Duisburg. .

Der Einzelhandelsverband übt heftige Kritik am Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Duisburg. Besonders die Pläne für ein zweites Hauptzentrum außerhalb der City macht die Händler sauer.

In einem Schreiben an die Stadt äußert der Einzelhandelsverband in dieser Woche heftige Kritik an dem von einem Gutachterbüro ausgearbeiteten Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Duisburg. Den Gutachtern wird vorgeworfen, mit ihren ermittelten Flächenpotenzialen an der Realität vorbei zu gehen. Der Verband, so sein Hauptgeschäftsführer Wilhelm Bomman, setze in der Duisburger Innenstadt auf qualitatives statt auf quantitatives Wachstum. Wesentlicher Kritikpunkt: Der Einzelhandel lehnt das im Gutachten genannte zweite Hauptzentrum in Hamborn/Marxloh rigoros ab.

Der Handel ist ausgesprochen sauer auf die Stadt. Er stellt nicht nur Zahlen, Daten und Fakten im Gutachten in Frage, sondern mahnt - bisher ohne Erfolg - zum wiederholten Mal Protokolle von Arbeitskreissitzungen an. Im Gutachten würden Positionen vertreten, die fälschlicher Weise einen breiten Konsens mit dem Handel suggerierten. Der jetzige Brandbrief, so Wilhelm Bomman, sei aufgesetzt worden, um der Politik zu signalisieren, dass „das so nicht abgestimmt ist mit uns.“

Bis zum 24. April sollte der Einzelhandelsverband seine Stellungnahme zum Konzept abgeben. Der Handel ließ die Frist verstreichen, da er auch nach drei Monaten immer noch auf das angemahnte Protokoll der letzten Arbeitskreissitzung wartet.

„Bestens versorgt“

Wilhelm Bomman, weist darauf hin, dass sein Verband die Verkaufsflächenerweiterungen von 123.000 qm auf über 720.000 qm zwischen 2001 und 2008 mitgetragen habe. Damit sei Duisburg bestens versorgt und im Vergleich zu Essen, Dortmund und Düssedlorf „gut ausgestattet“. Von einem Nachholpotenzial, wie im Gutachten behauptet, könne keine Rede sein.

Nun müsse es Ziel sein, die Innenstadt qualitativ nach vorn zu bringen. „Der Trend ist positiv.“ Dazu gehöre die neu gestaltete Königsgalerie und den im Masterplan von Norman Foster vorgesehenen „Brückenschlag“ zum Innenhafen. In den letzten Jahren habe sich der Anteil auswärtiger Kunden und Besucher um 3,5 Prozent gestiegen, sieht der Handel in der Entwicklung ein Indiz dafür, dass die Innenstadt-Weichen richtig gestellt wurden. Nichtsdestrotrotz erkennt der Verband hier noch Reserven.

„Verpasste Chnace“

Die Ansiedlung eines Möbelriesen auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgeläden lehnt der Einzelhandel ab. Bomman: „Das wäre eine verpasste Chance.“ Die Stadt solle nichts überstürzen, müsse an der Foster-Konzeption festhalten. Ähnlich hatten sich jüngst Industrie- ud Handelskammer (IHK) sowie City-Management geäußert.

Darüber hinaus wird eine Kernaussage im Gutachten vom Handel alles andere als geteilt. Nach Einschätzung der Gutachter weist die City nicht das Potenzial auf, um die oberzentrale Funktion und Stellung der Stadt allein bestreiten zu können. Eine solche Position könne durch eine Neuorientierung der Zentrenstruktur mit einer Ausrichtung auf ein zweites Hauptzentrum erreicht werden, heißt es im Gutachten. Bommann widerspricht: „Wir sehen durchaus noch Potenzial in der Innenstadt.“

Abschließend stellt der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes fest: „Das Zentrenkonzept weist sachliche Mängel auf.“ Dies sei von mehreren Seiten nachhaltig dokumentiert worden.