Duisburg. Der Hauptbahnhof erlebt 2024 sichtbare Veränderungen. Was auf der Baustelle passiert, was das für Fahrgäste bedeutet: ein Überblick mit Zeitplan.
Auf der größten, teuersten und langwierigsten Bahnhofsbaustelle der Deutschen Bahn in NRW soll es 2024 in großen Schritten sichtbar vorangehen. Was bei der Modernisierung des Duisburger Hauptbahnhofs in den kommenden Monaten passiert und was dies für Fahrgäste bedeutet – verrät unser Überblick mit Zeitplan.
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Die marode Gleishalle wird im laufenden Betrieb seit 2022 und bis 2028 saniert – ein Bahnsteig nach dem anderen, von Ost nach West, von Gleis 13 bis Gleis 1. Für die Baustelle „unter dem rollenden Rad“ ist immer einer der sechs Bahnsteige gesperrt. Das Mammut-Projekt startete mit der Sperrung der Gleise 12 und 13. Selbst der dazugehörige, erste modernisierte Bahnsteig 6 ist zwar immer noch nicht komplett fertig, aber seit Juli 2023 „anfahrbereit“, wie es bei der DB heißt. Bis zur Freigabe des zweiten umgebauten Bahnsteigs (Bahnsteig 5 mit Gleisen 10 und 11; Zuordnung: siehe Übersichtskarte) dauert es gar nicht mehr lange:
Duisburg Hauptbahnhof: Was passiert aktuell auf der Großbaustelle?
Der Stahlbau auf dem Bahnsteig 5 ist bereits fertig. Inzwischen steht dort ein gewaltiges Gerüst: Darauf werden die Arbeiter den Ausbau des Hallendachs angehen, die Decke verkleiden und die Beleuchtung installieren. „Die Standgerüste werden später zu Hängegerüsten umfunktioniert – so können die Baufachleute auf mehreren Ebenen arbeiten“, erklärt ein Bahnsprecher. Im nördlichen Bereich des Bahnsteigs läuft der Aufbau der Flachdächer („Essener Dächer“), die ersten Bahnsteigkanten sind gesetzt. Dafür „waren im Vorfeld umfangreiche Tiefbau- und Kabelarbeiten notwendig“. Die Pflasterung werde in den kommenden Wochen starten, an der Oberleitung wird ebenfalls gearbeitet.
Wann halten wieder Züge an den Gleisen 10 und 11?
Es klingt sportlich, aber: Die Bahn plant die Freigabe des seit Juli gesperrten Bahnsteigs bereits Ende März. Ein Sprecher sagt: „Voraussichtlich ab dem 29. März können Reisende von den Gleisen 10/11 wieder in die Züge steigen.“ Er betont aber: Ähnlich wie beim Nachbarbahnsteig 6 (Gleise 12/13) seien auf dem neuen Bahnsteig nach der Freigabe noch Arbeiten notwendig. Dort werde zum Beispiel noch die Bahnsteigausstattung mit Vitrinen und Sitzbänken installiert. Auch dieser Bahnsteig bleibe vorerst „immer wieder noch ein bisschen auch Baustelle“.
Was passiert nach der Wiederinbetriebnahme der Gleise 10 und 11?
Wenn an den Gleisen 10 und 11 wieder Fahrgäste einsteigen können, wird ab Anfang April direkt weitergearbeitet – zwischen den beiden modernisierten Bahnsteigen: Zuerst werden die alten Dachstützen im Gleisbett entfernt. Danach „beginnt in diesem Bereich der Neubau des Dachs“, erläutert ein Bahnsprecher.
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Er meint das Dach zwischen den beiden großen Wellendach-Strängen, die erste „Zwischenwelle“. Mit diesen etwas kleineren Dächern werden sämtliche Schienenanlagen überdacht. Darüber hinaus werden diese die Passagiere auf den Bahnsteigen vor schräg einfallendem Regen schützen. Die Dacharbeiten sollen bis Ende Juni beendet werden. Dafür werden insbesondere die Gleise 11 und 12 zeitweise gesperrt werden müssen (siehe unten: Folgen für Fahrgäste).
Wann sind die neuen Dächer wasserdicht?
Am ersten modernisierten und seit Juli 2023 genutzten Bahnsteig (Gleise 12/13) sind Passagiere zurzeit nicht komplett vor Stark- und Schrägregen geschützt, weil das große Wellendach und auch die Flachdächer noch nicht wasserdicht sind (wir berichteten). Die Abdichtungsarbeiten dort werden nach Angaben eines Bahnsprechers noch bis etwa Mitte 2024 andauern. Ein weiterer Grund dafür, dass es noch auf den neuen Bahnsteig regnet: Das Dach zwischen den beiden ersten modernisierten Bahnsteigen – also zwischen den ersten großen Dachteilen – fehlt noch. Diese „Zwischenwelle“ wird ab April eingezogen (siehe oben). Spätestens nach den Sommerferien 2024, wahrscheinlich ab Ende Juni, sollten Passagieren an den Gleisen 13, 12 und 11 also selbst bei Wolkenbrüchen absolut trocken bleiben.
[Großbaustelle und Verkehrsknotenpunkt, Geschäftspassage und Einsatzort der Bundespolizei: Auf unserer Themenseite finden Sie Artikel über den Duisburger Hauptbahnhof.]
Wann geht es mit der Fassade am Ostausgang weiter?
Wenn das Dach installiert ist, entsteht im zweiten Quartal 2024 an der Ostseite die Glasfassade, „die für eine lichtdurchflutete Gleishalle sorgen soll“, wie ein Bahnsprecher erklärt. „Der Osteingang nimmt dann seine neue Form an.“ Bislang verdunkeln Baugerüste und Sicherheitsnetze am Fassadenskelett den östlichsten Bahnsteig, dessen alte Fensterwand wegen ihrer vielen Risse und Gaffer-Tape-Klebestreifen berühmt-berüchtigt war.
Zur Reihenfolge der Arbeiten muss man wissen: Bevor das neue Bahnhofsdach mit der Last der gläsernen Fassade belastet werden kann, müssen aus statischen Gründen mehrere Wellen des Dachs fertig sein. Wenn das Glas eingesetzt ist, wird „voraussichtlich im Juni das große Schutzgerüst am Osteingang“ abgebaut, kündigt ein Bahnsprecher an. Die provisorischen Treppen-Einhausungen auf dem Bahnsteig 6 sollen dann ebenfalls verschwinden.
Wann wird der nächste Bahnsteig gesperrt?
Ab Anfang August konzentrieren sich die Arbeiten auf den Bahnsteig 4 – dieser und die dort liegenden Gleise 8 und 9 werden dann für Züge und Fahrgäste bis in den Sommer 2025 gesperrt. Die Modernisierung beginnt mit dem Rückbau des alten Hallendachs. Da die alte Gleishalle asbestverseucht ist (wir berichteten), werden die Arbeiter wohl auch dort auf den Gefahrstoff stoßen – und gegebenenfalls mit Schutzanzügen und Atemschutz vorgehen.
Was bedeuten die Bauarbeiten 2024 für die Fahrgäste?
Zu den Asbestfunden beim Abriss hatte die Bahn zuletzt betont: Für Bauarbeiter und Fahrgäste bestehe wegen der Schutzmaßnahmen trotz der als krebserregend eingestuften Mineralfaser keine Gesundheitsgefahr.
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Was sich für Fahrgäste 2024 im Wesentlichen ändert: Sie müssen ab August auf den Bahnsteig zu den Gleisen 8 und 9 verzichten – dafür wiederum steht ihnen und ihren Zügen der Bahnsteig zu den Gleisen 10 und 11 ab April wieder zur Verfügung. Zwischen April und Ende Juni werden wegen der Zwischendach-Montage die Gleise 11 und 12 phasenweise gesperrt.
Große Auswirkungen auf den Fahrplan und den Zugverkehr sollen all die Sperrungen aber nach Angaben eines Bahnsprechers weiterhin nicht haben: Das Konzept des Umbaus im laufenden Verkehrsbetrieb sieht schließlich vor, dass immer zwei Gleise gesperrt sind und die Bahnen und ihre Fahrgäste auf die anderen Bahnsteige ausweichen. Bislang hat das nach allem, was bekannt ist, gut funktioniert.
>> DAUERBAUSTELLE DUISBURGER HAUPTBAHNHOF
- Der Umbau des Duisburger Hauptbahnhofs laufe bislang ohne Rückschläge und liege im Zeitplan, sagt ein Bahnsprecher: „Es ist weiterhin geplant, die gesamte Modernisierung des Duisburger Hauptbahnhofs im Jahr 2028 abzuschließen.“
- Mit Bund und Land NRW investiert die Bahn nach eigenen Angaben etwa 260 Millionen Euro in die Modernisierung. Diese wird somit mehr als doppelt so teuer als ursprünglich geplant. Branchenkenner rechnen mit weiteren Kostensteigerungen.
- Die städtische Dauer-Baustelle vor dem Ostausgang des Hauptbahnhofs soll nach jüngsten Angaben eines Stadtsprechers „spätestens bis Ostern abgeschlossen“ sein (wir berichteten).