Altstadt. Die Bundestagsabgeordnete Lamya Kaddor hält den Kontakt zu ihrer alten Schule in Duisburg. So gefällt den Schülern ihr Unterricht-Gastspiel.
Voller Klassenraum, knapp 25 Schüler, aber zwei Lehrerinnen? Die Bundestagsabgeordnete Lamya Kaddor (Bündnis 90/Die Grünen), eigentlich Islamwissenschaftlerin und ausgebildete Lehrerin, ist zu Besuch an ihrer alten Schule, dem „Landfermann“-Gymnasium. Aufregung und Freude sind bei den Schülern der neunten Jahrgangsstufe zu sehen. Großes Hallo. „Was machen Sie denn wieder hier?“ Na, eine Stunde geben. Früher hat die Politikerin hier noch selbst unterrichtet. Jetzt ist Cagla Aksöz ihre Nachfolgerin.
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Die Stunde fängt an, Lamya Kaddor sitzt vor der Klasse – aber vorher noch die Kaugummis raus! Da ist sie streng. Dann kann es los gehen. Bei den Namen müssen ihr die Jugendlichen manchmal auf die Sprünge helfen. Das Fach heißt islamische Religionslehre. Die Unterrichtsreihe beschäftigt sich mit dem Thema Leben und Tod. „Eigentlich gibt es gar nicht so viele Unterschiede zu christlicher Religionslehre“, findet Pädagogin Cagla Aksöz, die ihren Platz nun ihrer Vorgängerin überlässt.
Duisburger Schüler erinnern sich gerne an den Unterricht mit Lamya Kaddor
Im Laufe der Stunde entwickelt sich das Gespräch aber eher zu einer Grundsatzdiskussion: Wo liegen Gemeinsamkeiten zwischen dem Christentum, dem Judentum und dem Islam? Wo sind die Unterschiede? Die Diskussion geht hin und her. Am Ende steht dann doch ein Konsens: „Religion ist Glauben und nicht Wissen.
Nach dem Unterricht sagt Lamya Kaddor: „Die Stunde war eine Überraschung für die Schüler. Für mich ist das der schönste Termin der ganzen Woche.“ Im Bundestag ist gerade keine Sitzungswoche. Sie ist sowieso in ihrer Duisburg, da passte der Besuch noch gut in den Zeitplan.
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Vor der Stunde auf dem Flur begrüßt sie ein paar Kollegen. Noch ein kurzes, nettes Gespräch mit dem Schulleiter – es ist ihre erste Unterrichtsstunde seit zwei Jahren. Auch die bekannten Schüler haben sich weiterentwickelt, die eigenen Ansichten zum Thema Glauben entwickelt und vertieft. Am Ende der Stunde blickt sie doch etwas nostalgisch zurück: Manchmal fehle ihr das Unterrichten schon. Die „Debatten in der Schule sind ganz anders als im Bundestag“; ruhiger.
„Die Debatten in der Schule sind ganz anders als im Bundestag“
Und wie kommt das Intermezzo bei den Schülern an? Der 15-jährige Sami saß schon früher bei ihr im Unterricht. Islamischer Religionsunterricht sei zwar nicht sein Lieblingsfach, Mathe macht er lieber. Trotzdem geht er gerne zu den Stunden, sagt er. Seine Familie sei gläubig. „Mein Vater ist Prediger in der Masjid-Ali Moschee in Hochfeld.“ Am Unterricht gefällt ihm, dass es immer gute Diskussionen gibt. Die Lehrerin „verkörpert viele Meinungen, das ist interessant“. In der Schule treffen strengere und liberalere Auffassungen des Islams aufeinander, der Diskurs ist wichtig, das findet auch Lamya Kaddor.
Sicherlich eine angenehme Abwechslung zu Bundestagsdebatten. Bald stehen wieder Themen wie Fachkräftemangel auf der Tagesordnung. Am Sonntag geht’s wieder ab nach Berlin.