Duisburg. .
Zehn Tage nach der Loveparade-Tragödie berichten Augenzeugen, dass sie zum Unglückzeitpunkt über einen anderen Weg aufs Gelände gelangten. Dadurch tauchen neue Fragen auf, welche Rolle die Nebenrampe gespielt hat.
Zehn Tage nach der Loveparade-Katastrophe haben sich bei der WAZ nun zwei Augenzeuginnen zu Wort gemeldet, die zum Unglückszeitpunkt den Tunnel an der Karl-Lehr-Straße von der Westseite aus (Dellviertel) betreten hatten, das Festivalgelände aber über eine zweite Rampe erreichten. Die lag – von dieser Seite aus betrachtet – vor der überfüllten Hauptrampe und war in den Planungen von Stadt und Veranstalter als alternativer Ausgang vorgesehen. Dadurch tauchen neue Fragen auf: Ab wann war diese zweite Rampe geöffnet? Wie lange kamen hier Besucher hinein oder hinaus? Wer war für ihre Bewachung, Öffnung und Schließung verantwortlich?
Claudia Borgers und Jessica Gerhold erreichten am Un-glücks-Samstag die Kreuzung Düsseldorfer Straße/Karl-Lehr-Straße gegen 16.30 Uhr. Dort sei es, so die beiden Duisburgerinnen, bereits sehr voll gewesen. Berittene Polizisten und andere Beamte versuchten, in diesem dichten Gedränge für Ordnung zu sorgen.
Genügend Polizei und Security
Gegen 16.40 Uhr gehörten die beiden zu einer großen Menschengruppe, die auf die Karl-Lehr-Straße gelassen wurde. „Es war genügend Polizei und Security da. Auch im Tunnel war es auf diesem ersten Stück nicht zu eng und gedrängt. Ich habe mich recht sicher gefühlt“, so Borgers.
Nach wenigen Metern im Tunnel wurden die Menschen nach links auf eine schmale Rampe geleitet. Hier wurde es eng, doch es ging zumindest langsam voran. Gegen 17 Uhr waren die beiden Frauen schließlich auf dem Gelände. „Es gab aber auf dem ganzen Weg keine Hinweisschilder mit Meterangaben bis zum Eingang“, berichtet Borgers. „Selbst wir als Duisburgerinnen wussten nicht, wo es genau entlang ging. So sind wir einfach der Masse hinterher.“ Und ortsunkundige Besucher hatten natürlich noch größere Probleme gehabt.
Schreckliche Bilder
Als die beiden Frauen dann die schrecklichen Bilder erstmals im TV sahen, wunderten sie sich. Die Nottreppe, an deren Fuß so viele Menschen den Tod fanden, die Lichtmaste oder den Container, über die viele Eingezwängte aufs Festivalgelände flüchteten – all das hatten sie nicht zu Gesicht bekommen. Um dieses Rätsel zu lösen, fuhren sie am Sonntagabend erneut zum Tunnel und erkannten erst jetzt, dass sie die Nebenrampe benutzt hatten. Und nicht die Hauptrampe. „Wir sind aufs Gelände gekommen, ohne den Weg zu nutzen, der so vielen zum Schicksal wurde.“
Wie lange die Nebenrampe für den Zustrom geöffnet war, wissen Borgers und Gerhold nicht. „Hinter uns kamen auf jeden Fall noch Menschen. Wann und wenn ja, warum diese Rampe wieder zugemacht wurde, wissen wir aber nicht.“ Angesprochen auf diesen Sachverhalt, erklärte Polizeisprecher Ramon van der Maat gestern: „Das ist Gegenstand der staatsanwaltlichen Ermittlungen. Auch diese Fragen gilt es zu klären.“