Duisburg. Marxloher verzweifeln an stinkenden Müllkippen und rücksichtslosem Benehmen ihrer neuen Nachbarn. Wie die Stadt Duisburg hilft.

Die Ratten tanzen auf den Müllbergen. Der Gestank ist zum Erbrechen. Aus der ehemals grünen, gepflegten Gegend an der Halskestraße, Ecke Wilfriedstraße ist ein stinkender Schandfleck geworden. Jetzt suchen selbst die, die hier schon lange und gerne wohnen, einen anderen Stadtteil als zukünftiges Zuhause.

„Es geht nicht um Nationalitäten, es geht um Benehmen“, sagt Thomas Mielke (48), Vorsitzender des Vereins „Runder Tisch Marxloh“. Immer wieder räumt die Stadt Duisburg ekelige Dreckhaufen weg. Ein Sammelsurium von Biomüll, Stühlen, Matratzen und gebrauchen Windeln. Und ein paar Tage später dreht sich das Rad wieder von vorne.

Müll in Marxloh belastet die Nachbarschaft

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Seit ungefähr anderthalb Jahren ist die Welt in dem Stadtteil aus den Fugen. Die Ivere-Verwaltung habe einige südosteuropäische Familien in den Häusern untergebracht und seitdem sei das soziale Leben vorbei. „Wir haben hier viele ausländische Familien, die seit Jahren friedlich und glücklich mit allen anderen zusammen wohnen und sich gut verstehen. Aber, was seit einiger Zeit hier abgeht, ist einfach unbeschreiblich“, erzählt Mielke. Er sei doch nicht der Müllminister für den Stadtteil.

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„Ich bin in Marxloh aufgewachsen, das hier ist meine Heimat“, sagt der 48-Jährige. Er habe sich aber schon erwischt, dass auch er darüber nachdenkt, wo er wohl hinziehen könnte, um sich wieder wohlzufühlen. „Das hat mich selbst erschreckt.“

So sieht es ständig rund um die Halskestraße, Ecke Wilfriedstraße in Duisburg-Marxloh aus, sagen Nachbarn.
So sieht es ständig rund um die Halskestraße, Ecke Wilfriedstraße in Duisburg-Marxloh aus, sagen Nachbarn. © tHOMAS MIELKE | Eva Arndt

Er freue sich nicht mal mehr, wenn die Sonne scheint. Denn dann kommen die Familien aus den Häusern, stellen Holzkohlegrills auf der Wiese auf, und wenn sie fertig sind, bleibt Fleisch einfach darauf liegen. Die Geräte werden glühend heiß zurückgelassen, die Erwachsenen gehen wieder ins Haus und die Kinder spielen neben den heißen Grills. „Die anderen Bewohner beeilen sich dann und schütten kaltes Wasser über die glühenden Kohlen, damit sich die Kinder nicht verletzen. Es ist einfach entsetzlich“, erklärt Mielke.

Verein bietet Unterstützung für Neuankömmlinge aller Nationalitäten

Thomas Mielke ist der Vorsitzende des Vereins „Runder Tisch Marxloh“. Er und seine Mitstreiter versuchen, Neuankömmlinge aller Nationalitäten freundlich aufzunehmen. Doch Hilfestellungen im jetzt vermüllten Wohngebiet fruchten nicht. (Archivfoto)
Thomas Mielke ist der Vorsitzende des Vereins „Runder Tisch Marxloh“. Er und seine Mitstreiter versuchen, Neuankömmlinge aller Nationalitäten freundlich aufzunehmen. Doch Hilfestellungen im jetzt vermüllten Wohngebiet fruchten nicht. (Archivfoto) © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Gerade sein Verein sei dafür bekannt, dass er versucht, Neuankömmlinge aller Nationalitäten freundlich aufzunehmen, ihnen die Regeln dieser Gesellschaft zu erklären, ein gutes Miteinander zu haben und bei der Integration zu helfen. „Das klappt auch seit vielen Jahren. Wir haben hier bosnische und türkische Familien und Menschen anderer Herkunft. Das macht das Miteinander spannend und das Zusammenleben ist völlig problemlos.“ Aber, was seit längerer Zeit in dem grünen Wohngebiet passiere, sei einfach nur traurig und mache richtig wütend. „Nichts, was wir an Hilfestellung bieten, fruchtet.“

Als der bisher größte Müllhaufen in kürzester Zeit an den Wegen zwischen den Häusern deponiert wurde, war Mielke es leid. Er machte spontan Fotos und ein Video und stellte alles auf Facebook. „Ich habe die Stadt um Hilfe gebeten, die umgehend die Abfallaufsicht und das Ordnungsamt schickte. Denn hier gibt es auch eine Dame, die privat ihre Prostitutionsdienste anbietet – und das alles in direkter Nähe eines Kindergartens.“

Lebensmittelreste locken Ratten an. Die Abfallaufsicht kommt regelmäßig nach Duisburg-Marxloh.
Lebensmittelreste locken Ratten an. Die Abfallaufsicht kommt regelmäßig nach Duisburg-Marxloh. © FUNKE Foto Services | tHOMAS MIELKE

Gegen die Ratten wurden Fallen aufgestellt. Aber damit spielten die Kinder und steckten sonst was in die Fallen. „Die Eltern kümmern sich einfach überhaupt nicht“, sagt Mielke verzweifelt. „Diese Wohnsiedlung ist einfach nicht mehr lebenswert – und das liegt an den Menschen.“ In letzter Zeit wechsele auch ständig die Verwaltung. Die jetzige sei nicht einmal mehr telefonisch für die Mieter zu erreichen.

Illegale Abfallentsorgung ist ein Problem in Duisburg

„Wir stehen im konkreten Fall in regelmäßigem Kontakt mit der Hausverwaltung“, teilt die Stadt Duisburg auf Anfrage mit. Auf entsprechende Meldungen des Bürger- und Ordnungsamtes reagiere die Hausverwaltung „in der Regel zeitnah“. Auch in Duisburg stelle die illegale Abfallentsorgung teilweise ein Problem dar.

Zur Lösung habe die Stadt verschiedene Maßnahmen ergriffen. Die Abfallaufsicht kümmere sich schnell um gemeldete, wilde Müllkippen im Stadtgebiet und kontrolliere unmittelbar vor Ort. Im Anschluss werde die wilde Müllkippe durch die Wirtschaftsbetriebe Duisburg beseitigt und der Bereich gereinigt.

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„Auch im Stadtteil Marxloh zeigen der städtische Außendienst sowie die Abfallaufsicht verstärkt Präsenz, bestreifen dort die Straßen und leiten Verfahren ein. Werden bei den Kontrollen die Verursacher ermittelt, so wird gegen diese grundsätzlich ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Die Höhe des Bußgelds beträgt je nach Art und Umfang des Verstoßes zwischen 60 und 300 Euro.“

Das Bürger- und Ordnungsamt verfüge nicht über eigene Dolmetscher, werde aber durch das Kommunale Integrationszentrum der Stadt aktiv unterstützt. „Durch die Mitarbeitenden, die sogenannten Straßenpaten, des Kommunalen Integrationszentrums wird in rumänischer und bulgarischer Sprache Aufklärungs- und Integrationsarbeit geleistet“, teilt die Stadt mit.

>>ABFALLAUFSICHT ÜBERPRÜFT TAUSENDE WILDE MÜLLKIPPEN

  • Die Abfallaufsicht der Stadt Duisburg hat im Jahr 2022 insgesamt 8729 wilde Müllkippen überprüft, teilt die Stadt mit. Insgesamt wurden 634 Tonnen illegal abgeladener Müll abgefahren. Davon wurden von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg 718 „Rechnungsfahrten“ durchgeführt. Das sind die Fälle, in denen die jeweiligen Verursacher bekannt waren.
  • Das Bürger- und Ordnungsamt führt zudem seit Ende 2016 in wechselnder Zusammenarbeit mit der Polizei und den Wirtschaftsbetrieben Duisburg einmal im Monat in einem Duisburger Stadtteil eine Aktionswoche unter dem Motto „Null-Toleranz/ordnungsrechtliche Präsenz im Ortsteil“ durch. Mit der Aktion soll die zunehmende Müllproblematik in verschiedenen Stadtteilen bekämpft werden, erklärt die Stadt.