Duisburg. .
Ein Augenzeuge berichtet, die Sperren zur Regelung des Besucherstroms in den Tunnel seien niedergetrampelt worden. Loveparade-Chef Rainer Schaller wirft der Polizei vor, die Schleusen geöffnet zu haben.
Loveparade-Chef Rainer Schaller macht die Polizei indirekt für das Desaster im Tunnel mitverantwortlich. Wie eine Sprecherin von Lopavent gegenüber der WAZ erklärte, sei von der Polizei die Anweisung gekommen, die 16 Schleusen zu öffnen, die vor dem Tunnel den Zulauf regeln sollten. Schon am Montag hatte Schaller sich entsprechend in einem Interview mit der WDR geäußert. Demnach dienten die Schleusen eigentlich dazu, den Zugang zum Tunnel zu schließen, um eine Überfüllung zu verhindern. Nach Angaben der Lopavent-Sprecherin sei noch nicht zu ermitteln gewesen, um welche Uhrzeit die Anweisung gekommen sei.
Mit welchem Andrang die Polizei schon auf den beiden Strecken, die zum Veranstaltungsgelände führten, zu kämpfen hatte, schilderte Dirk Rosenberger von Red Rose Records am Sonnenwall, der auf dem Gelände der Tankstelle an der Düsseldorfer Straße einen Stand hatte und CD’s verkaufte: „Vormittags lief das alles ganz geregelt ab. Eine Stunde lang kamen Leute und wurden durchgelassen, dann wurde von der Polizei erst einmal wieder gesperrt. Irgendwann wurden dann die Sperren niedergetrampelt. Die Polizei versuchte zunächst, mit Hilfe eines großen Busses den Strom der Menschen aufzuhalten.“
Das habe aber auch nicht lange funktioniert. „Dann wurde die Reiterstaffel geholt.“ Die Polizeibeamten hätten sich mit den Pferden in die Menschenmasse gestellt, um damit zu erreichen, dass sich hinter ihnen die Situation wieder etwas entspannten. „Das klappte aber auch nur für eine halbe Stunde.“ Seinen Beobachtungen an der Strecke nach waren die Menschen, die zur Loveparade wollten, zum Teil an dieser Stelle schon „fix und fertig“.
Eingangssituation abgenickt
Die 16 Personenschleusen an der Kreuzung Düsseldorfer- und Karl-Lehr-Straße waren zumindest kurz vor dem Unglück nach Angaben von Augenzeugen bereits geöffnet. Sie dienten eigentlich zum einem dazu, die Personen bzw. deren Taschen und Rucksäcke nach mitgebrachten Glasflaschen zu durchsuchen, zum anderen, wie Rainer Schaller betont hat, dazu, den Zustrom in den Tunnel zu kanalisieren bzw. zu verhindern, falls dieser zu voll sei. Schon um 14 Uhr sollen zehn der 16 Schleusen geschlossen worden sein. Dann sei die Anweisung gekommen, alle Schleusen vor dem westlichen Tunneleingang an der Düsseldorfer Straße zu öffnen. Von dort sei der Hauptansturm auf das Gelände erfolgt.
Im Vorfeld sei der Zugang durch den Tunnel von den Behörden intensiv geprüft und abgenickt worden, wird Rainer Schaller zitiert. Alle Behörden hätten die Eingangssituation abgenickt. In den Ausschuss-Sitzungen des Rates sind nach Angaben von Hermann Dierkes (Die Linke) den Politikern keine konkreten Angaben über das ausgearbeitete Sicherheitskonzept gemacht worden.
Heute wird sich auf Antrag des Duisburger SPD-Bundestagsabgeordneten Hans Pflug der Duisburger Polizeibeirat mit den Geschehnissen während der Love-Parade befassen.