Duisburg.

Nach dem Loveparade-Unglück kamen Angehörige teils stundenlang nicht an Informationen, weil Mobilfunknetze und Notrufnummern überlastet waren – ein Vater schildert, wie er durch die Hölle ging.

Wir hatten uns einen schönen Tag machen wollen. Die Kinder wollten zur Loveparade. So wie wir vor einer Woche zum Still-Leben auf der A-40 wollten. So ein Event in Duisburg – das wollten sich unsere Söhne nicht entgehen lassen. Von Kindern kann man eigentlich nicht wirklich reden, doch wie bei allen Eltern bleiben auch als 21- , 24- und 32-Jährige doch immer noch Kinder. Natürlich waren wir besorgt. So viele Menschen wurden erwartet. So wenig Platz war auf dem Gelände. Duisburg hat keine 500.000 Einwohner. Und das Dreifache wurde zur Love-Parade erwartet. Auf einem Gelände, das nicht einmal so viele Menschen aufnehmen konnte, wie Duisburg Einwohner hat.

Natürlich machen sich Eltern immer Sorgen. Doch was uns an diesem Abend erwartete, haben alle Eltern und Angehörige von Loveparade-Besuchern durchgemacht - und es war die Hölle.

Handynetz verstummt

Wir hörten in den Nachrichten um 18 Uhr von den Toten und den Verletzten. Sofort folgte der Griff zum Handy – so wie wohl bei den Angehörigen von allen, die wussten, dass Kinder, Bruder, Schwester oder Freunde sich an diesem Tag auf den Weg nach Duisburg gemacht hatten. Sie alle wollten wissen, ob es ihnen gut geht. Und die meisten hörten sicher wie wir die Besetzt-Zeichen im Festnetz. Oder auch nichts, denn das Mobilfunk-Netz war verstummt. Sie sprachen wie wir auf die Mobilbox, alle in der Hoffnung, dass in den nächsten Minuten der ersehnte Rückruf kommt.

Und während Bilder von den dramatischen Ereignissen in dem Tunnel auf dem Fernseher zu sehen war, wuchs die Angst, dass dem Kind, dem Bruder, der Schwester, dem Freund etwas zugestoßen war. Die Polizei konnte nichts sagen über die Identität, die Feuerwehr gab Rufnummern weiter, die Auskunft geben sollte. Doch immer wieder Besetztzeichen oder ein stummes Mobilfunk-Netz.

In meiner Familie ist es gut ausgegangen. Es sind Tränen geflossen, als wir die Nachricht von unseren Kindern bekamen, dass es ihnen gut geht. Aber wir trauern um die Menschen, die gestorben sind. Und wir fühlen mit Eltern, Angehörigen und Freunden.