Duisburg. Im Gaza-Streifen steckt seit dem Hamas-Terror eine Familie aus Duisburg fest. Ihre Lage besorgt auch die Schulen der Söhne. Sie hoffen auf Hilfe.
Unter den Hunderten Ausländern, die seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel im Gaza-Streifen festsitzen, befindet sich auch eine zehnköpfige Familie aus Duisburg. Nur-Eddin (18) und Ahmad S. (15.), zwei der Söhne, sind Schüler des Landfermann- beziehungsweise des Mercator-Gymnasiums. Die Schulleitungen setzen sich gemeinsam mit der Duisburger Bundestagsabgeordneten Lamya Kaddor (Grüne) für die Ausreise der Familie ein, die vor dem Grenzübergang Rafah ausharrt.
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„Ich hatte gehofft, dass alle wohlbehalten zurück sind“, sagt Wibke Harnischmacher über den 16. Oktober, den ersten Schultag nach den Ferien. „Wir hatten auch Urlauber in Israel“, so die Schulleiterin des Mercator-Gymnasiums. Dass die Familie S. zu einer Familienfeier in den Gaza-Streifen gereist war, wusste sie. Gewissheit brachte eine E-Mail von Nur-Eddin, der vor dem Abitur steht und Ahmad (15), der die 10. Klasse am Landfermann besucht. „Sie haben sich entschuldigt für eine Klausur.“
Duisburger Schüler und Student hoffen auf die Rückkehr über Ägypten
Am Abend des gleichen Tages war der 18-Jährige mit seinem älteren Bruder Abdel Mohaymen in den ZDF-Nachrichten zu sehen. Auch er ist Mercator-Abiturient, studiert jetzt Medizintechnik. Ein Fernsehteam hatte sie am Grenzübergang nach Ägypten gefilmt. „Seither harren sie bei Freunden in der Nähe aus, hoffen, dass Ägypten ausländische Staatsbürger zur Weiterreise in ihre Heimatländer einreisen lässt“, berichtet Christof Haering, Leiter des Landfermann-Gymnasiums.
Die Familie S. habe palästinensische Wurzeln, lebe seit langem in Duisburg, fast alle seien deutsche Staatsbürger, berichten die Schulleiter. Nur-Eddin ist der zweite Sohn nach Abdelmohem, der sein Abitur am Mercator-Gymnasium macht. „Die Familie ist sehr bemüht, ihren Kindern durch Bildung eine gute Perspektive zu schaffen“, berichtet Wibke Harnischmacher.
Familie machte sich nach dem Hamas-Terrorangriff sofort auf in den Süden
Die Duisburger Familie habe sich am 7. Oktober in Gaza-Stadt aufgehalten, habe sich nach der Attacke der Terrororganisation Hamas auf Israel sofort aufgemacht in den Süden, um über Rafah, den einzigen noch offenen Übergang, nach Ägypten auszureisen. „Sie saßen wohl schon in einem Bus, um die Grenze zu überqueren, doch dann hat Ägypten die Grenze geschlossen“, erzählt Haering.
Nur sporadisch funktioniere die Kommunikation per SMS. Einen Internet-Zugang gibt es in der Krisenregion höchstens mal für kurze Zeit.
Am vergangenen Mittwoch schilderte Abdel Mohaymen S. in einem TV-Bericht des ARD-Morgenmagazins die Lage. „Wir leben in zwei Räumen mit 22 Menschen, haben nur 18 Liter Wasser am Tag, für das wir Kilometer weit laufen müssen“, berichtete der Student. „Ich habe nicht mehr viel Hoffnung, dass wir hier bald rauskommen.“
„Ich habe Angst, dass diese Menschen in Vergessenheit geraten“, fürchtet Wibke Harnischmacher, „für unsere Schüler steht viel auf dem Spiel.“ Nicht zum ersten Mal erlebt die Schulleiterin einen ihrer Schüler in einer solchen Situation. Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan steckte eine Mercator-Schülerin in Kabul fest, die Schule bat die Bundeswehr um Hilfe bei der Ausreise.
Abgeordnete Lamya Kaddor setzt sich beim Auswärtigen Amt ein
Jetzt hat sie an Lamya Kaddor geschrieben: „Auch meine eigene Ohnmacht sucht darin ihren Weg“, sagt Harnischmacher.
Noch in dieser Woche war die Abgeordnete Kaddor am Landfermann-Gymnasium, wo sie selbst einst unterrichtete. „Ich versuche, Unterstützung über Kontakte mit dem Auswärtigen Amt zu leisten“, verspricht die Abgeordnete. Sie ist innenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. „Aber ich bin auch Stellvertreterin im Auswärtigen Ausschuss, habe also auch mit den Entführungen der Hamas zu tun“, so Kaddor. „Acht deutsch-israelische Staatsbürger werden derzeit vermisst. Auch da sind wir in Gesprächen und tun unser Möglichstes.“