider aus Rheinhausen hatten über die Düsseldorfer Straße den Tunnel an der Karl-Lehr-Straße betreten. Es war 16.55 Uhr – und damit kurz bevor die Massenpanik an der Hauptrampe ausbrach. „Wir konnten noch ungehindert in den Tunnel und haben dort im Vorbeigehen die kleine Rampe gesehen, auf der Menschen herauf- und heruntergingen. Wir sind jedoch weiter bis zur Hälfte des Weges zwischen kleiner Rampe und Hauptrampe“, so die Schneiders.
Dort sei es aber zu voll gewesen, so dass sie die wenigen Meter bis zur Nebenrampe zurückgingen. „Das war problemlos möglich.“ 17.10 Uhr: Das Duo erreicht das Festivalgelände. „Uns hat es sehr geschockt, dass wir fast zeitgleich zum Unglückszeitpunkt völlig unversehrt aufs Gelände gekommen sind, während nur wenige Meter neben uns die Menschen starben.“
Die Frage, die sich die Schneiders nun stellen: Hätte nicht mit Hilfe von Megaphon-Durchsagen die Lage an der Hauptrampe entspannt werden können, wenn klar gewesen wäre, dass nur wenige Meter weiter zurück ein offener Alternativweg lag?
Auch Andrea Benske aus dem Dellviertel, die eine halbe Stunde zuvor den gleichen Weg wie die Schneiders gegangen war und dabei Ähnliches erlebte, hat Fragen: Warum hat niemand gezielt die ankommenden Menschen auf die offene Nebenrampe geleitet? Wer sie benutzte, tat dies per Zufall. Warum wurden die Menschen die vor der Hauptrampe feststeckten, nicht dorthin zurückgeführt? Warum wurde diese Nebenrampe auf dem Gelände nicht als Ausgang gekennzeichnet? Das hätte den Strom der Abwandernden auf der Hauptrampe, die dort den Ankommenden gegenüber standen, verringert.