Duisburg. Die Gerüchteküche brodelt nach einem Vorfall: Flammt der Streit zwischen einem berüchtigten Clan und Rockern am Hamborner Altmarkt wieder auf?
Ist der Konflikt zwischen den Hells Angels und dem türkisch-libanesischen Saado-Demir-Clan zwei Jahre nach der blutigen Eskalation am Hamborner Altmarkt neu entfacht? Nicht nur ein Vorfall vor einem Geschäft im Duisburger Norden lässt die Gerüchteküche brodeln.
Rückblick: Am Abend des 4. Mai 2022 eskaliert die Fehde zwischen den Rockern und dem berüchtigten Clan. Über 100 Beteiligte mischen bei dem Tumult auf dem Altmarkt mit. Es fallen 28 Schüsse, vier Männer werden verletzt. Die Auseinandersetzung beschert Duisburg deutschlandweit Negativschlagzeilen. Zwei der Schützen, Rocker Oktay K. und Clan-Mitglied Kamil D. (beide 39), stehen seit Februar in Duisburg vor Gericht. Parallel dazu laufen im Hintergrund komplizierte Ermittlungen gegen weitere Tatverdächtige.
Hartnäckigen Gerüchten nach soll es bei dem Streit um Schutzgeldzahlungen für einen Dönerladen im Umfeld des Marktplatzes gegangen sein. Die Rocker stürmten an dem Mai-Abend 2022 das Lokal an der Harnackstraße und verwüsteten es. Nun rückt der Laden wieder in den Fokus.
Schutzgeld-Konflikt in Duisburg-Hamborn neu entflammt?
Die Bild-Zeitung berichtet, dass der Schutzgeld-Konflikt um den Imbiss neu entflammt sei. Der trägt mittlerweile einen anderen Namen, ist komplett renoviert. Aber: Die Rocker würden wohl weiter Geld von dem abgetauchten Inhaber aus dem Clan-Umfeld fordern. Doch die Gang sei nicht bereit, zu zahlen. Deshalb hätten die Hells Angels den Vermieter aufgefordert, seinem Mieter zu kündigen.
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Als der Immobilienbesitzer sich weigerte, suchten die Rocker ihn dem Bild-Bericht nach vor einem Gardinengeschäft in Hamborn auf, wollten ihn einschüchtern. Doch der Mann wehrte sich, stach mit einem Messer auf einen der Hells Angels ein. Informationen dieser Redaktion decken sich mit der Bild-Recherche. Der Vorfall trug sich demnach am Dienstag, 9. April zu.
Ermittlungen gegen Hells Angels
Polizei und Staatsanwaltschaft schweigen auf Nachfrage zu den Hintergründen und den Details, verweisen auf ermittlungstaktische Gründe und Persönlichkeitsrechte „des Geschädigten sowie der Beschuldigten“.
Bekannt ist: Drei Tage nach der Messertat, also am Freitag, 12. April, stürmten Sondereinheiten der Polizei im Morgengrauen fünf Privatwohnungen und Geschäftsräume in Bruckhausen und Alt-Hamborn, darunter auch Objekte am Hamborner Altmarkt (wir berichteten). Dort stellten die Einsatzkräfte Beweismittel sicher, die nun ausgewertet werden.
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Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass sich die Ermittlungen gegen teilweise „bekannte Beschuldigte richten“. Nach Redaktionsrecherchen handelt es sich um Personen, die den Hells Angels zugerechnet werden. Wie konkret der Konflikt zwischen den Lagern aktuell ist und ob es noch weitere körperliche Auseinandersetzungen gab, ist offen.
Hamborner Altmarkt rückt wieder in den Blickpunkt
Kein Zufall ist es allerdings, dass der Hamborner Altmarkt so wieder in den Blickpunkt rückt. Denn der eigentlich bürgerlich geprägte Platz gilt als Treffpunkt der Hells Angels. Menschen aus der Szene sind vor Ort als Geschäftsleute tätig. Ein Mitglied des Saado-Demir-Clans sagte laut Rheinischer Post in dieser Woche im Prozess zur Schießerei aus: „Wer am Hamborner Altmarkt Geld verdienen will, muss entweder ein Hells Angel sein oder abdrücken.“
Es ist eine Aussage, die auf den ersten Blick gar nicht zu dem belebten Stadtteilzentrum passen mag. Drei Banken haben hier Filialen, es gibt unter anderem einen Rewe-Markt, Sanitätshäuser, Apotheken, eine Fielmann- sowie eine DM-Filiale. Leerstand existiert hier kaum. Auch zahlreiche Cafés, Restaurants und Imbisse haben sich angesiedelt, sind vor allem abends sehr gut besucht. Angesprochen auf vermeintliche Schutzgeld-Forderungen, schütteln zwei Betreiber den Kopf. Reden möchten sie nicht.
Rocker in Kutten sucht man im Straßenbild vergebens. Aber: Zwischen den vielen parkenden Autos findet man schon szenetypische Wagen: luxuriöse BMW-, Mercedes- oder Audi-Modelle mit getönten Scheiben. Hinter den großen Fenstern eines Cafés sitzt eine Gruppe Männer, die rein optisch zur Szene passen würde. Vor allem sind am Hamborner Altmarkt an diesem Freitagmittag aber Senioren und Seniorinnen unterwegs, genauso wie Menschen, die ihre ganz normalen Besorgungen tätigen.
Marktplatz ist kein Kriminalitätsschwerpunkt
Dazu passt: Nach der Schießerei im Frühling 2022 beruhigte sich die Situation vor Ort schnell wieder. Der Altmarkt ist alles andere als ein Kriminalitätsschwerpunkt. „Das haben ja auch die Evaluationen der Videobeobachtung gezeigt“, erklärt Polizeisprecher Daniel Kattenbeck.
Nach der Schießerei stellte die Behörde mobile Überwachungskameras auf dem Marktplatz auf – auch um das subjektive Sicherheitsempfinden der Anwohner und Passanten zu stärken. Innerhalb von drei Wochen filmten die Kameras jedoch lediglich eine Verkehrsunfallflucht. Sie wurden dann wieder abgebaut, denn die rechtlichen Hürden für eine solche Videobeobachtung sind in Deutschland hoch.
Ob die Sicherheitsbehörden derzeit Maßnahmen, wie eine erhöhte Polizeipräsenz, vor Ort bereits durchführen oder in Erwägung ziehen, dazu machen das Duisburger Präsidium und die Staatsanwaltschaft keine Angaben.
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