Duisburg. .

Kurt Krieger will ein riesiges Höffner-Möbelhaus auf der „Duisburger Freiheit“ bauen - und stößt auf wenig Gegenliebe in der Stadt. Aus anderen Städten, in denen Krieger gebaut hat, kommen Warnungen vor den Durchsetzungs-Praktiken des Unternehmers.

Die Ablehnung ist fast einmütig: Wirtschaft und Politik in Duisburg wollen den Möbel-Riesen Krieger mit seinem Einrichtungshaus „Höffner” nicht auf der Freiheit sehen. Doch stellt sich die Frage: Wie lange hält der Widerstand, der mit dem gültigen Bebauungsplan und einem Vorkaufsrecht für die Stadt eigentlich auf einer soliden Basis steht?

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„Der lässt nicht locker”, warnt ein Branchenexperte, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung sehen möchte. Er konnte in Dresden in den vergangenen Jahren aus der Nähe beobachten, wie Kurt Krieger agiert, um seine Pläne durchzudrücken.

Ende der 90er-Jahre war Krieger mit einem Fachmarktcenter in Dresden vertreten. Doch er habe mehr gewollt - ein ausgewachsenes Einkaufszentrum. Sein Problem: Der Bebauungsplan ließ genau dies nicht zu, in puncto Einzelhandel stand die Innenstadt an erster Stelle. Dementsprechend lehnte der Rat Kriegers Antrag ab.

Geld, Geschenke und ein reges Vereinsleben

„Was nach der Ratsentscheidung begann, war eine Wühlarbeitet”, berichtet der intime Kenner der Dresdner Verhältnisse. Krieger habe mit Spenden zum Wiederaufbau der Frauenkirche beigetragen, habe den notleidenden Vereinen Dynamo Dresden und Eislöwen aus der finanziellen Misere geholfen. Darüber hinaus soll es Einladungen zu Konzerten gegeben haben, Krieger soll diversen Vereinen beigetreten sein - vorzugsweise solchen, in denen Stadträte mitmischten. „Es wurde gebuhlt und gepult”.

Hinter vorgehaltener Hand wird erzählt, dass Krieger die Ratsfraktionen recht unverblümt gelockt haben soll. Peter Lames (SPD) sagte in der Sächsischen Zeitung, dass er sich noch genau an den Wortlaut erinnern könne: „Wenn Sie uns helfen, werde ich das nicht vergessen.” Die SPD half als einzige Fraktion nicht.

Dass der Berliner Unternehmer gerne zu groben Mitteln greift, skizziert der Insider an folgender Begebenheit, bei der selbst Zeuge war: Als eine Entscheidung über das Einkaufszentrum im Rat anstand, sei der entsprechende Tagesordnungspunkt auf die Zeit nach 20 Uhr verlegt worden. Folge: Die Zuschauertribüne habe sich mit Höffner-Mitarbeitern gefüllt, die nach Geschäftsschluss Stimmung für ihren Chef gemacht hätten.

Politische Landschaftspflege?

Das Ergebnis der jahrelangen politischen Landschaftspflege? Ab einem bestimmten Zeitpunkt seien die Ratsherren reihenweise umgekippt, der Elbepark wuchs immer weiter. Beschwerden - wie jene der Essener Karstadt-Zentrale - seien ausgeblendet worden. Was die Stadt nicht ignorieren kann: eine Klage der Nachbarstadt Radebeul beim Oberverwaltungsgericht gegen die Änderung des Bebauungsplans für den Elbepark, der mittlerweile auf über 100 000 Quadratmeter gewachsen ist.

Die Nähe, die Krieger und Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) nachgesagt wird, macht auch in einer anderen Angelegenheit hellhörig: In Dresden votierten CDU und FDP heftig dafür, nicht auf die Gewerbesteuer aus dem „Sanierungsgewinn” für Karstadt zu verzichten und gefährdeten so den Rettungsplan. Die Karstadt-Filiale liegt in der Innenstadt und nicht im Elbepark...

Auch im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel plant Krieger ein Höffner-Einrichtungshaus. Der Kampf darum dauert bereits seit Jahren. „Und wenn man Krieger einmal am Hals hat, wird man ihn nicht mehr los”, kommentiert Horst Becker GAL-Mitglied in der Hamburger Bürgerschaft, das Agieren des Möbel-Giganten. Auch Becker, ein ausgewiesener Gegner des Projekts, kann ein eindrucksvolles Beispiel für Kriegers Vorgehensweise schildern: „Ein knappes Dutzend Anlieger, die seine Pläne hätten kaputt klagen können, hat er rausgekauft und ihn an anderer Stelle neue Häuser gebaut.” Inzwischen stehe Krieger kurz vor dem Ziel, da sich kein anderer Investor für die Fläche, die Krieger inzwischen gehört, findet. Nur so könne man neues Planrecht schaffen und das Möbelhaus verhindern. Becker vermutet, dass für mögliche Interessenten die Fläche „verbrannt” sei, weil niemand ein Interesse an einem Disput habe.