Duisburg. Fast 8200 Duisburger haben sich an einer Umfrage der Stadt beteiligt. So beantworten sie die Frage nach den fünf größten Problemen Duisburgs.

Wie denken die mehr als 500.000 Duisburgerinnen und Duisburger über die Lebensbedingungen zwischen Marxloh und Rahm, Hochheide und Duissern? Wie bewerten Sie, was Stadt und Politik zur Verbesserung der Lebensverhältnisse tun? Antworten darauf sind in einer von Armut und dem Zuzug ausländischer Neubürger geprägten Bevölkerung schwer zu erhalten. Die sinkende Wahlbeteiligung in der Nichtwähler-Hochburg Duisburg zeigt die Distanz vieler Einwohner zu den Institutionen. Wie kann man hier trotzdem möglichst viele Menschen einbinden?

Stadtspitze und Rat wollen es auch mit repräsentativen Bevölkerungsbefragungen versuchen. Damit, so Oberbürgermeister Sören Link, „haben wir eine weitere Form der Bürgerbeteiligung an den Abläufen in Verwaltung und Politik geschaffen“. Diese wird offensichtlich gut angenommen: Fast 8200 volljährige Einwohner haben bei der ersten Umfrage den Fragebogen der Stabsstelle für Wahlen und Informationslogistik ausgefüllt (>> Details zur Erhebung). Ergebnisse liegen nun vor – so etwa die Antworten auf die Frage: „Was sind Ihrer Meinung nach zurzeit die fünf größten Probleme in Duisburg insgesamt?“

Umfrage-Ergebnis: Duisburger bewerten Kriminalität, Zuwanderung und Straßenschäden als größte Probleme

Bei der schriftlichen Befragung wählten die meisten Teilnehmenden – 45 Prozent – bei dieser Frage die Antwortmöglichkeit „Kriminalität/Unsicherheit“ aus. Die gefühlte Unsicherheit ist anscheinend groß, obwohl die statistische Gefahr, in Duisburg Opfer eines Verbrechens zu werden, laut Kriminalstatistik, langfristig betrachtet, gesunken ist. Am zweithäufigsten markierten die Interviewten „Schäden im Straßenraum (Schlaglöcher u.a.)“ als eines der fünf größten Duisburger Probleme (42,3 %), am dritthäufigsten „Zuwanderung“ (37,8 %).

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Auch bei der Frage nach den fünf größten Problemen in ihrem eigenen Stadtteil wählten die meisten Befragten diese drei Antwortmöglichkeiten aus – hier jedoch die „Schäden im Straßenraum“ (45,2 %) noch häufiger als „Kriminalität/Unsicherheit“ (33,4 %) und „Zuwanderung“ (30,2 %). Die Liste von Wohn- und Nebenstraßen, die Flickenteppichen und Schlaglochpisten gleichen, ist in der ehemaligen Haushaltssicherungskommune trotz mehrerer Sanierungsprogramme weiterhin lang.

Rangfolge: Befragte markieren „Zuwanderung“ als Problem Nummer eins

Aber auch die „Mangelhafte Sauberkeit von Straßen und Grünanlagen“ wurde bei der Frage nach Duisburgs Top-5-Problemen häufiger genannt als etwa Armut (29,9 %), „Schlechter öffentlicher Nahverkehr“ (25,4 %) oder Arbeitslosigkeit (21,8 %) (siehe Grafik).

Die Befragten hatten darüber hinaus die Möglichkeit, eine Rangfolge von Duisburgs Problemen anzugeben. Dabei habe sich ein etwas anderes Bild ergeben: Hier wurde „,Zuwanderung’ sowohl auf stadtweiter Ebene (15,0 %) als auch auf Stadtteilebene (11,0 %) am häufigsten als das größte Problem wahrgenommen“, berichtet die Stabsstelle.

Für die Stadtverwaltung stehe „das Thema im Fokus des Handelns“, kommentiert Stadtsprecherin Susanne Stölting dieses Ergebnis, das aufgrund der sehr allgemein formulierten Antwortmöglichkeit „Zuwanderung“ viel Interpretationsspielraum lässt. „Zahlreiche Projekte wurden und werden angestoßen, um die Integration der Menschen, die zu uns kommen, zu erleichtern und zu verbessern.“

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Die Folgen der Zuwanderung bewertet ein Großteil der Duisburgerinnen und Duisburger als problematisch. Nach Duisburg sind binnen weniger Jahre auch viele Neubürger aus Bulgarien, Rumänien und Syrien gezogen, zuletzt mehrere Tausend ukrainische Geflüchtete.
Die Folgen der Zuwanderung bewertet ein Großteil der Duisburgerinnen und Duisburger als problematisch. Nach Duisburg sind binnen weniger Jahre auch viele Neubürger aus Bulgarien, Rumänien und Syrien gezogen, zuletzt mehrere Tausend ukrainische Geflüchtete. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Probleme-Frage: Unterschiede zwischen Stadtbezirken

Auffällig ist aus Sicht der städtischen Meinungsforscher, „dass es bei der Benennung des größten Problems des unmittelbaren Wohnumfeldes deutliche regionale Unterschiede gibt“. Die Schäden im Straßenraum seien von Befragten aus den Stadtbezirken Walsum, Mitte, Rheinhausen und Süd als größtes Problem genannt worden, während dies für Teilnehmer aus den anderen drei Bezirken eine „eher untergeordnete Rolle“ gespielt habe.

Und in den Bezirken Hamborn und Meiderich/Beeck, wo die anteilig meisten Menschen mit Migrationshintergrund leben, betrachten die Einwohner laut Umfrageergebnis primär die Zuwanderung und die Kriminalität als größte Probleme.

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Im Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl dagegen sei vor allem der öffentliche Personennahverkehr als problematisch betrachtet worden. Und Befragte aus dem Stadtsüden benannten ein Problem als schwerwiegend, das von den Teilnehmern aus dem Rest der Stadt nur selten angeführt worden sei: hohe Mietkosten.

Wo investieren, wo sparen?

Hinweise auf das Problemempfinden und die Prioritäten der Einwohner geben auch die Antworten auf diese Frage nach Investitionswünschen: „Wie sollte sich die Stadt Duisburg Ihrer Meinung nach bei den folgenden Aufgaben verhalten: Geld einsparen, die Ausgaben unverändert lassen oder mehr Geld ausgeben?“

Auch hier hat die gefühlte Unsicherheit einen besonders hohen Stellenwert: 80 Prozent plädieren für mehr Investitionen in Schutz vor Kriminalität und 79 Prozent für mehr Ausgaben zur Bekämpfung der Jugendkriminalität. Große Mehrheiten finden außerdem, die Stadt sollte mehr Geld in ihre Straßen, in die Schulen und Kitas, in Krankenhäuser und Sauberkeit sowie in Schwimmbäder und öffentliche Verkehrsmittel investieren. Auf der anderen Seite sehen viele Befragte Einsparpotenzial im kulturellen Bereich sowie beim Denkmalschutz (siehe Grafik).

>> Stadtdirektor Murrack: „Erkenntnisse zum Wohle der Bevölkerung einfließen lassen“

  • Repräsentative Bevölkerungsbefragungen ließ die Stadt Duisburg bereits von 1981 bis 2009 durchführen. Stadtdirektor Martin Murrack freut sich nach der Wiedereinführung über die hohe Beteiligung: „Der erfolgreiche Rücklauf zeigt, dass diese Form der Beteiligung gut angenommen wird und uns die Möglichkeit bietet, die Erkenntnisse zum Wohle der Bevölkerung einfließen zu lassen.“
  • Die Ergebnisse der ersten Befragung wurden dem Rat im Juni vorgestellt, in den kommenden Wochen werden die Bezirksvertretungen informiert – etliche Fragestellungen beziehen sich auf Bezirke, Stadtteile und Nebenzentren. Die Stadt informiert auch bei Bürgerveranstaltungen.
  • Einen ersten Ergebnisbericht und alle Informationen zu den Bürgerbefragungen finden Interessierte auf duisburg.de/bevoelkerungsbefragung.
  • Die Stabsstelle für Wahlen und Informationslogistik hebt in ihrer Kurzzusammenfassung auch diese Ergebnisse hervor: „Der Großteil der Duisburger*innen lebt gerne in Duisburg.“
  • Besonders zufrieden sind die Duisburger*innen mit den Freizeitangeboten und der Naherholung in ihrer Stadt sowie der Nahversorgung und den kulturellen Angeboten.“