Duisburg. Einkaufen auf der Münchener Straße soll attraktiver werden. Kommen Biosupermarkt und Feinkostladen? Fest steht: Ein beliebtes Event kehrt zurück.
Kinderschuhe, Kleidung, Kaffeerösterei, und das inhabergeführt: Die Münchener Straße bietet vieles von dem, was Kunden an Geschäften auf der viel größeren Königstraße in Duisburgs Innenstadt vermissen. Aber: Auch hier haben Metzger und Buchhandlung geschlossen, eröffnen Nagelstudios und Imbissbuden. Die verbliebenen Einzelhändler sind fest entschlossen, die Trendwende zu schaffen. Ein erster Schritt dazu: die Rückkehr einer beliebten Abendveranstaltung, und das schon bald.
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„Buchholz kann mit Kaufkraft und Frequenz punkten“, sagt Marc Oliver Hänig, Sprecher von Duisburg Business & Innovation (DBI). Genug Passanten also mit genügend Geld, die in den ansässigen Geschäften einkaufen können. Gute Voraussetzungen, um die Münchener Straße als Einkaufsmeile im Duisburger Süden wiederzubeleben. Weil das aber nicht von allein passiert, hat die DBI ein Team von City Managern eingestellt, die den Nebenzentren neues Leben einhauchen sollen.
In diesem Team für den Duisburger Süden zuständig ist Gianna Reich. Im Mai trat sie ihre Stelle an, im November brachte sie Einzelhändler, Gewerbetreibende, Gastronomen zum Runden Tisch zusammen. Dazwischen lernte sie die Münchener Straße kennen, Geschäft für Geschäft: „Ich bin in jeden einzelnen Laden reingegangen und habe gefragt: Wie läuft es?“
Elif Korkankorkmaz ist eine von denen, denen Reich diese Frage stellte. „Ich war sehr skeptisch“, erzählt die Inhaberin des Cafés Inizio. „Ich habe gedacht: Jetzt kommt die Stadt, und es wird wieder nichts gemacht.“ Längst hat die DBI-Frau sie überzeugt. „Alles, was wir beim ersten Runden Tisch gemacht haben, war weltbewegend“, sagt die Café-Besitzerin. Oder jedenfalls: die Münchener Straße bewegend. Ein erstes Ergebnis dieses Abends wird schon bald sichtbar: am 8. März.
Einkaufen mit Sekt: Mädelsabend kehrt zurück auf die Münchener Straße
Dann feiert die Münchener Straße die Rückkehr eines Events, das vor Corona besonders unter den Kundinnen beliebt war: Der Mädelsabend erfährt eine Neuauflage, pünktlich zum Weltfrauentag. Das Konzept: Von 18 bis 21 Uhr, wenn normalerweise schon geschlossen ist, öffnen die Geschäfte zum abendlichen Bummel, bieten individuelle Aktionen, schenken das eine oder andere Glas Sekt aus.
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Ein Konzept, das zu dem passt, was City Managerin Gianna Reich in eine Frage kleidet: „Was können wir anbieten, was übers Einkaufen hinausgeht?“ Die Kunden, sie wollen nicht nur bezahlen und einpacken, sie wollen etwas erleben, anderen Menschen begegnen. „Dritte Orte“ nennt die Soziologie solche Räume: nach dem Zuhause, nach dem Arbeitsplatz. Solche Orte kann sich Reich für die Zukunft auf der Münchener Straße vorstellen. Räume, in denen die Kunden keinen Cent bezahlen müssen und dafür doch etwas bekommen, das für sie wertvoll ist: seien es Workshops oder Betreuungsangebote für Kinder oder Senioren.
Warum nicht mit solchen Angeboten die Leerstände füllen? Die gibt es, natürlich, auch entlang der Buchholzer Einkaufsmeile. Acht Ladenlokale, sagt die Center Managerin, stünden aktuell leer, die Hälfte sei bereits vermittelt, oder es liefen Renovierungen. Solche Arbeiten im Hintergrund bleiben oft unsichtbar; sichtbar sind hingegen die leeren Schaufenster. Deshalb betont Reich: „Nicht jeder Leerstand ist auch eine zu vermittelnde Gewerbeimmobilie.“
Feinkostladen und Biosupermarkt: Ist das die Zukunft der Münchener Straße?
Diejenigen, die es dennoch gibt, sollen gefüllt werden. Nicht mit dem nächsten Sonnenstudio, sondern, wenn es läuft, wie es sich die Immobilienbesitzer wünschen: mit einem Feinkostladen, einem Biosupermarkt, einem Computerfachgeschäft. Eine andere Möglichkeit: Auf einer Franchise-Messe hat die DBI gezielt mögliche Interessenten angesprochen. „Es geht den Inhabern darum, nach Qualität auszuwählen“, sagt Reich.
2019 verlor die Buchholzer Einkaufsmeile ihren Metzger, im vergangenen Jahr schloss das Buchgeschäft „Was Ihr wollt“, über die Jahre: weitere Schließungen, immer wieder. Der Edeka ist längst verschwunden; stattdessen prägen Textildiscounter und Drogeriemarkt das Bild. Eine Entwicklung, die auch Elif Korkankorkmaz sieht: „Die Münchener Straße baut ein bisschen ab.“ Aber für sie, die seit neun Jahren das Inizio betreibt, ist die Tasse trotzdem halb voll: „Das ist nur ein Wechsel. Es kommen auch wieder Neuansiedlungen dazu.“
Neueröffnungen zeigen: Einkaufen in Duisburg-Buchholz funktioniert
So wie die Kaffeerösterei Röstcult, die seit 2020 frische Bohnen in die Einkaufslandschaft bringt. Oder das Weingeschäft RheinWein, das seit fünf Jahren die Korken knallen lässt. Beide Neuansiedlungen zeigen: Die Münchener Straße kann funktionieren – mit dem richtigen Konzept.
Und der Fähigkeit, nicht aufzugeben. Elif Korkankorkmaz hätte sich eigentlich wieder einen verkaufsoffenen Sonntag gewünscht; etwas, das es auf der Münchener Straße seit Jahren nicht mehr gegeben hat. Zu schwierig sind die Vorgaben geworden, gerade für Nebenzentren. Als Alternative beleben die Händler jetzt den Mädelsabend wieder. „Wenn irgendwas nicht funktioniert, müssen wir halt was anderes machen.“ Die Inizio-Chefin sagt es nicht resigniert, sondern voller Tatendrang.
Und dann gibt es da noch etwas, mit dem die Münchener Straße punkten kann. 2,50 Euro für eine Stunde Parken im Forum Duisburg? DBI-Mann Marc Oliver Hänig schmunzelt. „Am Norbert-Spitzer-Platz kann ich kostenlos parken.“
>> ZAHLEN UND FAKTEN: DIE MÜNCHENER STRASSE IM STECKBRIEF
38 Einzelhandelsbetriebe zählte das Duisburger Einzelhandels- und Zentrenkonzept auf der Münchener Straße 2019. Zusammen brachten sie es auf eine Verkaufsfläche von 8925 Quadratmetern.
Heute zählt Duisburg Business & Innovation 48 Einzelhandelsbetriebe. Zur aktuellen Verkaufsfläche sowie zur Zahl der Passanten entlang der Münchener Straße gibt es von der DBI keine Angaben.